Harte Fakten
Titel | Zeit der Eisblumen |
Autor*in | Dagmar Kekulé |
Erscheinungsjahr | 2015 |
Seitenzahl | 282 |
Inhalt
"Ich bin eine Wolke" hatte ich gelesen, als ich vierzehn war. Leider war es mir damals nicht gelungen, meine Deutschklasse und unseren Deutschlehrer davon zu überzeugen "Ich bin eine Wolke" im Unterricht zu lesen, ich stellte das Buch ein wenig zu ungeschickt vor. "Schlechte Sprache, so wie man spricht" schreckte alle ab. Was ich natürlich gemeint hatte, war, dass die Ich-Erzählerin authentisch klingt, als würde sie mir ins Ohr flüstern, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nie so gelesen hatte und sofort toll fand.
Dadurch freundete ich mich mit Paulina an und las auch den Nachfolger "Das Blaue vom Himmel".
Als ich kürzlich entdeckte, dass es einen dritten Roman gibt, bin ich nach fast dreißig Jahren auch gern zu ihr zurückgekehrt.
Übrigens lasen wir damals im Deutschunterricht stattdessen "Die Outsider" von Susan E. Hinton, was ich durchaus ebenfalls sehr lohnenswert fand.
Die Autorin Kekulé war Erzieherin, kennt sich also mit Kindern und Jugendlichen in prekären Situationen wie Paulina (Mutter trinkt, Vater weg, Teenager alleine zu Hause) aus. Sie ist mit einem Anwalt verheiratet und bearbeitet Kriminalfälle für das Fernsehen. Bei der Rechere für die Rezi stelle ich fest, dass es noch einen weiteren Roman mit Paulina als Erwachsene gibt, "Paulinas wilde Reiter".
"Die Zeit der Eisblumen" ist witzig und es gibt durchaus viel zu raten bei dem Mordfall. Die Figuren sind zum Teil skurril, alleine schon der Name des Strafverteidigers Fürchtegott bringt mich zum Grinsen.
Stellenweise wird hier mit der Skurrilität ein wenig übertrieben. Spannend ist es dennoch und bleibt auch durchgehend unterhaltsam. Paulinas nun erwachsener Ton ist passend und die Anspielungen auf frühere Zeiten sind für mich sehr nett. Man kann das Buch auch bedenkenlos lesen, ohne die Vorgänger zu kennen, es baut nicht aufeinander auf.
Trotzdem reicht dieser Roman in keiner Weise an "Ich bin eine Wolke" heran, das für mich auch heute noch vielschichtig und doppelbödig, mitreißend und sehr gut beobachtet ist. Wer auch immer mit Kekulés Paulina starten möchte, sollte es mit "Ich bin eine Wolke" tun, auch im Erwachsenenalter.
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