· 

Dangerous Visions Anthologie Vol 1-3, herausgegeben von Harlan Ellison

Inhalt

In so vielen Essays und Rezensionen und Artikeln zum Hugo Award bin ich darüber gestolpert, hatte außerdem einige Short Stories auf der Must-Read-Liste, die Teil einer der drei Anthologien sind, daher kam ich daran nicht mehr vorbei. 

 

Ich mag den New Wave. Sogar sehr. Aber diese Anthologie war mir teilweise zu heftig. Sehr gewaltvoll. Nicht immer habe ich verstanden, wieso das so sein muss. 

 

Mein Ebook beinhaltet alle drei Volumes der Dangerous Visions, was insofern auch interessant ist, dass das Feedback der ersten beiden in den Vorworten der Folgebänden Thema ist.

 

Teil der Anthologie sind folgende Geschichten:

 

"Evensong" by Lester del Rey

"Flies" by Robert Silverberg

"The Day After the Day the Martians Came" by Frederik Pohl

"Riders of the Purple Wage" by Philip José Farmer (Hugo Award for best novella)

"The Malley System" by Miriam Allen deFord

"A Toy for Juliette" by Robert Bloch

"The Prowler in the City at the Edge of the World" by Harlan Ellison

"The Night That All Time Broke Out" by Brian W. Aldiss

"The Man Who Went to the Moon — Twice" by Howard Rodman

"Faith of Our Fathers" by Philip K. Dick

"The Jigsaw Man" by Larry Niven

"Gonna Roll the Bones" by Fritz Leiber (Hugo and Nebula awards for Best Novelette)

"Lord Randy, My Son" by Joe L. Hensley

"Eutopia" by Poul Anderson

"Incident in Moderan" and "The Escaping" by David R. Bunch

"The Doll-House" by James Cross (pseudonym of Hugh J. Parry)

"Sex and/or Mr. Morrison" by Carol Emshwiller

"Shall the Dust Praise Thee?" by Damon Knight

"If All Men Were Brothers, Would You Let One Marry Your Sister?" by Theodore Sturgeon

"What Happened to Auguste Clarot?" by Larry Eisenberg

"Ersatz" by Henry Slesar

"Go, Go, Go, Said the Bird" by Sonya Dorman

"The Happy Breed" by John Sladek

"Encounter with a Hick" by Jonathan Brand

"From the Government Printing Office" by Kris Neville

"Land of the Great Horses" by R. A. Lafferty

"The Recognition" by J. G. Ballard

"Judas" by John Brunner

"Test to Destruction" by Keith Laumer

"Carcinoma Angels" by Norman Spinrad

"Auto-da-Fé" by Roger Zelazny

"Aye, and Gomorrah" by Samuel R. Delany (Nebula Award for best short story, 1967)

 

Ich habe nicht alle Geschichten zu Ende gelesen. Wenn es auf den ersten fünf Seiten nicht gefunkt hat, habe ich aufgegeben. Manchmal kann das auch einfach ein Sprachproblem (oder auch ein Tagesformproblem) sein. Ich komme zwar generell auf Englisch sehr gut klar, aber manche Stile klappen nicht. Beispielsweise ist es mir nie gelungen, den Fänger im Roggen im Original zu lesen.

 

Hier ein paar meiner Eindrücke zu einigen wenigen der Geschichten. Das heißt nicht, dass das die einzigen waren, die ich gelesen habe, aber es sind die einzigen, zu denen ich zum jetzigen Zeitpunkt etwas sagen möchte.

 

Frederik Pohls "The Day After the Day the Martians Came" fand ich extrem unterhaltsam. Besonders, weil die Geschichte aus der Sicht von jemandem geschrieben ist, der sich so gar nicht für die Ankunft der Marsianer interessiert. Außerdem war es erfrischend, dass mal eine Geschichte ohne Gewalt auskommt.

 

 "A Toy for Juliette" von Robert Bloch ist zwar sehr brutal, aber immerhin habe ich hier eingesehen, dass es für den Plot und die hervorragende Pointe notwendig ist. Schade finde ich, dass das (sehr umfangreiche) Vorwort für die Geschichte die Pointe eigentlich spoilert. Generell sind die Vorworte vielleicht etwas sehr lang in dieser Anthologie. Dabei stehe ich auf Vorworte, aber hier klauen sie doch viel Lesezeit.

 

"The Night That All Time Broke Out" von Brian W. Aldiss basiert auf einer sehr coolen Idee, wurde mir aber am Ende zu abgefahren. Hier kann man sich an die "Zeitleitung" anschließen lassen und sich (stimmungs-mäßig) zurückversetzen lassen zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit. Beispielsweise in romantische Stimmung vom Tag nach der Hochzeit. Oder entspannt und satt. Oder kreativ und hungrig, gut, wenn man kochen und dann essen möchte. Dann gibt es aber ein Leck in der Zeitleitung und es geht einfach immer weiter rückwärts...

Aldiss war mir kürzlich mit seiner Supertoys-Trilogie schon positiv aufgefallen.

 

"The Man Who Went to the Moon — Twice" von Howard Rodman fand ich niedlich, allerdings nicht unbedingt science-fiction-mäßig. 

 

Larry Nivens "The Jigsaw Man" beinhaltet eine sehr gut zu Ende gedachte Idee, was Organspenden und Todesstrafe betrifft. Seine Botschaft hat er wohl ein bisschen zu sehr mit dem Zaunpfahl angebracht, vor allem, wenn man auch das Nachwort liest. Zu dieser Story hätte ich keine extra Erklärung gebraucht. 

 

"Gonna Roll the Bones" von Fritz Leiber wollte ich unbedingt lesen, immerhin hat diese Story den Hugo gewonnen. Beim ersten Anlauf musste ich aufgeben. Ein paar Wochen später habe ich es dann erneut probiert, habe auch ungefähr verstanden, worum es geht, aber leicht zu lesen ist es nicht. Vielleicht, weil das geschilderte Würfelspiel wirklich sehr phantastisch anmutet.

Es hilft, nach dem Lesen den wikipedia-Artikel zu konsultieren.

 

"Lord Randy, My Son" von Joe L. Hensley hat er wohl etwas anders gemeint, als ich es gelesen habe (ich habe es deutlich weniger religiös und eher als interessante phantastische Geschichte gelesen). Dennoch hat sie mir sehr gefallen, vor allem aufgrund ihrer geschickten Figurenzeichnung und der subtilen Art. Für mich liegt diese Story sehr nah an der Dark Phantastik, die ich sehr schätze. Der Schluss ist eher versöhnlich.

 

Von David R. Bunch gibt es zwei Stories, die aber beide kurz sind.

"Incident in Moderan" war genial. Ich werde komplett in die Irre geführt und merke erst recht spät, wem ich als Leserin viel ähnlicher bin. Hat mir sehr sehr gut gefallen. Am Ende war es vielleicht zu deutlich, aber das ist vielleicht auch mal ganz nett, sonst lässt man ja gern die Hälfte der Leser:innen ratlos zurück.

 

"The Doll-House" von James Cross behandelt ein Thema, das keineswegs neu ist. Allerdings ist ja die Story alt genug, dass die mir bekannten eher von ihm abgekupfert haben dürften als umgekehrt. Hier gerät der Protagonist in finanzielle Schwierigkeiten und wendet sich an den eigentlich verhassten, aber vermeintlich wohlhabenden Onkel seiner Ehefrau. Dieser stellt sich als recht mittelos heraus und steht zudem kurz vor seinem Tod. Der Onkel schenkt aber dem Protagonisten das "Doll House", in dem ein Orakel wohnt, das befragt werden kann. Die Geschichte geht zunächst einen vorhersehbaren Weg, ist aber so gut geschrieben, dass ich trotzdem meinen Spaß habe. Der Schluss ist gelungen und nur zum Teil klassisch. 

 

"Sex and/or Mr. Morrison" von Carol Emshwiller - na DIE Autorin habe ich ab sofort auf dem Kieker. Die schreibt extrem interessant. Zwar hätte ich als Pointe mehr erwartet, aber ich habe den Stil und auch das Thema der Geschichte sehr genossen.

Von Emshwiller habe ich mir gleich drei weitere Short Stories besorgt. Hallo SuB!

  

"Carcinoma Angels" von Norman Spinrad ist zwar anfangs sehr erzählt, aber dennoch interessant und später wird es sehr abgefahren, als der Protagonist in seinen eigenen Körper eindringt, um dort den Krebs zu bekämpfen, den er anderweitig trotz aller Bemühungen und beachtlicher finanzieller Mittel nicht besiegen konnte. Der Werdegang der Story ist originell, noch origineller der Schluss. Kein Highlight, aber sehr lesenswert. 

 

Vielleicht kehre ich eines Tages zu dieser Anthologie zurück und prüfe, ob mir mehr der Geschichten liegen. 

 

 

Am Ende mal prüfen: https://en.wikipedia.org/wiki/Dangerous_Visions

 

 

Diversität

Die Story von Delany, "Aye, and Gomorrah", deutet an, dass der Protagonist ein Transmann ist. Es verhält sich dann doch etwas anders. In derselben Story ist der Protagonist ein amerikanischer Ureinwohner.

Harte Fakten

Titel Dangerous Vision Vol I-III 
herausgegeben von Harlan Ellison 
Erscheinungsjahr 1967 
Seitenzahl 597 
Anzahl Geschichten 32 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1424256983482384385 

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Michael Schmidt (Sonntag, 08 August 2021 16:16)

    Die ersten beiden Anthologien erschienen ja bei Heyne als Übersetzung. Vol. 3 erschien aber später und erschien nicht auf deutsch, oder?

  • #2

    Yvonne (Sonntag, 08 August 2021 20:32)

    Moin,
    ich hatte in einer der Einleitungen zur Übersetzung der Hall of Fame- Anthologien gelesen, dass es diese Anthologie gar nicht auf Deutsch gäbe (vielleicht war ja damit nur Teil 3 gemeint).
    Daher habe ich sie einfach auf Englisch gekauft.
    Einiges (wie "Gonna roll the Bones") war schwer zu verstehen. Aber zumindest die müsste es ja auf Deutsch geben ("Ich muss wieder würfeln"), meine ich sogar in einem Posting von dir letztens gelesen zu haben.
    Viele Grüße, Yvonne

  • #3

    Michael Schmidt (Montag, 09 August 2021 07:58)

    Ja, "Ich muss mal wieder würfeln" hatten wir im offenen Lesezirkel:
    https://www.scifinet.org/scifinetboard/index.php/topic/18584-hugo-awards-short-story-and-novelette/

    Dangerous Vision erschien ursprünglich 1967 und die deutsche Version 1970 bei Heyne, diese wurde in zwei schmale Bände aufgeteilt:
    http://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?33483

    Teil 3 erschien 1972, aber nicht auf deutsch:
    http://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?33484

    Und ein weiterer Band war verkündet, erschien aber nie:
    http://www.isfdb.org/cgi-bin/pl.cgi?42741

  • #4

    Michael Schmidt (Montag, 09 August 2021 08:01)

    Hier findet sich auch noch etwas ausführlicher die Meinungen zu der Fritz Leiber Geschichte:
    https://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f=25&t=9724&p=224666&hilit=fritz+leiber+ich+muss+mal+wieder+w%C3%BCrfeln#p224666