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Das Alien tanzt im Schlaraffenland herausgegeben von Ellen Norten

Inhalt

Danke für das Rezensionsexemplar - ich muss daher diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen.

 

Das Thema der Ausschreibung war hier Essen und Aliens.

 

Ich denke, es ist nicht ganz einfach, sich dazu viele originelle Geschichten einfallen zu lassen. Manchmal scheint die Nahrung nur Beiwerk zu sein (was ok für mich als Leserin ist), manchmal wird sich so sehr auf das Thema konzentriert, dass keine wirkliche Story aufkommen mag (was weniger OK für mich als Leserin ist).

 

Einige Geschichten haben sich fast nur auf Nahrung konzentriert und darauf, was bestimmte Aliens so essen, vertragen, nicht vertragen oder auf keinen Fall essen dürfen, weil sonst Gefahr droht. Das passt sicher zur Ausschreibung, ich habe aber doch recht oft Spannung vermisst oder überhaupt eine nennenswerte Story. Vielleicht sollte das einfach "Slice of Life" oder auch "Slice of Meal" sein. Dafür bin ich dann nicht zu haben. Einige wenige Storys sind trotzdem gelungen und mindestens einer - Rainer Schorm mit Gugelmüre - weist auch eine äußert schöne, zum Thema passende Idee auf.

Alle enthaltenen Geschichten

Baumgarten, Kristina - Sterneküche

Rosenberg, Jol -  Frischer Exquisit-Rasen mit Bolvan an Trak und Upsen

Fieberg, Andreas  - Durch den Magen

Aristov, Claudia  - Omega und die verschwundene Taverne

Adam, Volker  - Die Sache mit den Mucken

Riedemann, Kai  - Mein letzter Rettungseinsatz

Schorm, Rainer  - Gugelmüre

Shepherd, Nob  - Galadinner

Streit, Marcel  - Eierlauf

Norton, Ellen  - Ilona und der apfel

Seidl, Johann  - Wild Red No 42

stok  - Schwarze Seele

Weigand, Jörg  - Das galaktische Desaster

Michaelsen, Marcel  - Trilogih

Mörth, Wolfgang  - Kusters Kuttelsuppe

Niehaus, Monika  - Fragen Sie Dr. Proctor

Mrugowski, Jasmin  - Arme Ritter

Opitz, Nadine  - Bella Italia

Weigand, Karla  - De gustibus ...

Stößer, Achim  - Schlaraffenland - die Suppenküche am Ende des Universums

Dirt, Diane (Labisch, Marianne)  - Zoff im Schlaraffenland

Neu, Thomas  - Ein Pudding im All führt zu raschem Verfall

Zu einzelnen Storys

Einige wenige kann ich trotzdem positiv hervorheben. Negativ möchte ich keine hervorheben, da ich mich dann verpflichtet fühlen würde, die betreffenden Geschichten erneut sehr aufmerksam zu lesen und eng am Text festzumachen, warum dieser für mich nicht funktioniert. 

 

Rosenberg, Jol: Frischer Exquisit-Rasen mit Bolvan an Trak und Upsen

Der Titel ist zugegebenermaßen etwas zu sperrig, um sich freihändig daran zu erinnern.

Der Ich-Erzähler, ein (für uns) außerirdischer Gärtner, war mir sehr sympathisch und es ist Jol gelungen, diesen so richtig zum Leben zu erwecken.

Auch einige sprachliche Wendungen sind witzig. Er hat in seinem Garten ein Wurmloch, in dem ab und zu mal jemand landet, schade um seine sorgsam gehegten Pflanzen.

Die gesamte Geschichte ist auch eher locker und humorvoll mit einigen schönen Details in Nebensätzen. Beispiel: Offenbar ist schon mal jemand in seinem Garten gelandet ist, der seine Tentakel verspeisen wollte.

In Sachen Diversität kann ich auch nicht meckern. Es landen zwei Menschen in seinem Garten (das sollte kein Spoiler sein, das wird eigentlich recht schnell klar) und die Person namens Ingrid ist Schwarz. 

Witzig fand ich  "Ein Lexikon mit ausgedachten Spezies ist wohl kaum hilfreich." oder auch: "Die fremden Wesen würden sicher bald auf jemanden treffen, der sie besser erstkontakten konnte als ich."

Insgesamt sprachlich sehr angenehm, ohne Klischees und mindestens die Idee, dass der Antrieb des von Menschen erschaffenen Raumfahrzeugs den Ich-Erzähler direkt zu seinem Rasenmäher bringt, war nett.

Eine Pointe gibt es nicht wirklich, auch wenn das Ende schön rund ist. 

Originell ist, dass die Menschen hier irgendwo landen, wo die Leute deutlich weiter sind als sie - niemand, den sie ggf. erobern oder unterdrücken können. Sogar niemand, der sich irgendwie für sie interessiert. 

 

Adam, Volker: Die Sache mit den Mucken

Ich habe zwar einiges zu meckern, aber trotzdem fällt diese Geschichte mir positiv auf. Nahrung steht nicht wirklich im Vordergrund, wohl aber ein Alien - auch wenn man das erst später merkt.

Das Setting ist unsere normale Erde (in 1981), es liest sich zunächst wie ganz normale mondäne Fiktion. Der Ich-Erzähler hat eine gute Stimme. Es gelingt, an einigen Stellen Spannung zu erzeugen. Der Stil ist insgesamt angenehm, auch wenn es einige wenige seltsame Sätze gibt. 

Es gibt witzige Anspielungen auf Star Trek, der "veraltete Antrieb" hat mich sehr unterhalten. Leider sind weite Teile nicht szenisch erzählt, da ein längerer Zeitraum geschildert wird. Als Entschuldigung akzeptiere ich das aber nicht, man hätte die Geschichte auch über einen weniger langen Zeitraum szenisch erzählen können.

Trotzdem hätte ich die Story vermutlich weit nach oben auf meine Hitlist gesetzt, wenn es einen eindringlicheren Schluss gegeben hätte statt eines recht harmlosen Ausklangs.

Fazit: toller Einstieg, schöne Spannung, einige tolle Szenen.

 

Schorm, Rainer: Gugelmüre

Daumen hoch für die beste Idee. Sehr schöne Pointe.

Sprachliche Originalität und Handwerk

Die Leute machen das nebenberuflich, ehrenamtlich und bekommen dafür kaum bis kein Geld - ich weiß. Trotzdem wäre ein kritisches Lektorat an einigen Stellen schön gewesen. Viele der Geschichten sind sprachlich nicht nur uninteressant, sondern sogar nervig, weil sie sich vieler sprachlicher Klischees, Phrasen und langweiliger, tausendmal gelesener Dialogfetzen bedienen. Ich möchte neue Sätze, keine alten.

Außerdem hätte man aus einigen Kurzgeschichten noch locker ein dutzend überflüssiger Adverbien herauskämmen können.

 

Auch wenn ich ihn bei den Einzelrezensionen oben nicht erwähne - sofort positiv aufgefallen ist mir hier Achim Stößer, das war mal eine Story, die sprachlich angenehm bis originell war. Witzigerweise hatte ich beim Lesen eine längere Pause gemacht und wieder aufgenommen, wusste dann nicht mehr, wen ich gerade lese und dachte nur: "Na, DAS ist doch mal solide und schön!"

Inhaltlich hervorheben kann ich noch Andreas Fiebig, Durch den Magen. Da war der Phrasenalarm sehr schrill, viel zu wenig Speck um die Dialoge, dafür war die Pointe toll. 

Thomas Neu mit Pudding führt zu raschem Verfall war mir leider etwas lang, die Pointe war aber ebenfalls sehr schön.

Rezeption

Ich bin gespannt, was andere so denken.

Diversität

Ja, zu erwähnen ist die Story von Jol Rosenberg, die sogar einen doppelten Boden hat - und auch eine Schwarze Figur. 

Die Hauptfigur bei Achim Stößer ist ebenfalls Schwarz.

Harte Fakten

Titel Das Alien tanzt im Schlaraffenland 
herausgegeben von Ellen Norten 
Verlag p.machinery 
Rezensionsexemplar ja, danke dafür 
Erscheinungsjahr 2022 
Seitenzahl 272 
Anzahl Geschichten 22 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1498995897543409664 
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