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Lesemonat September 2022

  Titel Autor:in Erscheinungsjahr Print / Ebook / Hörbuch Seitenzahl
1 Upgrade Blake Crouch 2022 gelesen, englisch 341
2 Binti Nnedi Okorafor 2018 gelesen, deutsch 345
4 Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten Avi Loeb  2021  gelesen, deutsch  273 
5 Freiheitsgeld Andreas Eschbach 2022 gehört, deutsch  526 
6 Never Ken Follet 2021  gehört, deutsch   881 
 7 The Loophole Naz Kutub  2022 gelesen, englisch  331 
8 Here goes nothing Steve Toltz 2022 gelesen, englisch  368 
9 Das Graveyard Buch Neil Gaiman 2012  vorgelesen, deutsch  316 
10 Fairy Tale Stephen King 2022 gehört, deutsch 881
11 GERMAN KAIJU -  Operation M.E.L.B.A Markus Heitkamp 2022 gelesen, deutsch 160
12 Roboter: Fading Smoke R. M. Amerein 2011 gelesen, deutsch 215
13 Der letzte Weg Eve Smith 2022 gelesen, deutsch 461
14 The Calcutta Chromosome Amitav Ghosh 2011 gelesen, englisch 270
15 Speed of Dark Elizabeth Moon 2010 gelesen, englisch 430
16 Locus Issue 739 diverse  2022 gelesen, englisch 333
17 Sonnenseiten: Street Art trifft Solarpunk diverse 2022 gelesen, deutsch 288

Über den Lesemonat

 Werke ohne Rezension

 Ich habe es nicht rechtzeitig geschafft, Roboter: Fading Smoke zu rezensieren, das kommt Anfang Oktober. 

Immerhin habe ich im September zwei Rezensionen geschafft, den Rest rezensiere ich hier in etwas kompakterer Form: 

 

Upgrade von Blake Crouch

Das hat mir sehr gut gefallen. Einige Konflikte gingen etwas schnell, anderes hätte ich gern näher beleuchtet, wie die allmähliche Veränderung der Fähigkeiten des Protagonisten. Sehr gut geschildert war die Ehe und die Beziehung zur Tochter, zur Beziehung zu Mutter und Schwester hat mir noch griffiges gefehlt. 

Der Schluss war aus meiner Sicht außergewöhnlich gut gelungen, so gut bringt selten mal jemand einen Roman zu Ende.

Die Prämisse des Romans finde ich auch wichtig: Wie kann man dafür sorgen, dass die Menschheit die Kurve kriegt und den Klimawandel (und ähnlich dringliches) endlich stoppt und nicht weitermacht wie bisher?

Die Antwort, die hier gefunden wird, und auch die Erklärung dafür, warum es jetzt noch nicht so ist, sind ungewöhnlich gut verpackt. Lese-Empfehlung.

 

Binti von Nnedi Okorafor

Ich kannte bereits einen Roman, der mir aber weniger zugesagt hat. Mit Binti kam ich besser klar, da der SF-Gehalt deutlich höher und klarer. Die dritte Novelle war mir aber etwas zu abgefahren. Ich habe Kurzgeschichten der Autorin gelesen, die mir deutlich besser gelegen haben als die beiden Romane.

 

Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten von Avi Loeb

Etwas weitschweifiges Sachbuch (sowas dürfen nur Amis), aber liebenswert und mti vielen coolen Ideen und einer schönen, wenn auch arg optimistischen Prämisse, dass wir Menschen mehr Demut empfinden würden, wenn wir Beweise dafür hätten, dass wir nicht alleine sind.

Überzeugender finde ich, dass es wahrscheinlicher ist, dass wir Artefakte bereits untergegangener Zivilisationen finden. 

Empfohlen wurde mir das Buch sehr wortreich von einem Sport-Kollegen, der so geschwärmt hat, dass ich nicht anders konnte. 

 

Freiheitsgeld von Andreas Eschbach

Es fehlt nicht viel, und ich würde das als Zeitverschwendung ansehen. Das war nichts. Lieber seine alten Romane lesen.

 

Never von Ken Follet

Das spielt zwar nicht in der Liga von die Säulen der Erde oder die Pfeiler der Macht, doch den Roman empfinde ich als sehr lesenswert.

Mir fällt auf, dass Follet sehr glaubhafte, starke Frauenfiguren drauf hat (vor allem, wenn man zeitgleich Eschbach liest, fällt das sehr auf ...). Der Plot ist klar - was müsste passieren, damit ein Atomkrieg startet? Die Handlung ist leider überzeugend und orientiert sich ein wenig daran, wie auch schon der erste Weltkrieg losging, ohne dass irgendjemand wirklich Krieg wollte. Nicht zu reagieren ist meist keine Option und selbst wenn man sich bemüht, angemessen zu reagieren, fühlt sich die Gegenseite stets zu einer Antwort aufgefordert.

Der Roman hätte vielleicht etwas kompakter sein können, es gibt eine Nebenhandlung, die mir im Gesamtkontext nicht ganz einleuchtet, aber insgesamt sehr gelungen, zwingend und beängstigend und selbstverständlich gewohnt unterhaltsam. Das multiperspektivische Erzählen hat er eh voll drauf. 

 

The Loophole von Naz Kutub

Dialog und Erzählstimme eins a, das trägt mich auch über den ziemlich klaren Young-Adult-Anteil, der immer mal wieder zwischen Zaunpfahl und Banalitäten wankt.

Die Figuren sind erstaunlich komplex und liebenswert, mit Ausnahme des Vaters des Ich-Erzählers Sy. Der ist kein Stück interessant und absolut dem muslimischen "Wenn mein Sohn schwul ist, ist er für mich tot"-Klischee entspricht. Das ist vermutlich Lebensrealität, aber ein paar Farben hätten da trotzdem nicht geschadet. So wurde es doch sehr ... stumpf.

Der Exfreund Faroukh konnte mich auch nicht ganz überzeugen. Ich meine, wer sagt denn zu einem Siebzehnjährigen: "Wenn du mich liebst, kommst du in einer Woche mit mir mit und verlässt den Kontinent und deine Familie. Los. Sag. Du hast drei Sekunden." (So ungefähr) So ein Verhalten ist unfair, auch wenn man selbst erst achtzehn ist. Klar kann man sich so verhalten, aber wieso erwähnt in dem Roman niemand, wie krass das ist? Alle scheinen das okay zu finden und Sy ist der Böse, weil er sich nicht aufraffen konnte, sein ganzes Leben aufzugeben?

Reggie, die unbekannte Frau, die in Sys Leben tritt und ihm drei Wünsche erfüllen will, trägt den Roman fast alleine, auch wenn sie wirklich unerträglich viel trinkt (und wenig isst). Ihre Geschichte ist dann auch fast interessanter. Der Rest ist relativ vorhersehbar, aber wow, wirklich tolle Dialoge! Da hat jemand ein Ohr für gesprochene Sprache. Habe ich sehr genossen. Der Schluss hat mir auch gut gefallen und er war nicht (überall) vorhersehbar.

 

Here goes nothing von Steve Toltz

Unglaublich unterhaltsam, gekonnt in jeder Hinsicht und sehr sehr abgefahren. Hat mich auf den ersten Seiten schon überzeugt. So viel Witz neben viel Tragik. Das können nicht viele.

Die Figuren machen auch einfach Spaß.

Und zum Thema "Leben nach dem Tod" gibt es hier so viele Ideen, dass ich dazu nie wieder etwas anderes lesen muss. 

Der Schluss war meiner Ansicht nach vergeigt und einige Details könnte ich nun anjammern, aber trotzdem ist es noch immer mein Highlight des Monats. Unglaublich gute Szenen, Figuren, die einem so vorkommen, als würde man sie neben sich atmen spüren. 
Krass mutig, aber absolut überzeugend fand ich die gestreamte Geburt während der Apokalypse (nix Krankenhaus möglich) einer Pandemie, in der die gebährende Frau bei sich selbst einen Kaiserschnitt machen muss und ihre Zuschauer:innen sie dazu beraten. Das war ... nun, das gehört zu den Szenen in Büchern, die nie wieder weggehen.

 

Graveyard Book von Neil Gaiman

Das habe ich irgendwann 2020 mal abgebrochen mit dem Hintergedanken: Ach, das lese ich irgendwann mit unserer Tochter. Nur war die 2020 noch zu jung.

2022 war sie aber genau richtig und es ist auch schon ihr drittes Buch von Gaiman (Coraline, was echter Kinder-Horror ist und Sternenwanderer, was übrigens absolut kein Buch für Kinder ist, was das Metzeln eines Einhornkopfes und etliche Sexszenen beweisen, allerdings habe ich festgestellt, dass sehr junge Kinder Sexszenen gar nicht bemerken). 

Das Graveyard Book ist auch nicht frei von Gemetzel, aber immerhin eindeutig für Kinder geeignet. Es schiebt mal hier mal da einige Längen vor sich her, wird aber auch zuverlässig immer wieder spannend und lässt sich auch gut vorlesen. 

Die Figuren machen viel Spaß und die Grenze zwischen Toten und Lebendigen verschiebt sich auf eine kindgerechte, phantastische Art und Weise. 

Es gibt viele Identifikationsmomente und auch Geheimnisse, die einen bei der Stange halten und es ist deutlich besser geschrieben als das Meiste, was für unter Zwölfjährige so verfügbar sind.

Wir lesen den Ozean am Ende der Straße als nächstes von ihm, den kenne ich schon, und dafür dürfte sie nun auch ausreichend alt sein. 

Leider sind andere Kinderbücher noch nicht übersetzt, das mit dem Goldfisch und dem Vater wäre sonst sicher witzig.

 

Fairy Tale von Stephen King

Natürlich lese ich den neuen King! Oder lasse ihn mir von David Nathan vorlesen. Das ist einer der besseren, wenn auch keinesfalls der beste und er hat sehr, sehr viel Fantasy nach dem ersten Drittel. Und einen Klacks zu viele Figuren. Aber King beweist mal wieder, wie gut er Kämpfe schildern kann. Und dass er damit durchkommt, wenn er bei allen Märchen klaut, die ihm in den Sinn kommen.

Äußerst sympathischer Ich-Erzähler, toller miesepetriger alter Nachbar und die beste Hündin der Welt, Radar! 

 

Der letzte Weg von Eve Smith

Nix mehr Antibiotika für alle Menschen unter siebzig. Beeindruckender Weltenbau, zwei von drei Perspektiven sehr gelungen. Etwas viel Zufall (nun, eigentlich unglaubwürdig viel), trotzdem eines der Highlights von 2022 (von den Übersetzungen im SF-Bereich jetzt, Here goes nothing ist viel besser, aber das wurde noch nicht übersetzt). Konsequenter Schluss. Lese-Empfehlung.

 

The Calcutta Chromosome von Amitav Ghosh

Manchmal muss ich mich wohl selbst geißeln. Nicht, weil der Roman schlecht ist, er ist nur unglaublich schwierig. So ein Buch scheine ich jeden Monat dabei zu haben. Ich kann gar nicht wirklich viel dazu sagen. Zwar haben mir viele medizinische Details eingeleuchtet, aber der Plot hat mich so oft verloren, dass ich gar kein Gesamtfazit ziehen kann. Vielleicht noch mal auf Deutsch lesen?

 

Speed of Dark von Elizabeth Moon

Krass gutes Buch, das eine mutige Frage stellt:
Wenn Behinderungen "heilbar" sind, machen wir das dann? Und wenn ja, zu welchem Preis?

Bei vielen Behinderungen ist die Antwort vermutlich leicht zu geben, aber was ist mit Autismus?

Der Ich-Erzähler in diesem Buch ist Autist. Er hat Arbeit, ein Hobby, ist verliebt, hat seine eigene Wohnung. Er hat sich arrangiert in einer Welt, in der es nur noch wenige Autos für den Individualverkehr gibt (er hat eine Erlaubnis aufgrund seines Autismus), die leicht in der Zukunft spielt.

Autismus stirbt fast aus, weil man schon sehr früh eingreifen kann. Nur Leute in seinem Alter oder älter sind noch betroffen. Dann wird ein Verfahren (eine OP mit anschließender Therapie) entwickelt, dass Autismus "heilen" kann. Er und einige ebenfalls autistische Personen aus seinem direkten Umfeld (Arbeit) stehen vor der Entscheidung, wie sie damit umgehen.  Ist es das richtige? Was wird es verändern? Bin ich danach noch ich selbst?

Der Roman schafft es, die Antwort dem Lesenden zu überlassen, aber trotzdem den Plot mit einem klaren Ende zu Ende zu bringen und mutig zugunsten der Handlung Entscheidungen zu treffen, drückt sich nicht davor und kann aufgrund der Perspektive eben auch einen guten Schluss bieten. Ich bin beeindruckt. Und ein wenig verstört.

 

Locus Issue 739

Eigentlich habe ich das am Anfang des Monats gelesen, da habe ich ja die ganzen us-amerikanischen Empfehlungen zu Neu-Erscheinungen her. Die Kurzgeschichten klangen (bis auf eine Anthologie, die ich aber noch nicht durch habe) alle nicht so dolle, also habe ich diesmal ein paar Romane gekauft und gelesen.  Offenbar war ich der Meinung, der SuB verträgt das. Nun ja - es hat jedenfalls Spaß gemacht!

 

 

 

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