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Lesemonat Dezember 2021

  Titel Autor:in Erscheinungsjahr Gelesen oder gehört Seitenzahl
1 Am Ende aller Zeiten  Adrian J. Walker 2014  gehört 432
2 Leviathan Falls  James S. A. Corey 2021 gelesen (Englisch) 528
3 All that's left Sarah Raich  2021 gelesen (Deutsch) 336
4 Vakuum  Philip P. Peterson 2020 gehört 496
5 Macht und Wort diverse 2021 gelesen (Deutsch) 352
6 An informal history of the Hugos Jo Walton 2018 gelesen (Englisch) 564
7 2050 - Spendenanthologie diverse 2021  gelesen (Deutsch) 275 
  Ein Junge und sein Hund Harlan Ellison 1969  gelesen (Deutsch)  50
8 Footfall  Larri Niven und Jerry Pournelle 1985 gelesen (Deutsch) 906
9 Krieg der Klone Teil 1  John Scalzi 2005  gehört  320 
10 NSA Andreas Eschbach 2018 gehört  801
11 Die Berufene  Carey, M. R.  2014 gehört  512
12 Am Anfang war das Bild diverse 2021 gelesen (Deutsch) 300 
13 Nach dem Ende  Bell, Alden  2011  gelesen (Deutsch)  320 
14 Peking Falten Hao Jingfang 2012 gelesen (Deutsch) 78
15 April in Paris  Ursula K. Le Guin  1962  gelesen (englisch)  30
16 Lady Astronaut on Mars Mary Robinette Kowal  2014  gelesen (englisch) 32 
17 The Darfsteller Walter Miller 1955  gelesen (englisch) ~100
18 Falling onto Mars Geoffrey A. Landis 2002  gelesen (englisch) ~15
19 Klima-Korrektur-Konzern Uwe Post 2021 gelesen (deutsch) 219 
20 Quarantäne Robert Charles Wilson 2007 gehört 480
           

Ich habe die Quantität meiner Rezensionen massiv eingeschränkt und werde das auch weiter machen. Daher fasse ich nun stets am Ende eines Monats zusammen, was ich so gelesen und gehört habe.

 

Im Dezember habe ich aufgrund meines Urlaubs viel mehr gelesen als sonst, aber deutlich weniger rezensiert.

 

Am Ende aller Zeiten von Adrian J. Walker

Ich mag Postapokalypsen. Diese hier wäre nichts besonderes - das übliche eben - wenn es dem Autor nicht stellenweise gelingen würde, das Leben wirklich einzufangen. Vor allem die Perspektiver frischer Eltern hat mir sehr gut gefallen.

Die typische Situation: Die Frau kümmert sich um ein Baby und ein Kleinkind, während der Mann arbeiten gehen "darf", aber trotzdem total angestrengt ist von seinen beiden kleinen Kindern.

Später, als die Apokalypse beginnt, fragt er sich, was daran eigentlich so schlimm gewesen war. Das fühlt sich schon sehr echt an (zumal ich selber in einer ähnlichen Situation bin). Auch einige andere Details der Figuren, die später noch ins Spiel kommen, haben mir sehr gut gefallen. Teilweise hätte es ruhig deutlich düsterer sein können, ich hatte selber viel morbidere Ideen beim Hören als der Autor. 

Eigentlich fügt der Roman zum Sujet "Überleben in der Postapokalypse" nichts hinzu und auch A-Story und B-Story sind schnell klar. Der Protagonist, Ed, will seine Familie wiederfinden, von der er relativ zu Beginn der Handlung getrennt wurde. Gleichzeitig lernt er etwas über sich selber und das Leben. 

Ich fand es aber unterhaltsam und spannend. Wenn man jetzt nicht unbedingt auf der Suche nach einem Roman ist, der dieses Subgenre revolutioniert oder zumindest etwas Neues bietet, absolut lesenswert.

 

An informal history of the Hugos von Jo Walton

Das hat Spaß gemacht. Ich muss dringend mehr Klassiker lesen.  Habe auch prompt damit begonnen (siehe unten).

 

Leviathan Falls von James S. A. Corey

Endlich! Und ja, ich sollte eine längere Rezension machen, trotz allem.

Den Teil habe ich weniger genossen als die vorherigen. Ich mag eigentlich letzte Teile nicht besonders. Und der Konflikt mit Laconia ist sowieso nicht mein Lieblingsthema. Zwar gab es spannende Stellen und gute Ideen und alles war durchweg gut geschrieben (und es gibt nicht allzu viele wechselnde Perspektiven), aber ich musste zwischendurch doch einiges zur Erholung lesen, weil ich es etwas anstrengend fand. Nicht nur, weil ich es auf Englisch gelesen habe.

Es hatte meiner Meinung nach einige Längen, der Schluss war irgendwie erwartbar, aber der Epilog war sehr cool.

 

NSA von Andreas Eschbach

Na, dann hole ich mal ein bejubeltes Buch aus dem Jahr 2020 nach. Zumal ich von Eschbach bisher auch nur das Jesus-Video gelesen (bzw. gehört) hatte. Eschbachs Prosa eignet sich ganz hervorragend zum Hören. Nur zwei Perspektiven und die richtige Erzählgeschwindigkeit, weder zu schnell noch zu lahm.

Die Grundidee: Zur NS-Zeit gab es bereits im großen Stil Computer, das Internet (das "Weltnetz"), Smartphons (das "Volkstelefon") und kein Bargeld mehr (totale Überwachung), sowie das "Deutsche Forum" und eine fiese App, das "Tagebuch", das alles andere als geheim ist und der NSA - dem überwachenden Apparat - im Klartext vorliegt. 

Bei ein paar technischen Details habe ich mich schon etwas gewundert. Beispiel: Man kriegt seinen Text aus dem Tagebuch nicht heraus. Kein Copy und Paste? Kein Ausdrucken möglich? Wird nicht erklärt.

Einiges war mir viel, viel zu plakativ. Beispielsweise wird ganz zu Beginn des Romans mithilfe der NSA die Familie Franck in Amsterdam entdeckt, inklusive Annes Tagebuch. Später gibt es einen ähnlichen Nebenplot mit Sophie Scholl und co. (aber deutlich gelungener, meiner Meinung nach). Will er sichergehen, dass uns auch allen die Tragweite bewusst ist?

Nichtsdestotrotz: Die Grundidee ist sehr gut und ausreichend beängstigend. Wenn es damals das Internet schon gegeben hätte - wie fürchterlich.

Natürlich ist die B-Story und der Bezug zur heutigen Zeit schon sehr deutlich. Dafür viele Pluspunkte.

Einige stilistische und sprachliche Dinge (Relativsätze zur äußeren Beschreibung, eine Spiegelszene) sind etwas wenig elegant, ansonsten ist die Sprache nicht weiter auffällig. 

Spannung kann Eschbach, gute Plots ebenfalls. Die vielen Vergewaltigungsszenen sind schwer zu ertragen, zumal die erste Szene dieser Art unter Jugendlichen stattfindet.

Die Hälfte des Romans wird vom Antagonisten erzählt, der zwar gut gezeichnet, aber schwer zu ertragen ist. Er wird u. a. von Rache getrieben und die Schlüsselszene dafür war sehr gut gewählt. Ich mag Rache-Geschichten, die besten dieser Art bisher fand ich in Trainspotting (Buch, nicht Film) und "Wir Kinder von Bogota". Da reicht NSA nicht heran, aber es ist definitiv gut gemacht.

Insgesamt sind Romane, die in der NS-Zeit spielen, für mich schwer zu lesen, weil es eine fürchterliche Zeit war. Eschbach erspart uns auch nicht viel. Er ist kein Feigling.

Ich werde hin und wieder mal Eschbach lesen (oder hören), ein oder zwei seiner Romane pro Jahr kann ich mir durchaus mal reinziehen, um ein wenig nachzuholen.

 

Ein Junge und sein Hund von Harlan Ellison

Ok, die Geschichte hat eine wirklich schöne Pointe, die ich fast nicht bemerkt hätte, weil ich von allem anderen so abgestoßen war. (Ja, die Pointe ist böse, aber wirklich, wirklich gut versteckt, dafür muss ich ihn jetzt einfach loben.)

Der Rest der Story ist schwer zu ertragen, thematisch, nicht, weil sie schlecht geschrieben wäre. Es gibt offenbar auch einen Film und den werde ich mir niemals, niemals anschauen.

Ich habe noch einiges mehr aus der Anthologie "Ich möchte schreien und habe keinen Mund" gelesen, aber ich traue mich kaum, etwas zu den Geschichten zu schreiben, so ungewöhnlich und ungewohnt sind sie. Ich lese nur zwei oder drei davon pro Woche, mehr schaffe ich gar nicht.

 

Krieg der Klone von John Scalzi

Wenn man, wie ich, mit Military SF so gar nichts anfangen kann und sich bei Kampfszenen fürchterlich langweilt, ist der Roman (oder der erste Teil der Reihe) eine wunderbare Einstiegsdroge. Ich werde sanft und humorvoll an das Thema herangeführt. Zwar spritzt teilweise das Blut doch sehr weit und schwallartig, aber insgesamt nimmt sich der Roman selber nicht so fürchterlich ernst. Es gibt aber durchaus sehr ernste, gut zu Ende gedachte Dialoge zwischen der Hauptperson und einer anderen wichtigen Figur, da war ich doch gegen Ende sehr beeindruckt.

Vermutlich ziehe ich mir die anderen Teile auch noch rein, wenn auch vielleicht nicht direkt hintereinander. Der erste Teil hat ja zum Glück einen vorerst sehr befriedigenden Abschluss. 

 

Die Berufene von M. R. Carey

Ein Zombieroman. Von der Atmosphäre her das Übliche, Inhaltlich bietet der Roman aber tatsächlich auch für Zombie-und-Postapokalypsenkenner:innen wir mich Neues. Alles, was ich dazu sagen könnte, würde spoilern.

Medizinisch und wissenschaftlich beeindruckend, tolle Charaktere (und zwar: alle, ja, alle Charaktere sind überzeugend), gute Wendungen, und - und das schreibe ich extrem selten -  der Autor (ja, es ist ein Mann namens Mike) kann Actionszenen spannend schreiben. Und zwar in einer Liga mit King, dem Corey-Team und dem Hogan & del Toro Team. Es gab keinen langweiligen Showdown (wie bei 80% der Bücher, die ich lese). Keine irre öden Kampf- oder Verfolgungsszenen. Innensicht und Außensicht waren stets so gut im Gleichgewicht, dass ich voll dabei war. Empfehlenswert. Wurde mir übrigens von jemandem empfohlen, der "sonst keine Zombie-Romane mag".

 

Nach dem Ende von Alden Bell

Da es sich als verwirrend herausgestellt hat, gleichzeitig einen Zombieroman zu hören (siehe oben, Die Berufene) und einen zu lesen, habe ich diesen nach der Hälfte kurz pausiert und Kurzgeschichtenbände und Sachbücher weitergelesen, bis ich mit "Die Berufene" fertig war. 

Die beiden Zombie-Romane sind genau das Gegenteil voneinander. Während "Die Berufene" dem Genre inhaltlich neues hinzufügt, aber sprachlich weitgehend uninteressant ist (gut, klar, aber eben nichts, was man sich ausschneiden und über den Schreibtisch kleben möchten), fügt dieser Roman dem Genre kaum etwas hinzu, ist aber sprachgewaltig ein Genuss. Es ist ein gutes Buch, guter Plot. Gute Figuren. Tolle Szenen. Aber rein inhaltlich reicht es sogar, wenn man ein paar Staffeln The Walking Dead gesehen hat, um nicht weiter überrascht zu sein. Ja, die Zivilisation ist irgendwie weg. Ja, es haben sich mal hier mal dort neue Gemeinschaften gebildet. Und auch hier gibt es Familien, die weitgehend so leben wie vorher und so tun, als ob nichts wäre und irgendwo einen bereits Infizierten aufbewahren, und ihn "krank" nennen, anstatt das, was er tatsächlich ist ("Tot", oder auch "untot", wobei in diesem Roman von "tot", "Fleischsack" und "Schabe" gesprochen wird). 

Die Verfolgungsjagd von Moses und der Hauptfigur Temple erinnert stark an Cormac McCarthy. In der Tat hätte ich mich nicht gewundert, wenn seine Prosa für den Roman Pate gestanden hätte. Auch hier werden übrigens keine Anführungszeichen genutzt, was aber in der deutschen Übersetzung für mich etwas einfacher ist als wenn ich McCarthy im Original lese.

In der zweiten Hälfte kommt schon noch etwas, das dem Zombie-Thema für mich etwas neues hinzufügt, aber darum geht es eigentlich nicht.

Die B-Story ist hier eher, ob die Hauptperson, die sechzehnjährige Temple, durch die Welt, in der sie lebt, eigentlich schon selber zu einem bösen Mensch geworden ist. Sie tut zwischendurch böse Dinge (wobei ich die vergleichsweise harmlos finde, selbst verglichen mit dem, was sie bei The Walking Dead so zwischendurch treiben) und hat oft den Eindruck, sie ist in ihrer Gegenwehr zu heftig.

Im SF Jahr wurde der Schluss besonders gelobt, daher war meine Erwartungshaltung vielleicht zu hoch - ich fand, es war ein solider, guter Abschluss, aber nichts, was einen wochenlang begeistert.

 

Dann habe ich einen ganzen Schwung Kurzprosa gelesen, das mal den Hugo gewonnen hat (oder zumindest nominiert war):

Peking Falten von Hao Jingfang steht schon ewig auf meiner Liste. Peking Falten gibt es nicht nur einzeln zu erwerben, sondern sogar auf Deutsch (was man über die meisten anderen Storys auf meiner Liste keineswegs sagen kann). Die Idee, dass Peking sich in regelmäßig Abständen quasi zusammenfaltet und in drei Sektoren geteilt ist, die sich natürlich auch vom Lebensstandard her sehr unterscheiden, hat mir sehr gut gefallen und ist auch hervorragend beschrieben. Der Plot gibt es jetzt darüber hinaus nicht so irre viel her, war aber definitiv lesenswert und gehört zu der chinesischen SF, die ich ganz gern mal lese.

April in Paris von Ursula K. Le Guin habe ich auf Englisch gelesen, was bei Le Guin stets eher ein Vorteil ist, da meines Erachtens die Übersetzungen nie so richtig transportieren, was sie mit Sprache macht. Die Story ist alt, von 1961, und heute würde sie mit einer solchen Geschichte vermutlich nicht mehr durchkommen, weil es coolere Zeitreisegeschichten gibt. Dennoch: Sie ist nett, unterhaltsam, die Charaktere sind schön spleenig und irgendwie ist der Plot liebenswert. An einer Stelle hätte es sexistisch werden können, aber zum Glück stammt ja die Geschichte von Le Guin und so wurde es stattdessen respektvoll und sehr menschlich. Le Guin ist immer lesenswert und diese Geschichte handelt von Menschen (wenn auch aus vier unterschiedlichen Zeiten) und nicht von Außerirdischen, so dass ich gut mitgekommen bin.

The Darfsteller von Walter Miller ist bemerkenswert gut gealtert. Eigentlich glaube ich, dass die Story heute noch angenommen würde. Das Thema "Roboter ersetzen Menschen" ist natürlich nicht neu (war es damals sicher auch nicht mehr), aber es ist so irre gut umgesetzt und toll geschrieben und es stecken noch so viele Details drin, dass ich glaube, das hier ist ein Evergreen.

Falling onto Mars von Geoffrey A. Landis ist sehr kurz, sehr narrativ (nicht szenisch, schade), und hat einen extrem fiesen Plot, dessen Pointe noch einen draufsetzt. Da bin ich fast froh, dass er mich durch seine Erzählweise auf Abstand von den Figuren gehalten hat. 

 

Cosmopolis von Don DeLillo

Warum stand das auf meiner Liste? SF ist das nicht. Etwas googeln bringt die Antwort: Offenbar habe ich den Film verpasst (ich verpasse seit sechs Jahren fast alle Filme) und mir gedacht, ach, lese ich einfach das Buch!

Extrem gut geschrieben übrigens. Sprachlich. Was den Inhalt betrifft, ist das für Feministinnen eher weniger nett. Bzw. der Protagonist ist unsympathisch. Soll er aber wohl auch sein. Gut, dass das Buch so kurz ist.

 

Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig

Die Hauptfigur Nora probiert alle (nicht alle, aber viele) die Leben aus, die sie hätte führen können, wenn sie in der Vergangenheit andere Entscheidungen getroffen hätte. In der ersten Hälfte extrem absehbar, dann wird es deutlich besser. Obwohl ich früh ahne, worauf es hinauslaufen wird, ist der Weg dahin interessant. Gern wieder.

 

Klima-Korrektur-Konzern von Uwe Post

Nach einer Handvoll Kurzgeschichten mein erster Roman dieses Autors. Near Future - 2029 - und ein klarer Plot in einer Welt, die recht anschaulich mit einigen unterhaltsamen Details ausgestattet wird, von denen ich mir nicht wenige für unsere Welt auch wünschen würde. Beispielsweise wäre es mal nett, wenn vegane Produkte endlicher günstiger wären als Fleisch (und nein, ich bin keine Veganerin). 

Der Autor hat definitiv seinen eigenen Stil, den ich als angenehm empfinde. Die Krimi-Komponente hat mich nicht komplett mitgenommen. 

 

Quarantäne von Robert Charles Wilson

Das ist eher so "nice to have". Kann man lesen, muss man aber nicht. Ich fand einige Dynamiken zwischen den Figuren ganz cool, die Idee insgesamt war nett, die Darstellung der Außerirdischen hat mich komplett überzeugt. Ich würde mehr von dem Autor lesen, habe es damit aber nicht eilig.

 

Ich habe auch noch "Ohne Strom" von Markus Mattzick gelesen, da ich die aber im Januar rezensieren möchte, werde ich den Roman dort auflisten.

 

Außerdem gibt es ein paar Sachbücher, die ich zwischendurch lese, aber bisher habe ich noch keines davon abgeschlossen. :-) 

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