Inhalt
Schon der Prolog ist wirklich gut. Warum mietet sich der Besitzer und Bewohner der vierhundert Jahre alten Villa sich drei Tage im Monat bei Vollmond im Hotel ein? Was geschieht denn dann?
Er muss aber nach der Dunkelheit zurück, um eine Unterlage für die Steuern zu holen und da geschieht es.
Perspektivenwechsel. Kapitel 1. Rob wird informiert, dass sein Vater tot aufgefunden wurde. Er, seine Frau Vicky und sein fünfjähriger Sohn Timmy machen sich zur Testamentsverlesung und zur Organisation der Beerdigung auf dem Weg zu seinem Elternhaus. Die Mutter ist schon vor Jahren verstorben. Es wird klar, dass Rob sich auf den Besuch dort nicht freut. Er verabscheute seinen Vater und das Verhältnis zu seinem älteren Bruder Martin ist auch nicht das Beste. Einzig auf seine Schwester Grace freut er sich, wenn auch nicht allzu sehr auf deren Lebenspartnerin Portia.
Kurz nach der Ankunft wird das Testament verlesen. Viel Bargeld gibt es leider nicht, offenbar hat der Vater gern mal auf der Rennbahn gewettet. Das Haus aber ist 1,5 Millionen Pfund wert. Allerdings sieht das Testament vor, dass die drei Geschwister sich dreizehn Jahre um den Unterhalt kümmern müssen und weder das Haus noch irgendetwas, das sich darin befindet, verkaufen dürfen und anschließend soll Timmy der Alleinerbe werden. Die Geschwister sind verdutzt und wütend. Der Unterhalt ist kosten- und arbeitsintensiv. Selber leben dürfen sie dort, aber eine Vermietung ist nicht erlaubt. Insbesondere Martin ist erbost und möchte das Testament anfechten.
Doch bevor sie Pläne schmieden können, verschwindet Timmy. Zunächst suchen sie selber, dann durchkämmt ein Suchtrupp tagelang ergebnislos die Umgebung. Auch das Haus wird gründlich durchsucht, dabei finden sie eine bis dahin unbekannte Kammer, ein sogenanntes "Priest Hole". Nicolas Owen, der im Roman als möglicher Erbauer des Priesterlochs erwähnt wird, hat es tatsächlich gegeben.
Zwischenzeitlich hat die Obduktion ergeben, dass ihr verstorbener Vater mit einem Hammer erschlagen wurde. Nun wird in einem Mordfall ermittelt. Außerdem ist der Dachboden voller Koffer, die offenbar zu Häftlingen gehörten. Der Vater hatte bis zu seiner Pension das nahe gelegene Gefängnis geleitet. Was haben die Koffer zu bedeuten? Hat ihn womöglich ein ehemaliger Häftling erschlagen?
Während Timmy gesucht wird, bleibt die gesamte Familie im Haus, Rob und Vicky, seine Schwester Grace mit Portia und der älteste Bruder Martin mit seiner Frau Katharina. Sowohl Rob als auch Grace und Vicky hören nachts Flüstern, Vicky und auch Rob werden sogar geschubst und getreten, sehen jedoch ihre Angreifer nicht. Als die den lokalen Führer des Suchtrupps ins Vertrauen ziehen, macht er sie mit der jungen "Hexe" Ada bekannt, die sich auf die Suche nach Präsenzen im Haus macht. Diese zieht schnell einen Kollegen hinzu. Womit haben wir es hier zu tun? Was ist in dem Haus? Wer hat den Vater ermordet? Wo steckt Timmy? Und dann verschwindet ein weiteres Familienmitglied...
Der Roman ist extrem gut gemacht. Das Übernatürliche gewinnt nach und nach an Fahrt, ich als Leserin erfahre gemeinsam mit den Protagonist:innen mehr und mehr davon und werde so langsam in das Geschehen hinein gezogen. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als vor Ort zu bleiben, da sie ihren Sohn wiederfinden wollen.
Gut gemacht außerdem: In den wenigen Szenen, die Timmy vor seinem Verschwinden hat, wird klargestellt, dass er (wie alle Kinder) oft eine ziemliche Nervensäge ist. Sehr rasch bin ich auf Robs und Vickys Seite und auch Grace hat meine Sympathien. Martin, Katharina und Portia bleiben zunächst angenehm ambivalent und die Hexe Ada und ihren Kollegen betrachte ich zunächst mit Skepsis, erhoffe mir aber - wie Rob und Vicky - von ihnen die Antworten auf einige Rätsel.
Während der ganzen Zeit drängelt die Zeit: Wo steckt Timmy? Verdurstet er gerade? Ist es eine Art Poltergeist-Szenario, steckt er in einer anderen Dimension? Fast glaube ich sogar, Masterton spielt auf Poltergeist an. Als er schildert, wie Rob sich die Hexe Ada vorgestellt hat, meine ich doch anhand der Beschreibung das Medium Tangina Barrons aus dem ersten Poltergeist Film wiederzuerkennen.
Der Schluss ist auch erstaunlich gelungen. Natürlich kann sich dieser Horror nicht an die Naturgesetze halten, aber es wird doch in einem in dieser Welt logischen Rahmen extrem gut aufgeklärt und auch konsequent zu Ende geführt. Beeindruckend! Wenn ich einiges nachschlage, finde ich auch, dass vieles davon auf bereits bekannten Mythen beruht. Echt toll!
Der Autor hat über 100 Romane geschrieben, Empfehlungen nehme ich gern entgegen.
Harte Fakten
Titel | The House of a Hundred Whispers |
Autor*in | Graham Masterton |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Seitenzahl | 400 |
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