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Die Unvollkommenen von Theresa Hannig

Inhalt

Deutsche SF, da kenne ich mich in der Szene noch nicht sehr gut aus und habe bisher zwar dutzend von Kurzgeschichten, aber noch nicht sehr viele Romane gelesen. Gern würde ich den Roman etwas positiver rezensieren, allerdings hat mich der Plot nicht so sehr mitgerissen. Eine deutlich positivere Rezension gibt es z. B. beim Fantasyguide. Dort gibt es auch mehr Infos zur Autorin. Hier ist die Homepage der Autorin. Beim Kauf des Audiobooks fehlte mir ein Hinweis darauf, dass es sich hier um den zweiten Band handelt - das ist ärgerlich. Ich  hätte sonst zunächst den ersten gelesen.

 

Inhalt

Die Protagonistin Lila (bürgerlicher Name Paula Richter) sitzt wegen Hochverrats. Fünf Jahre war sie "in Verwahrung" - was nichts anderes heißt als dass ihr Lebenszeit gestohlen wurde. Während man in Verwahrung ist, ist man nämlich nicht bei Bewusstsein. 

 

Nun wird ihre Strafe auf Bewährung fortgesetzt in einem Institut. Eine Chance auf Freiheit wird sie nie haben. Außerdem werden schwere Verstöße bestraft. Wer ein "Team-Mitglied" (Mitgefangene) angreift, zu fliehen versucht oder andere Taten begeht, wird erneut in Verwahrung genommen. Zunächst nur Monate, irgendwann jedoch auch Jahre. Schlimmstenfalls kann die Verwahrung bis zum Tod fortgesetzt werden. Lila ist bereits entsetzt darüber, dass ihr die letzten fünf Jahre fehlen. Nicht nur, dass sie nun bereits Ende dreißig ist, sondern auch in der Welt da draußen hat sich seitdem viel verändert, ohne dass ihr das nun sogleich erklärt wird.

 

Nur nach und nach kehren ihre Erinnerungen zurück. Währenddessen versucht sie sich, in ihrem neuen Alltag einzufinden. In dem - mittels Fühlanzug oder sogar "Bio-Real" allerhand Hobbies und Beschäftigung möglich sind. Nur Kochen nicht. Das Essen wird geliefert und ist außerordentlich gut. So außerordentlich, dass alle Mitinsass:innen bereits auffällig wohlgenährt aussehen. Sie freundet sich mit dem Mitinsassen Kofler an, der sie über einiges aufklärt. Er warnt sie auch dafür, zu viel zu essen und zu träge zu werden, da dies dazu führen wird, dass sie sich mit ihrem Leben im Institut zufrieden gibt und vollends auf ihre Freiheit und ihr Entfaltungsrecht verzichtet. Doch Lila will aus dem Institut fliehen. Schon bald wird ihr klar, dass auch Kofler das will - und sie als seine Komplizin ausersehen hat.

 

Meinung

Vor allem im ersten Drittel gibt es einige gruselige und sehr spannende Momente, die mir gefallen. Außerdem finde ich es gut, dass es in und bei München spielt. Es gibt keinen Infodump, ich (die ich ja den ersten Teil nicht kenne) muss nach und nach gemeinsam mit der Protagonistin entdecken, in was für einer Welt sie jetzt lebt. Außerdem stammen die Informationen aus unterschiedlichen Quellen und nicht alle sagen die Wahrheit. Die Subtilität einiger Szenen ist gelungen.

Grausam empfinde ich auch die Strafe der Inverwahrungnahme. "Erlebnisentzug" ist eine sehr konsequente Steigerung von Freiheitsentzug. Die Parallelen zum Schlaraffenland im Institut sind ebenfalls gelungen. Meiner Meinung nach hätte Lilas Zeit im Institut etwas länger dauern können, da ich diese Idee eines Gefängnisses sehr gelungen fand und nicht finde, dass das Potenzial ausgenutzt wurde.

  

Der Weltenbau und das Setting haben mich überzeugt. Der Plot hat mich hingegen nicht mitgerissen, obwohl ich leider nicht sagen kann, warum das so ist. Die Nebenfigur Kofler fand ich streckenweise interessant, aber nicht durchgängig. Die Protagonistin Lila fand ich anfänglich noch spannend, aber das ließ dann immer mehr nach. Was ist da passiert? Hat sie vielleicht zu wenige Facetten, so dass sie mich nicht über zehn Stunden fesseln kann? Obwohl sie wirklich ernsthafte Schwierigkeiten und stets sehr klare Ziele und Aufgaben hat, hat mich die meiste Zeit nicht wirklich interessiert, wie es weitergeht.

 

Sehr gut gefällt mir, dass es szenisch geschrieben ist und es gute Details und solide Dialoge gibt. Leider schreitet die Geschichte nur sehr langsam voran. Es gibt ein paar unerwartete Wendungen, leider finde ich einige davon auch nicht sehr glaubhaft - was daran liegen mag, dass mir der erste Band unbekannt ist und die Figuren des Samson und der Böser mir komplett neu sind. Das Ende glaube ich zwar verstanden zu haben, aber allzu beeindruckt war ich davon nicht. Gut finde ich, dass ich deutsche SF gehört habe, geschrieben von einer Frau. Aber besser wäre es gewesen, mich hätte die Geschichte dann auch so geflasht, dass ich eine begeistertere Rezension hätte schreiben können. 

Harte Fakten

Titel Die Unvollkommenen (Band 2, der Band 1 war "Die Optimierer") 
Autor*in Theresa Hannig 
Erscheinungsjahr 2019 
Seitenzahl 399 
Länge Hörbuch 11 Std. 11
Sprecher*in Richard Barenberg 

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