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Der Weihnachtshund versinkt im Chaos - eine Anthologie der Textgemeinschaft

Harte Fakten

Titel Der Weihnachtshund versinkt im Chaos 
Herausgeber*in Textgemeinschaft/ Carola Käpernick 
Erscheinungsjahr 2020 
Seitenzahl 115 
Anzahl Geschichten 12 

Inhalt

Fazit für Eilige

Alles aus Tiersicht! Klar, Hunde sind ganz vorn dabei, aber es gibt auch Katzen, Mäuse, Zebras, andere Zootiere und Waldtiere. Hier und da geht es auch mal ins Phantastische mit lebendigen Schneemännern oder gar Einhörnern.

Alles weihnachtlich, viele Weihnachtswunder, einiges zum schmunzeln oder dafür, sich die Tränen aus den Augenwinkeln zu wischen.

Sehr gut zusammengestellt und abwechslungsreich. Meine Favoriten muss ich nicht markieren, man liest es vermutlich heraus. 

Übrigens: Im März wird die letzte Anthologie der Textgemeinschaft erscheinen! Mehr hier.

  

Quel Malheur von Corina Lendi

Ein sehr unterhaltsamer, französisch anmutender Hund feiert das erste Mal Weihnachten. Und ist vergrätzt. Nichts darf man. Weder gegen den Baum pinkeln, noch das leckere Gebäck vernaschen. Es gibt ein ganz niedliches Happy End für den kleinen Hund.

 

Weihnachtswunder von Annika Geringer

Hier muss man vielleicht wissen, dass die Geschichte vor einzigen Jahrzehnten spielt, näher am 2. Weltkrieg als an 2020. Die Atmosphäre wird gut aufgefangen und es gibt einen klaren Spannungsbogen und natürlich ein Weihnachtswunder. Klar, der Zufall spielt auch eine große Rolle, aber dafür ist es eben ein Weihnachtswunder.

 

Weihnachten im neuen Zuhause von Claudia Dvoracek-Iby

Hier wird abwechselnd aus Hunde- und Katzensicht erzählt. Die Pointe ist für uns Lesende sehr schnell klar, auf Seite 1, aber das macht nichts. Trotzdem ist es spannend zu sehen, wie sich alles dahin auftürmt und am Ende ist es fast schade, dass Tiere nicht wirklich sprechen können. Die Story taugt vielleicht auch für unsere Tochter. Würde ihr sicher gefallen. Eine Geschichte, die auch eine Fünfjährige fesselt, ist dann jedenfalls veredelt.

 

Waldweihnacht von Dieter Geißler

Hier geht es um Waldtiere. Besondere. Hier leben Fuchs und Hase friedlich beisammen, niemand frisst hier irgendwen auf. Aber Weihnachten kennen sie nicht. Nicht nur, dass die Tiere aus dieser Geschichte gerade erst im letzten Frühling geboren wurde, der Weihnachtsmann kommt ja auch nicht zu Waldtieren. Oder etwa doch?

 

Ho-Ho-Holyjay von June Is

Diese Story spielt in einem Zoo und Hauptfiguren sind ein Zebra und ein Gorillaweibchen. Das Zebra steht total auf die Adventszeit und Weihnachte, doch das Gorillaweibchen trauert um ihren Partner, der jüngst von den Menschen mit Latexhandschuhen fortgebracht wurde. Das Zebra lädt sie also ein, mit den Zebras Weihnachten zu feiern. Zunächst kommt sie nicht gut damit durch. Aber stetes Nerven höhlt den Stein. 

Das ist eine sehr lebhafte Story mit Charakteren, die eine Weile im Kopf bleiben und mich nachträglich noch ein wenig grinsen lassen.

 

Schnauze voll von Weihnachten - Oder wie es kam, dass ein Hund mit Katzen feierte von Sophie-Christine Feige

Was für eine Wortgewalt! Ein paar schöne Sätze zitiere ich für euch:

"Gebäudekomplexe [...], überzuckert mit einer feinen Schneeschicht"

"Feine Eiskristalle hingen in dem mottenzerfressenen Fell und brannten sich in die kahlen Stellen."

Sehr schöner Einstieg, der gleich die meisten meiner Sinne anspricht und mich ankert.

Auch der Spannungsbogen setzt früh ein und ist sehr steil. Tinka, eine Schäferhündin, hatte mal ein schönes Zuhause, aber dann kam das Baby - und als das mal zu übermütig wurde, knurrte Tinka das Kleine an. Nun - den Rest können wir uns denken? Heutzutage ist sie eine räudige Streunerin, was auch beinahe zu anschaulich beschrieben wird. 

Auch schön, so etwas wie "im Pfotenumdrehen" oder "Ihr rutschte das Herz ins Fell".

Die Hundesicht ist sehr gekonnt umgesetzt, vor allem, weil es so überzeugend ist, was die Hündin sich wünscht. So sind Hunde. Denke ich jedenfalls.

 

Gibt es den Weihnachtsmann? von Barbara Bellmann

 

Hier sind mal alle Figuren Mäuse. Eine ganze, vierköpfige Mäusefamilie. Wie die meisten Kinder würde der jüngere Sohn gern an den Weihnachtsmann glauben - aber den gibt es nicht, behauptet der Mäusepapa. Oder etwa doch?

 

Das Weihnachtswunder im zweiten Stock von Eberhard Leucht

In Lillys Haus ist ein Kater eingezogen. Kater wohnen doch nicht alleine! Da ist immer ein Herrchen oder ein Frauchen dabei - so muss Lilly sich belehren lassen. Tatsächlich hat der Kater ein Frauchen. Der Kater, Herr Goldauge, nimmt sie mit auf eine phantastische Reise. Am Ende ist es doch eine sehr menschliche, ans Herz gehende Geschwistergeschichte.

  

Die Weihnachtshunde und der Schneemann Bolle vonAnja Zachrau

Ein Einhorn! Ein lebendiger Schneemann - übrigens in Not. Damit stoppt die Phantasie aber hier noch lange nicht, auch das Christkind, der Weihnachtsmann und die Schneekönigin haben hier ihren Auftritt.

Selbstverständlich - wie der Titel schon nahelegt - sind die wahren Helden hier aber die Schneehunde.

 

 

Operation: Keksklau von Sabrina Engelking

Die Tiere hier sind eher klein. Eichhörnchen, Mäuse. Witzig, hier eine Kostprobe:

[Über die Maus sagte man], "er sei so mächtig, dass seine bloße Anwesenheit Menschenfrauen dazu brachte, sich auf Stühle und Tische zu flüchten". 

Im Winter brauchen die kleinen Tiere einen guten Vorrat von Lebensmitteln. Der könnte durch Kekse nett aufgestockt werden. Wenn da nur nicht diese gut abgedichteten Menschenwohnungen wären...

Die Pointe hat was. :-)

 

Das Weihnachtspuzzle von Elke Stoll

Geniale Dialoge, zwei gut durchdachte Hunde-Charaktere (eigentlich sogar drei, wenn man die Nebenrolle mitzählt) und eine herrliche Pointe.

Die Ich-Person ist ein Rüde, und über die Weihnachtsfeiertage müssen er und seine beiden Menschen auf eine sieben Monate alte Hündin Wanda aufpassen. Die ist noch nicht ganz so perfekt erzogen. Auch Frauchen und Herrchen werden hier treffsicher durch Dialoge charakterisiert. Besonders gut hat mir das Herrchen gefallen, der Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, als er sagt, "Wer bellt, frisst nicht", und sogleich die wahre Übeltäterin enttarnt, als seine Frau unberechtigterweise den eigenen, wild bellenden Hund verdächtigt, das Abendessen verzehrt zu haben. 

Der hündische Ich-Erzähler offenbart in so manchem Nebensatz auch mal fast wie aus Versehen so einiges über eigene Abgründe - herrlich!

 

Fröhliche Schweinachten von Nicole Hein

Auf die Idee muss man erst einmal kommen: Ein Adventskalender für Meerschweinchen. Ich muss glatt mal herumfragen, ob das schon mal jemand ausprobiert hat.

Es ist natürlich fies: Da hängen die wohl duftenden Säckchen direkt über den Köpfchen der beiden Meerschweinchenbrüder Gizmo und Benji, aber jeden Tag wird nur eines geöffnet. 
Da muss man schon Verständnis dafür haben, wenn sie 24 Tage lang ein wenig aufgedreht und unternehmungslustig sind - mit klaren Zielen vor Augen.

 

 

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Kommentare: 7
  • #1

    Mari (Mittwoch, 16 Dezember 2020 07:08)

    Inhaltlich nette weihnachtliche Geschichten, die dennoch als Geschenke absolut ungeeignet sind, denn viele sind voll mit Tipp-, Grammatik- oder Interpunktionsfehlern. Es wäre m.E. dem Geschenkten gegenüber respektlos, so wie es dem Käufer gegenüber respektlos ist, dafür Geld zu verlangen. Schade, dass es entweder nicht lektoriert wurde oder bei der Menge an angeblich interessanten Geschichten, die zur Auswahl geschickt worden sind, nicht nur die mit nur bis maximal z.B. 3 kleinen Fehlern in Betracht gezogen wurden. Denn so verpasst das Buch sein auf der Webseite erklärtes Ziel, sich als Weihnachtsgeschenk zu eignen.

  • #2

    Yvonne (Mittwoch, 16 Dezember 2020 09:06)

    Liebe Mari,

    hier und da habe ich auch einen Fehler gefunden, es störte mich persönlich aber nicht im Lesefluss.

    Ein Lektorat ist einfach nicht leistbar. Oder auch nur ein Korrektorat. Das ist echt krass aufwändig, nicht umsonst ist es ja so teuer. Ja, hier und da gibt es mal einen Text, der viele Tippfehler hat, aber in diesem Band ist es mir tatsächlich nicht sehr aufgefallen.

    Ich kann aber deine Haltung nachvollziehen, je nach Temperament und Persönlichkeit können Tippfehler schon sehr nerven und den Lesespaß ruinieren.

    Viele Grüße, Yvonne

  • #3

    Susanne (Sonntag, 03 Januar 2021 17:49)

    doch, ich bin da bei Mari. Ich finde es extrem schade, dass weder ein Korrektorat, noch ein Lektorat stattgefunden hat. Beides hätte ja nicht professionell sein müssen. Aber statt ss ein ß setzen oder ein paar schiefe Bilder rausnehmen, wäre wünschenswert gewesen. Da das Beispiel oben erwähnt wird: Nicht das Fell ist mottenzerfressen, sondern das Fell sieht mottenzerfressen aus. Motten fressen keine Hundehaare. Außerdem hätte ich mir ein anderes Erscheinungsdatum gewünscht: Ein Weihnachtsbuch, das Mitte Dezember erscheint, ist deutlich zu spät dran. Im Januar liest das niemand mehr. Mitte November wäre strategisch klüger gewesen. Schade, um die verpassten Chancen. Denn von der Idee und der Umsetzung her, haben mir 10 von 12 Geschichten gefallen.

  • #4

    Yvonne (Montag, 04 Januar 2021 12:03)

    Moin moin,
    nun, es steht ja explizit auf der Webseite und in den Einreichebedingungen, dass die Textgemeinschaft eben nicht mehr Korrektur liest, da sie das nicht leisten können. Daher wird ausdrücklich um bereits korrigierte Texte gebeten.
    Es ist richtig, dass einige das entweder ignorieren oder trotz aller Mühe noch so viele Fehler übrig sind (womöglich unknown Unknowns), dass es sich nicht so schön liest.
    Erfahrungsgemäß findet ein normal guter Testlesender 80% der Fehler. Man würde also schon mehrere Durchläufe brauchen. Wenn man dann auch noch die schiefen Bilder korrigieren soll, wird es deutlich aufwändiger. Für eine Seite Text zahlt man zwischen 6 und 12 Euro für ein Lektorat. Woher sollen also die circa 1000 Euro kommen, die man monatlich für eine Textgemeinschaft-Anthologie brauchen würde? Einnehmen tun die das jedenfalls nicht.
    Für meine eigenen Texte bin ich auch viel, viel penibler und habe pro Text mehrere Testleser:innen und auch mal ein richtiges Lektorat. Das leiste ich mir dann privat, nicht, weil ich irgendetwas verdiene. Ich kann aber verstehen, dass sich das längst nicht jede:r leisten kann oder will.

    Was die Textgemeinschaft da geleistet hat und noch bis März 2021 weiterhin leistet, war ein riesiges Stück Arbeit und hat im deutschsprachigen Raum dutzende, wenn nicht hunderte Autor:innen unterstützt, teilweise bei ihren ersten Veröffentlichungen.

    Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn es weniger Tippfehler gewesen wären (wobei es, wie gesagt, in diesem Band nicht so wild war). Das sehe ich aber eher bei den Autor:innen als bei der Textgemeinschaft, weil ich wirklich nicht sehe, wie die das auch noch hätten leisten sollen.

    Viele Grüße, Yvonne

  • #5

    Michael (Montag, 04 Januar 2021 13:43)

    Liebe Susanne, liebe Mari,
    ich verstehe Euch, denke aber, Ihr seid vielleicht zu kritisch. Mich hat einmal eine Cousine, die vom Schreiben lebt, über meine Tippfehler getröstet, indem sie mir versicherte, es gäbe kein fehlerfreies Buch. Neulich habe ich diese Feststellung auch gelesen. Dem stimme ich aus Erfahrung zu, denn auch in guten Büchern bekannter Autoren und von renommierten Verlagen finden sich Fehler - wenn auch weniger. Aber für die Aufnahme in die Anthologien der Textgemeinschaft bewerben sich Amateure, und die sind nicht immer Naturtalente oder investieren nicht in teure Schreibkurse. Die Überarbeitung des eigenen Textes offenbart regelmäßig nicht alle Fehler; auch ich habe in meinen Büchern oft noch welche erst in der Druckausgabe gefunden. Yvonne ein Dankeschön dafür, dass sie einem Kleinverlag die (hohen, aber gleichwohl angemessenen) Kosten für ein Lektorat oder auch nur Korrektorat nicht zumuten will. Bei Anthologien weiß der Käufer regelmäßig, dass ihm zumeist Amauteurwerke vorgelegt werden, und bei der Textgemeinschaft wird seit der ersten Ausgabe deutlich darauf hingewiesen, dass sie Wettbewerbsbeiträge von meist "jungen" Autoren enthalten.
    Viele Grüße
    Michael Kothe, Autor
    P.S.: Susanne, streiche doch in Deinem Kommentar bitte die beiden letzten Kommas.

  • #6

    Susanne (Montag, 04 Januar 2021 16:37)

    Yvonne, danke für deine Erläuterungen.

    Michael, danke für die Hinweise auf eine korrekte Zeichensetzung. Leider kann man das, was man schnell mal in einem Kommentar hingetippt hat, nicht mehr korrigieren.

    Übrigens finde ich es schade, dass hier eine konstruktive Kritik so abgebügelt wird. Eine Kritik ist nämlich nicht immer nur schlecht, sondern bietet Chancen für Verbesserungen. Bei einem kleinen Verlag habe ich neulich gelesen, dass die Gewinner eines Geschichtenwettbewerbs gegenseitig ihre Texte Korrektur lesen. Natürlich sind die Texte danach nicht so perfekt, als hätte ein professioneller Korrekturleser sie korrigiert. Aber die meisten Tipper und Rechtschreibfehler dürften raus sein.

    Viele Grüße
    Susanne, Freie Journalistin und Autorin
    (also jemand, der vom Schreiben lebt ;-)

  • #7

    Michael (Dienstag, 05 Januar 2021 09:44)

    Hallo, Susanne,
    ein Dankeschön für Deine Antwort. Wie Ihr empfinde ich Kritik (nachweislich auch an meiner eigenen "Schreibe") als konstruktiv und hilfreich, bin jedoch über den Begriff des "Abbügelns" nicht glücklich. Dafür haben wir uns zu viele Gedanken gemacht. Solch kleine Verlage mit Schreibforen (Vielleicht schreibe ich sogar regelmäßig für den Geschichtenwettbewerb, den Du meinst.) kenne ich und beteilige mich. Es ist aber ein ganz anderer Ansatz als bei der Textgemeinschaft, die aus einem Mehrfachen an Beiträgen die (eher inhaltlich) besten heraussucht. Insofern gebe ich Euch Recht: Rechtschreibung könnte ein Bewertungskriterium werden. Ich habe aber schon ganz andere Anthologien gesehen! Und in dem Forum, in dem ich schreibe, spreche ich Tipp-, Rechtschreib- und Grammatikfehler gar nicht mehr an - ich käme aus dem Kommentieren nicht mehr heraus. In Bezug auf schiefe Bilder, das "ß" (außer bei Beiträgen aus der Schweiz) und auf das Erscheinungsdatum bin ich bei Dir. So habe ich kürzlich woanders vom "läufigen Hund" (Rüde!) gelesen. Um wirklich eine Verbesserung herbeizuführen: Vielleicht wendest Du Dich mit Deiner Kritk direkt an den Verlag? Ich hab´s getan.
    Viele Grüße
    Michael
    P.S.: Verzeih mir den kleinen Seitenhieb mit den Kommas! ;-)