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Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson

Harte Fakten

Titel Wir haben schon immer im Schloss gelebt
Autor*in Shirley Jackson 
Erscheinungsjahr 1962 
Seitenzahl 224 
Länge Hörbuch 6 Std. 7
Sprecher*in Richard Barenberg

Inhalt

Es hilft, dass erneut Richard Barenberg der Sprecher ist, wie auch schon bei dem ersten Hörbuch der Autorin, das ich genossen habe: Spuk in Hill House. Im Gegensatz zu diesem hält sich dieses aber durchaus an die Naturgesetze (jedenfalls vermutlich) - und ich hätte es eigentlich auch nicht als Horror eingestuft.

 

Spannend ist es aber durchaus. Erzählt wird aus der Sicht der achtzehnjährigen Merricat. Der Einstieg erfolgt bei ihrem wöchentlichen Einkauf im angrenzenden Dorf. Warum sind die Leute nur so feindselig zu ihr? Warum hassen alle die Blackwoods?

Nach und nach entblättern sich Dinge aus der Vergangenheit - erstaunliche Dinge. Merricat würde ich durchaus als unzuverlässige Erzählerin bezeichnen, da sie nicht alles berichtet, was sie weiß und sich auch sonst eher merkwürdig verhält. Einige Dinge wirken etwas bedrohlich, auch wenn sie es eigentlich nicht sind. Zum Beispiel der oft wiederholte Satz "Ich sollte netter zu Onkel Julian sein" (später wird klar, warum sie sich das ständig sagt). 

Immerhin leben von den Blackwoods außer Merricat nur noch ihre ältere Schwester Constance und eben jeder Onkel Julian, der Bruder ihres Vaters. Der Rest der Familie wurde vor circa sechs Jahren beim Tee mit Arsen im Zucker vergiftet. Julian hatte auch einiges abbekommen, hat aber überlebt, auch wenn er seitdem ein Pflegefall ist. Constance nahm nichts von dem Zucker und wurde daher verdächtigt, aber freigesprochen (die Dorfbewohner:innen halten sie dennoch für schuldig). Merricat war damals wegen einer Unartigkeit in ihr Zimmer geschickt worden und kam daher nicht zu Schaden. 

Constance geht seitdem nicht mehr ins Dorf und Julian kann sich nur noch mittels eines Rollstuhls fortbewegen. Obwohl Merricat durchaus in sehr seltsamen Verhältnissen lebt und auch sonst merkwürdig ist, wirkt sie glücklich. Bis eines Tages Cousin Charles auftaucht und sich - übrigens recht frech - im Schloss Blackwood einrichtet. 

 

Das Erzähltempo ist gewohnt langsam und es ist gespickt von Andeutungen, so dass ich der Handlung folge wie einem guten Krimi. Jackson hat es drauf, genau jene subtile Art zu schreiben zu bedienen, die ich als Leserin so schätze.

 

Spoilernde Ideen zum Schluss

Ich hatte gedacht, der Titel würde "Wir haben schon immer in einem Spukschloss gelebt" heißen. Daher hatte ich es so interpretiert, dass Merricat und Constance am Ende Geister sind, die sich in dem Schloss verbarrikadiert haben. Zwei Geister, die in Eintracht und Liebe miteinander wohnen und nichts mit den (anderen) Menschen zu tun haben wollen. 

Zwar stellen die Dorfbewohner:innen ihnen Essen vor die Tür, da sie inzwischen ein schlechtes Gewissen haben - aber würde das wirklich reichen? Irgendwann wachsen Pflanzen über die verbrannte Fassade und das Dach des Hauses. Das dauert schon eine Weile. Würden die beiden jungen Frauen denn wirklich mit so wenig Essen so lange überleben?

Und wann sind sie gestorben? Schon während des Brandes? Danach, an Hunger? Für mich lässt der Roman einige Fragen offen. Allerdings auf eine gute Art. 

 

 

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