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Scandor von Ursula Poznanski

Worum geht's?

Stell dir vor, du müsstest die Wahrheit sagen, nichts als die Wahrheit, immer und ständig und auch jede Frage beantworten, die dir gestellt wird. Auch rhetorische. Du darfst auch keine Floskeln verwenden, die du nicht so meinst wie "Tut mir leid", wenn du jemanden versehentlich anstößt. Selbst ein "Ich hätte gern" ist nicht angemessen, wenn du eigentlich nur meinst "Ich bestelle eine Cola", da das "gern" nur reine Höflichkeit ist, die nicht aufrichtig gemeint ist.

 

100 Personen stellen sich einem Wettbewerb. Das neu entwickelte Produkt "Scandor" ist um den Unterarm entwickelt und entdeckt jede Lüge, jede nicht aufrichtig gemeinte Floskel. Bei der ersten Lüge bist du raus.

 

Wer als letztes übrig bleibt, erhält fünf Millionen Euro. Aber alle haben auch einen Einsatz geboten, wenn sie verlieren, und das ist für jede*n etwas, das er/sie/they sehr fürchtet oder verachtet ... Sofort nach dem Rausflug aus dem Wettbewerb muss der versprochene Wetteinsatz eingelöst werden.

Die Figuren

Ich folge hauptsächlich Tessa und Philipp, beide circa 19 Jahre alt. In Zwischenkapitel gibt es mal andere Perspektivfiguren, meist kleine Episoden, wie jemand der anderen Teilnehmenden aus dem Wettbewerb fliegt, was oft sehr interessant ist, aber für den Hauptplot nicht wichtig.

 

Die Geschichte von Tessa und Philipp ist spannend. 

 

Es wäre schon eine gute Story gewesen, wenn es nur um den Wettbewerb gegangen wäre, aber das ist nicht alles. Ich erhalte einen sehr interessante, rätselhafte Story, die nach und nach immer mehr Spannung aufbaut, bis es kaum mehr möglich ist, den Roman überhaupt aus der Hand zu legen. Warum sind anfänglich nicht nur 100 Leute auf der Gala, sondern 105? Was hat es mit der rätselhaften Raffaela auf sich, von der Philipp die Münze, die ihn zu diesem Scandor-Wettbewerb geführt hat, erhalten hat? 

Dann türmen sich noch andere Ereignisse auf und ich beginne zu ahnen, dass es da noch eine Story hinter der vordergründigen Story des Wettbewerbs ist und diese zu ergründen ist sogar spannender als der Wettbewerb selbst. Vieles weist auch geschickt darauf hin, alle Fäden führen am Ende zusammen. 

Persönliches Fazit

Ein gutes, geschicktes Ende, ein toller Plot, wie ich es von dieser Autorin gewohnt bin. Allerdings gefällt mir der Roman doch noch besser als die vorherigen vier (oder so), die ich bereits von ihr kenne. 

 

Es ist spannender und die Figuren und ihre Beziehungen erscheinen mir plastischer. Sowohl Tessa als auch Philipp sind mir sehr sympathisch. Tessa hat ähnliche Jobs wie ich als junge Erwachsene und ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich den Job im Call Center durchgehalten hätte, ohne lügen zu dürfen! 

 

Auch ihre Eltern-Issues und die gute Wellenlänge zwischen den beiden sind gut erzählt.

 

Am Ende bedauere ich (trotz meines immer zu hohen Bücherstapels), dass der Roman zu Ende ist. Ich habe ihn sehr gern gelesen!

 

Am Ende gibt es schon ein paar recht blutige, brutale Szenen, insofern schalte ich das zwar für mein ältestes Kind frei, werde den Showdown aber besser selbst vorlesen. Altersgruppe zum Alleine-Lesen ist vermutlich doch eher 14 und älter.

 

Ich hatte die Autorin beim diesjährigen ElsterCon in Leipzig erlebt, dort hatte sie aus diesem Roman und aus die Burg vorgelesen und ich wusste gleich, welcher mich mehr interessiert. Nun frage ich mich allerdings, ob ich mir das Hörbuch von die Burg auch noch kaufen sollten.

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