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Hinterm Mond - Frauen in der Science Fiction

Aiki Mira und ich schreiben uns, seit ich damals ihre Rezension zur Exodus 42 gelesen habe und ihr daraufhin geschrieben habe. Sie war es dann auch, die mich auf die Veranstaltung in Leer aufmerksam gemacht hat: Hinterm Mond.

 

Es ist wie damals, Mitte Ende der Neunziger. Da hatte ich auch Brieffreund:innen, die ich zum größten Teil nach und nach auch kennenlernte. Damals war es das Rollenspielfandom - und auch dort gab es Cons und Treffen - heute ist es das SF Fandom. Seit ich Mitte 2020 meine ersten zaghaften Schritte ins SF Fandom gemacht habe, hatte ich niemanden persönlich getroffen. Bestenfalls via Video gesprochen, was Thorsten Küper mit seinen Talkien-Runden dankenswerterweise organisiert.

 

Ich sagte natürlich zu und wir buchten beide unsere Karten. Bei der Gelegenheit stellte ich fest, dass ich mit dem Veranstalter, Norbert Fiks, längst schon wegen der Sachbücher zur deutschsprachigen SF von Hans Frey bei twitter gechattet hatte. 

 

Von Theresa Hannig hatte ich vorher einen Roman und eine Kurzgeschichte gelesen, von Jacqueline Montemurri mehrere Kurzgeschichten. Regine Bott kannte ich nur von Tweets und Madeleine Puljic war bisher total unter meinem Radar geflogen.

  

Vor der Veranstaltungen nutzen Aiki und ich die Chance, uns Leer ein wenig anzuschauen und endlich mal Life zu reden. Gemeinsam zu einer Veranstaltung gehen zu können, bei der man niemanden "in echt" kennt, ist auch einiges wert.

 

Wir wurden auch gleich freundlich von Norbert begrüßt und später von Jacqueline. Ich habe gelernt, dass mein Twitter-Profilfoto zu alt ist (=niemand hat mich erkannt), aber Jacqueline und auch Norbert kennen mich auch von Facebook und das Foto ist viel aktueller. Mein tagesaktueller Selfie von Insta war wohl auch etwas untergegangen, hat aber immerhin Aiki die Suche sehr erleichtert.

 

Norbert hat zu Beginn alle Anwesenden begrüßt und es war mir sehr sympathisch, wie er sich über uns alle gefreut hat. Herrlich authentisch! Sowas mag ich ja sehr.

 

Die Veranstaltung begann mit einer beeindruckenden Präsentation von Theresa Hannig. Es ging um die Sichtbarkeit von Frauen in der Science Fiction. Die Folien sind online, natürlich leider ohne Tonspur.

Sie hat das mit viel Humor gemacht und einige interessante Zahlen, u. a. von der Künstlersozialkasse, präsentiert.

Mir war das Problem zwar irgendwie bewusst, aber es hat doch an Unterfütterung mit Fakten gefehlt. Plus, ganz eindeutig trage ich auch mehr zu dem Problem bei als dass ich helfe, es zu lösen, da ich mehr Männer als Frauen rezensiert habe in meinem Blog. In letzter Zeit kippt das etwas zugunsten der Frauen, da ich mir vorgenommen habe, möglichst viele deutschsprachige Romane von Frauen zu lesen, die in jüngster Zeit erschienen sind. Nicht nur, aber auch wegen meiner Jury-Tätigkeit beim Deutschen SF Preis. In der Vergangenheit haben meistens Männer die Preise geholt und nur selten Frauen. Es ist zwar richtig, dass prozentual zumindest bei den Romanen die Frauen etwas weniger veröffentlichen, aber deutlich, deutlich mehr als 5% (wie jemand bei twitter vermutete) und bei den Kurzgeschichten könnte es sogar eher fast 50:50 stehen. Das auszurechnen wäre mal eine Idee für Ende des Jahres.

 

Es folgte noch nicht direkt eine Diskussion, aber einige nahmen in den vier Diskussionsrunden nach den Lesungen der Autor:innen die Fakten oder auch Fragen der Präsentation wieder auf. Nicht alle Fragen haben mir so irre gut gefallen. Inzwischen habe ich doch meinen eigenen Blick auf dieses Thema. Jemand, der sagt, es gäbe ja Gleichberechtigung, weiß womöglich nur nichts von den gläsernen Decken, weil er selber von dem Problem nicht betroffen ist.

Jemand anderes hat - vermutlich unbewusst und aus Versehen - Mansplaining betrieben, indem er die Autorin zunächst darüber belehrt hat, wie ein sehr berühmter männlicher SF-Autor recherchiert, um sie danach zu fragen, wie genau sie das denn gemacht hätte. 

Die Lesungen haben mir ausnehmend gut gefallen, vor allem, was ich danach so erfahren durfte. So hat Regine Bott Lesebühnen-Erfahrungen und nimmt oft an Veranstaltungen teil, die eine Art Reizwortgeschichte in dreißig Minuten herunterreißen. Das macht bestimmt Spaß! 

 

Außerdem war ich extrem beeindruckt von Theresas Vorlesekünsten. Regine war ja schon irre gut, aber bei Theresa vermute ich eine Schauspielausbildung. Alleine schon die Pausen an den richtigen Stellen. Die verstellten Stimmen, aber nicht so sehr, dass es "over the top" ist. Ich bin extrem beeindruckt. Und ich habe viele gute Lesungen besucht, damals in Berlin. (Plus, ich behaupte mal, dass ich auch selber ganz OK mit meiner Stimme umgehen kann.)

 

Ich habe gleich nach dem Abend "Born" als Hörbuch gekauft und bin fast durch. Man merkt, dass Regine Spaß an ihren Figuren hat. Ihre Antagonistin ist auch alles andere als langweilig. Aber das ist dann das Thema eines anderen Artikels.

 

Fazit: Es hat mir viel Spaß gemacht und ich hoffe, es gibt bald wieder einen Con, an dem ich auch teilnehmen kann. Leider ist Dresden einfach zu weit entfernt. Dabei war Ralf Krämer auch in Leer und sehr sehr nett.

 

Überhaupt habe ich viele nette Menschen getroffen und von einigen (Uwe Hermann) leider erst im Nachhinein mitbekommen, dass er auch da war. Sonst hätte ich mich auch sehr gern mit ihm unterhalten.

 

Danke an Aiki, Norbert, Markus Regler und Hydors Golem (so heißt er vermutlich nicht wirklich) für die tollen Gespräche und natürlich den vier Autor:innen fürs Lesen und Diskutieren.

Uwe Post und Hydors Golem haben übrigens auch schon einen Bericht geschrieben. 

 

Danke an Karin Lüppen @K_Luep (twitter) für das Foto!

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Kommentare: 1
  • #1

    Axel Aldenhoven (Sonntag, 17 Oktober 2021 08:58)

    Wie immer ...
    Ein toller Artikel über eines der wichtigsten Events der Deutschen SF.

    BORN habe ich auch angehört. Andere Bücher der Autorinnen folgen.

    Ich persönlich lese gern SF von Frauen, die gut schreiben können. JONA SHEFFIELD ist eins der Beispiele.

    Gebt ordentlich Gas, Mädels.
    IHR SEID SICHTBAR!


    PS. In eurem Podcast lasse ich mich gerne von Deiner Stimme entführen. Der Inhalt ist superior und Du kannst gut erzählen. Da höre ich gern zu.
    Dirk ist auch toll, aber heute geht es um Dich. Super, dass Du so aktiv unterwegs bist. Gerne mehr davon.

    Liebe Grüße
    Axel