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Universum von Philip P. Peterson

Inhalt

Alles klar. Jetzt bin ich Fan. Ich hatte vor einigen Monaten den ersten Teil von "Paradox" gelesen und war durchaus unterhalten und von einigen Ideen beeindruckt, aber das hatte längst noch nicht die Qualität dieses Romans. Mannomann. Ab sofort habe ich diesen Autor auf dem Kieker. Positiv.

 

Sowohl Idee, als auch Aufbau und Figuren haben mich komplett überzeugt. Am liebsten würde ich gar nichts sagen, um nicht zu spoilern, weil es so viel Spaß macht, den Roman zu lesen (oder zu hören), wenn man so gar nicht weiß, worum es geht. Ich wusste gar nichts, ich  hatte nicht mal den Klappentext gelesen.

 

Ok, na gut. Es geht um folgendes:

Ein Passagierschiff, die Challenger, ist unterwegs zu einem fremden Planeten, Origon. Mit an Bord ist Mike mit seiner Frau Ally und seinem Sohn. Mike ist schwer gezeichnet von seinen Kriegserlebnissen und von den Dingen, die er während des Kriegs tun musste. 

Kommandantin Christine Dillinger gehört zu jenen, die Mike aufgrund seiner Kriegsverbrechen verachten und ihn als Massenmörder abstempeln. Es ist ihre letzte Mission, danach möchte sie sich endlich um ihre Tochter und ihren Mann auf der Erde kümmern.

Doch auf dem Weg zum Planeten Origon geht etwas schief und sie verbleiben deutlich länger im Überlichtflug als geplant. Erste Versuche, das Problem zu beheben, verschlimmern es, so dass sie in unsagbar weiter Zukunft in unserem sterbenden Universum wiederfinden. Alle Sonnensysteme sind tot. Die Umgebung ist lebensfeindlich. Die Challenger fliegt komplett alleine - werden alle sterben, wenn die Nahrung ausgeht? Aber dann empfangen sie wundersamerweise ein Funksignal.

 

Absolut cooler Plot, super-spannend, keine Längen. Ich bin absolut begeistert von den Ideen. Klar, einige Wendungen sind sicher etwas "klassisch", aber die meiste Zeit wusste ich nicht, welche Plotwendung hinter der nächsten Ecke lauert. Klare Empfehlung.

Romanfiguren

Der Plot war mega. Aber der Roman hätte mich niemals so gefangen genommen, wenn nicht auch die Figuren interessant gewesen wären.

 

Vor allem der totale Nerd Baumann (Ingenieur und Universums-Fan), eigentlich nur eine Nebenfigur und auch tendenziell etwas nervig, hat mich sehr begeistert.

 

Die Kommandantin Christine hatte ebenfalls so ihre Macken (übrigens relativ typische für Menschen in Führungspositionen), ich fand die Figur aber genau passend für die Handlung.

 

Mike hatte natürlich die interessantesten Konflikte und Vorgeschichte. Sein von den meisten Menschen als Kriegsverbrechen eingestuftes Verhalten während des zurückliegenden Krieges wird von fast allen Menschen verurteilt. Aber viel gravierender ist sein Verhältnis zu sich selber und sein Umgang mit seiner Frau und seinem Sohn (siehe unten bei B-Story). Ich fand das gut beschrieben und überzeugend.

Buchaussage

Die vordergründige Story (A-Story) ist hier klar: Wie schaffen es die Besatzung und die Passagiere aus ihrer ausweglosen Situation zu entfliehen und zu überleben?

 

Die B-Story (hintergründige Story) betrifft vor allem die Hauptfigur Mike, aber auch, wie die anderen mit ihm umgehen. Aufgrund dessen, was er im Krieg getan hat, wollen die meisten Leute nichts mit ihm zu tun haben. Auch er selber hadert sehr mit dem, was er getan hat und es fällt ihm schwer, selbst zu seiner Familie (seiner Frau und seinem Sohn) eine enge Beziehung aufzubauen. Im Laufe des Romans bilden sich nicht nur einzelne andere Figuren ein neues Bild von Mike, auch ihm selbst gelingt es, wieder Liebe und Nähe zuzulassen, und auch Freundschaft.

 

Die Prämisse ist weniger leicht festzuzurren. Womöglich, dass in extremen Situationen Menschen es wagen, ihre Vorurteile und Probleme zu überwinden, und für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen. Auch wenn das nun viel abgedroschener anhört, als es beim Hörgenuss für mich war. Ich fand es einfach herrlich, auch wenn es ein klassisches Motiv ist. 

Wie bin ich zu dem Buch gekommen?

Ich habe allmählich fast alle SF-Bücher aus 2021 gelesen, die von Frauen geschrieben wurden und neige mich nun allmählich den Herren zu. Dass es "Universum" auch als Hörbuch gibt, ist vorteilhaft für mich. Mein SuB zum Lesen ist deutlich höher als der bei Audible - der liegt zurzeit sogar nur im einstelligen Bereich.

Über den Autor

Nun, das ist wohl eher einer von den sehr fleißigen, bei twitter ist er auch aktiv. Übrigens hat er da auch angegeben, welches seine Vorbilder für diesen Roman waren. Damit ihr nicht klicken müsst: Tau Zero von Poul Anderson und der Film "Der Flug des Phoenix". Die Figur des Baumann ist von Hardy Kruegers Darstellung von Ingenieur Dorffmann inspiriert.

Diversität

In den letzten sechs Jahren (seit dem ersten Teil von Paradox) hat der Autor offenbar nicht nur seinen Schreibstil und seinen Aufbau von Romanen extrem verbessert, sondern achtet heutzutage auch deutlich ausgewogener auf seine weiblichen Figuren.

Zwar habe ich keine gehandicapten Charaktere oder queere entdeckt, aber die Frauen waren aus meiner Sicht sehr gut präsentiert und ebenso überzeugend wie die Männer. Klischees habe ich kaum entdeckt - auch wenn Ally, die Frau der Hauptfigur Mike, eher keinen eigenen Beruf zu haben scheint.

Harte Fakten

Titel Universum 
geschrieben von Philip P. Peterson 
Verlag FISCHER E-Books 
Erscheinungsjahr 2021 
Seitenzahl 448 
Länge Hörbuch 11 Std. 25 
eingesprochen von Uwe Teschner 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1458345223591956480 

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