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Expanse Bände 7 und 8 von James A. Corey

Inhalt

Die Serie bildet zwischen Staffel 1 und Staffel 5 die Bände 1 bis 5 ab. Staffel 6 bezieht sich auf Band 6 und behandelt den Konflikt mit der freien Raummarine um Marco Inaros. Laut jetzigem Plan ist danach erst einmal Schluss mit der Serie.

Diese beiden Bände spielen also nach der finalen Staffel von The Expanse, auf die wir zurzeit warten (nun, ich zumindest warte darauf). 

Da ich Band 6 vor einer Weile gelesen habe, kann ich sagen, dass man die Serie dort auch enden lassen kann, denn Band 7 und 8 behandeln einen komplett neuen Konflikt, auch wenn natürlich viele Personen einem bereits sehr vertraut sind.

Ich wollte aber ungern Band 7 alleine rezensieren, weil ich den Eindruck hatte, er hängt so unvollständig da. Wenn man mit Teil 7 beginnt, empfehle ich, Band 8 auch zu lesen. Der bietet einen gescheiten Abschluss, mit dem ich leben kann, bis diesen November endlich Teil 9 erscheint.

 

Schön ist, dass Band 7 weit, weit nach Band 6 einsetzt, laut Netz etwa dreißig Jahre danach. Die Serie wurde ja recht zackig abgedreht, mit Start 2015 und Staffel 5 wurde 2020 ausgestrahlt. Es sind also etwa fünf Jahre vergangen. In den Romanen umspannten die ersten fünf Bände eher zehn Jahre. So ist also Steven Strait, der die Hauptfigur James "Jim" Holden spielt zu Beginn der Serie etwa Ende Zwanzig und gegen Ende der Serie dann Mitte dreißig. Zu Beginn des Band 6 der Romane ist er allerdings eher sechzig Jahre alt und wird mehr als einmal als alter Mann bezeichnet - dementsprechend alt sind auch die anderen, richtig "ancient" ist Avasarala.

 

Der Konflikt mit den Laconiern hat mich deutlich weniger begeistert als alle anderen Romanhandlungen bis zu dieser Stelle. Außerdem fällt es mir immer schwerer, mich auf neue Figuren und neue Perspektiven einzulassen, je weiter die Romanreihe fortschreitet. Mir ist schon klar, was die Autoren mit den unterschiedlichen Perspektiven bezwecken und normalerweise funktioniert das auch. Da ständig Krieg oder kriegsähnliche Zustände herrschen, bei denen es zwei oder mehr Seiten gibt, ist es interessant, auf jeder Seite eine Identifikationsfigur zu haben, um zu erleben, dass es sich Menschen mit Gefühlen, geliebten Familien und Freundeskreis, Überzeugungen und Standpunkten handelt. Das erst macht den Schrecken so richtig begreifbar. Ich als Leserin komme aber schwer in neue Figuren hinein. Band 7 bietet mir Drummer an, eine Figur, die mir aus der Serie bereits bekannt ist. Allerdings ist es nicht "meine" Drummer. Fast alles, was die Figur der Drummer bis einschließlich Staffel 5 erlebt hat, wurde in den Romanen von anderen Figuren erlebt. Dass sie sich in der Serie für eine Reduktion der Figuren entschieden haben, halte ich für eine sehr gute Entscheidung. Nun habe ich aber quasi eine fast völlig Fremde vor der Nase und die Identifikation fällt mir schwer. Das einzige Coole an Drummers Kapiteln ist für mich das Wiedersehen mit einer alten, wirklich sehr alten Avasarala, die aber nichts von ihrer Cleverness und Frechheit eingebüßt hat, auch wenn sie inzwischen körperlich sehr gebrechlich auftritt.

Dann bietet mit Band 7 auch eine Figur auf Seiten der Laconier an. Nicht übel, denn natürlich hat auch diese Menschen, um die sie sich sorgt wie Ehefrau und Tochter. Richtig warm werde ich mit der Figur jedoch nicht.

 

In Band 8 funktioniert das mit den unterschiedlichen Perspektiven für mich viel besser. Teresa, die Tochter des Ober-Laconiers Duarte, wird recht schnell zu einer guten Identifikationsfigur, zumal sie mit jemandem namens Timothy befreundet ist und es für mich nicht schwer ist, zu erraten, um wen sich das handeln muss.

Auch Dr. Okoye ist als Perspektivfigur interessant, weil sie zwar für die Laconier arbeitet, aber eine gerechte Gesinnung hat - und außerdem die Tochter der russischen Priesterin Anna ist, die ich bereits von früher kenne.

 

Bezeichnend ist, dass Bobbies Sicht in Band 7 und 8 deutlich häufiger vertreten ist als Holdens, der mehr und mehr in den Hintergrund tritt - im Vergleich zu Band 1 bis 6 jedenfalls. Daneben gibt es auch einige wenige Kapitel aus Sicht von Naomi, Alex, Clarissa und Amos. Die Freundschaft unter der Besatzung der Rosinante ist schon etwas besonderes und ich kann mir vorstellen, dass ich das vor allem als sehr junge Erwachsene, zu einer Zeit, in der man sich eher seinem Freundeskreis als seiner Blutsfamilie nahe fühlt (jedenfalls ging mir das so), sehr genossen hätte. Aber auch heute bin ich davon gerührt, wie nahe sich die Figuren im Laufe der letzten drei Jahrzehnten gekommen sind. Diese platonische Liebe, die vor allem zwischen Bobbie und Alex und auch zwischen Amos und Clarissa herrscht, fasziniert und berührt mich. Die gealterten Figuren bieten eine Tiefe, die ich in den vorhergehenden Bänden in der Form noch nicht gespürt habe. Schade, dass mich die Handlung zunächst so gar nicht mitreißen mag. Das ist auch der Grund, warum ich Band 7 und 8 gemeinsam rezensiere. Band 7 ist für mich kein Höhepunkt. Das war definitiv Band 5.

 

Band 8 liest sich schon viel besser. Er knüpft einige Jahre nach Band 7 an, was gut daran zu erkennen ist, dass Duartes Tochter Teresa inzwischen vierzehn ist, in Band 7 wurde sie noch als Kind bezeichnet. Ich würde sagen, es müsste sich um vier bis sechs Jahre später handeln.

 

Obwohl Band 7 und 8, der Konflikt mit Laconia und Duarte für mich weniger spannend sind als Band 5 und 6, der Angriff der Erde und der Konflikt um Marco Inaros, muss ich zugeben, dass ich mehrmals zu Tränen gerührt war (oder einfach nur traurig). Amos, Holden, Bobbie, Alex, Naomi, Clarissa, Avasarala - das sind nun alles irgendwie alte Freund:innen für mich. Auch ihre Freundschaften und Liebschaften untereinander sind überzeugend dargestellt. Das Autorenteam schreibt auch immer noch gute Plots. Vor allem in Teil 8 fand ich die Perspektiven auch sehr gelungen. 

 

In Band 7 und 8 wird recht viel gestorben und das nicht nur, weil einige Figuren allmählich richtig, richtig alt sind. Seit Miller in Band 1 gestorben ist, hatten wir nicht mehr so krass gutes Todesszenen wie in Band 7 und 8. Es sind aber auch nach Band 8 noch genügend Hauptcharaktere übrig, dass mich interessiert, wie es in Band 9 im November 2021 weitergehen wird.  

Diversität

The Expanse ist immer ein gutes Beispiel für viel Diversität. Rassismus ist in Band 7 und 8 ein weniger zentrales Thema als vorher, speziell in Band 5 und 6. In der Expanse-Realität ist man nicht "per default" heterosexuell und erst recht nicht weiß. Die Menschen kommen von überallher und alle können Kinder miteinander zeugen, die dann mit den Eltern verwandt sind, auch wenn es mehr als zwei Elternteile sind.

Ja, die meisten Behinderungen sind heilbar, Körperteile können nachwachsen. In früheren Teilen gab es dennoch auch behinderte Nebenfiguren, deren Versehrtheit nicht mit der fortschrittlichen Medizin geheilt werden konnten.

Ich plane zu den drei Themen Rassismus, Sexismus und Darstellung von Behinderung noch gesonderte Artikel, da The Expanse dazu einiges hergibt.

Harte Fakten

Titel Expanse Reihe: Persepolis erhebt sich (7) und Tiamats Zorn (8)
geschrieben von James A. Corey 
übersetzt von Jürgen Langowski 
Erscheinungsjahr 2019 & 2020 
Seitenzahl 640 & 608 
Länge Hörbuch  
eingesprochen von  
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