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Titans Kinder von Aiki Mira

Inhalt

Die Kurzprosa dieser Autorx hat 2022 Aufsehen erregt, drei ihrer Kurzgeschichten haben es auf die Shortlist des Kurd-Laßwitz-Preises und des Deutschen Science Fiction Preises geschafft und Utopie-27 hat beide Titel geholt.

 

Ich bin ein großer Fan von Aiki Miras Kurzprosa und habe nicht wenige der Geschichten mehrfach gelesen. Diesen Roman hatte ich abends ausgelesen und war ebenfalls versucht, gleich wieder von vorn zu beginnen. Hier habe ich mich aber dann doch auf das Wieder-Lesen der von mir beim Lesen markierten Passagen beschränkt. Jedenfalls fürs Erste.

Die Story

Die Crew, bestehend aus Sunita (Ingenieurin), Rain (Bioinformatikerin) und Marlon (Mädchen für alles) macht sich auf den Weg zum Titan, um einem unspezifischen Notruf nachzugehen. Marlon, aus dessen Sicht zunächst erzählt wird, erfährt aber erst auf Höhe des Mars davon, vorher war er davon ausgegangen, dass ihr Ziel der Mars ist. 

Auf Titan angekommen, stellen sie fest, dass die dortige, dreiköpfige Crew weder vollzählig noch unversehrt ist. Gleichzeitig entdecken sie dort außerirdische Fauna. Trotz aller (krassen!) Widrigkeiten bauen sie sich dort ein Leben auf. Nach drei Jahren auf dem Titan kommt es erneut zu einigen Twists, da drei Besucher Titan erreichen und Rain ein womöglich außerirdisches Wesen findet, das sie für ein Kind hält.

Außerdem wird nach und nach aufgedeckt, wie sich die Figuren nach einiger Zeit auf dem Titan verändern, auch körperlich, sogar genetisch.

 

Science Fiction ist ja gern mal plot-driven, die Idee ist der Protagonist, die Figuren sind nur Mittel zum Zweck. Kurz gesagt: Das ist nicht mein Ding. Da muss eine Idee schon sehr sehr gut sein, bevorzuge aber Prosa, die von echten Menschen erzählt. Mit diesem Wunsch bin ich bei Titans Kindern gut aufgehoben.

 

Anfang 2021 wurde die Novelle "Wir werden andere sein" in "Eden im All" veröffentlicht. Ich hatte das gelesen und ausführlich rezensiert. Beim Wiederlesen der Rezension fällt auf, dass dieser Roman deutlich rascher zum Punkt kommt, es gibt sofort Action, viele Details der Fahrt zum Titan fehlen, was dazu führt, dass es rasch mit der Spannung und den Twists losgeht. 

 

Es dauert ein wenig, bis zwischendurch auch mal einfach Tee getrunken und darüber gesprochen wird (eine Szene eher in der zweiten Hälfte des Buchs), was die einzige Erholpause ist, sonst geschieht sehr viel und baut aufeinander auf.

 

Meiner Ansicht nach fügt dieser Roman einigen wichtigen SF-Themen und allgemeinen Prosathemen so einiges hinzu, wie:

  • Erstkontakt
  • außerirdische Fauna
  • Morde auf engem Raum
  • Space-Symbiose
  • Wahlfamilie
  • diverse Persönlichkeiten (Selbstverständnis von Menschen)
  • Anpassungen an fremde Lebensräume (das gab es schon bei "Der vierte Mond" von Kathleen Weise, da war es auch gut gemacht) 
  • Gaming mit einer KI

Dabei verliert die Story nicht den roten Faden und baut die phantastische Welt nach und nach auf. Bei dem vermeintlich außerirdischen Kind wurde mein Phantastik-Muskel sehr gefordert, die Erklärung fand ich später einleuchtend.

 

Was man auch mal sagen muss: Jemand anderes hätte aus diesem Ideenfeuerwerk vermutlich eine achthundertseitige Trilogie gemacht. Diese Autorx hat sich getraut, Leerstellen für mich zu lassen, nicht alles auszuinterpretieren (aber durchaus zu Ende zu denken!) und so einen bemerkenswert dichten Roman geschaffen, der überhaupt keine Längen hat und bei dem jedes Wort sitzt.

 

Ich als Leserin bin davon begeistert und fühle mich respektiert und gesehen in meinem Lesebedürfnis und meiner Lesezeit.

Romanfiguren

Großes Plus sind hier die Figuren. Und das, obwohl man kaum etwas über ihre Vergangenheiten erfährt. Rains schwierige Kindheit wird angedeutet. Die soziale Herkunft ist klar, ebenfalls die Heimat, Auswanderung in der Jugend/Kindheit ist ein Thema für die meisten Hauptfiguren. 

Man erfährt wenig über das vorherige Leben der Figuren, trotzdem werden sie für mich sehr plastisch. Vor allem Rain, aber auch Marlon und Verve und sogar die Figuren, die im zweiten Teil nach Seite 75 dazukommen.

 

Marlon Khoury

Marlon ist ein untypischer Held, und nur auf den ersten Blick ein "männlicher, weißer, able-bodied, Hetero-Cis Held", die in der SF oft zu finden sind. Auf den zweiten Blick leidet er unter Migräne, die ihn auch komplett ausknockt und ist nicht hetero, auch wenn ich ihn zunächst so gelesen hatte. Er ist pansexuell und nicht grundsätzlich auf Frauen beschränkt, auch wenn sein hier szenisch geschildertes Interesse sich in der Hauptsache auf zwei Frauen konzentriert (hauptsächlich, aber nicht nur).

Er hat oft Schwierigkeiten, die Rolle des muskulösen Helden auszufüllen und weicht von dem Klischee in vielen Punkten ab, ich bin ihm gern gefolgt. Zunächst einmal leidet er unter Migräne. Dann steht er in der Hierarchie deutlich unter Sunita und Rain und hadert damit. Zudem zeigt er durchaus Schwächen, sogar kurz vor dem Sex mit Sunita, eine menschliche, gut beobachtete Szene.

Er hat den Drang, Menschen zu retten, das kommt äußerst sympathisch rüber. Manchmal wie die Parodie des typischen Helden, der er gern wäre:

"Marlon konnte es sich nicht verkneifen, sie alle erneut daran zu erinnern: Hey, Leute, wenn was schiefläuft, kümmere ich mich!""

Die fünf Flugjahre werden aus seiner Sicht nicht problematisiert, diese lange Zeit und ihre Konsequenzen, diese zu dritt auf engem Raum verbracht zu haben, werden aus Rains Sicht plastischer dargestellt. Aus Marlons Sicht heißt es nur "Nach so vielen Jahren waren sie endlich angekommen!". Das kann man so interpretieren, dass die Autorx absichtlich den Unterschied zwischen Marlons Wahrnehmung und (etwas später) Rains zeigen möchte. Rain ist tiefschichtiger. 

Marlon ist aus Berlin, wirkt naiv und aus Sunitas Sicht rein vom Äußeren her "Männlichkeit in Großbuchstaben". Die Autorx geht auch mit dieser Figur liebevoll um.

Er hat keine wissenschaftliche Ausbildung. In seiner Zeit auf dem Titan hat er sich bezüglich Maschinenbau weitergebildet und er kennt sich gut im Bereich Fitness aus. Offiziell ist er eine Hilfskraft. Die anderen lassen ihn das nicht spüren, bis Krasnikov dazukommt und ihn wie einen Diener behandelt, was Marlon erzürnt. Seine Art, damit umzugehen, finde ich sympathisch.

Im Laufe des Romans passiert bei Marlon einiges, vor allem, was Liebe, Zugehörigkeit und die Übernahme von Verantwortung betrifft.

 

Rain Seung

Rain ist von der Prägung her britisch, ihre Familie stammt aus Hongkong. Sie ist nonbinär, bevorzugt das Pronomen "sie", sorgt aktiv dafür, möglichst weiblich auszusehen, wird dennoch manchmal hartnäckig für einen jungen Mann gehalten (Missgendering). Sie ist ohne Uterus geboren und hat sich aktiv gegen eine Transplantation eines solchen entschieden, sorgt mit Hormonen dafür, dass ihr keine Körperbehaarung und kein Bart wächst.

Rain ist eine gute Beobachterin. An einer Stelle im Dialog mit Marlon bricht sie das Gespräch freiwillig ab und hilft ihm, seine Tabletten zu finden, weil ihr klar wird, dass er sich vor lauter Migräneschmerzen nicht mehr konzentrieren kann. Nicht jede Person würde das merken, beachten und auch noch helfen, obwohl man eigentlich etwas wichtiges mitzuteilen hat.

Ihre Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Strategien, um dies zu erreichen, sind bemerkenswert. Da lässt sie ganz viel von sich los. Davon gibt es eine bemerkenswerte Szene, in der es ihr gelingt, sich in Krasnikov hineinzuversetzen und im Spiegel "für einen kurzen Moment" "Krasnikov in ihrem eigenen Gesicht sehen" kann. "Das erschütterte sie."

Rain ist eine derart gute Gamerin, dass sonst nur KIs eine Chance gegen sie haben. Tami (taucht in Teil 2 auf) ist der erste Mensch, der ein Unentschieden erlangt. Sie  freut sich über diese neue Herausforderung und Erfahrung.

Später kommen bei Rain so etwas wie Muttergefühle auf, jedenfalls habe ich mich selbst als sorgende Mutter sehr gut in ihr wiedererkannt.

Ein Missbrauch in der Kindheit wird angedeutet, aber nicht klar benannt.

 

Rain ist definitiv die Figur, die am meisten beleuchtet wird und mit der ich mich am meisten identifiziert habe. Obwohl ich wenig mit ihr gemeinsam habe. 

Rain zweifelt an einigen Stellen ihre Menschlichkeit an, vor allem, weil sie aromantisch und asexuell ist. Nach meiner Interpretation hat sie diese Frage für sich am Ende gelöst. 

 

Verve Delacroix

Astrobiologin, hat schon zweimal den Nobelpreis abgelehnt. Ist zunächst die einzige Person der Titan-Crew, auf die Marlon, Rain und Sunita bei ihrer Ankunft stoßen. Eigentlich sollten noch Luk Tennfjord und Eleni Kovács bei ihr sein. Was ist mit ihnen passiert?

 

Sunita Dhar

Sunita, Ingenieurin, ist muskulös und empowernd. Eigentlich schade, dass ihr Mitwirken so rasch endet, aber mir ist lieber, dies geschieht mit Personen, die ich bereits mag, als dass es mich nicht berührt.

 

Abram Krasnikov

38 Jahre alt, Xenobiologe. Alle anderen Figuren werden mit den Vornamen genutzt, er bildet die Ausnahme. Weil er der Antagonist ist?

Bei Einführung des Charakters führt er eine Liebesbeziehung mit Olaoyé, seinem Crewmitglied, das geht nicht gut aus (gelinde gesagt).

Wie Rain zweifelt er an seiner Menschlichkeit, aber aus anderen Gründen und aus meiner Sicht mit einem anderen Ergebnis.

Ich bin beeindruckt, wie nah hier an diese Figur gezoomt wurde, obwohl seine Gedanken ja nun oft alles andere als angenehm sind und einiges an seinen Sichtweisen auch sehr ziept und zurrt.

 

Tami Isometsä-BionX

29 Jahre alt. Gehört dem Konzern BionX, ist in einem künstlichen Uterus gereift, hat also keine Eltern. Er hat eine extrem hohe Intelligenz, seine Asexualität wird angedeutet, er fühlt sich zu Rain hingezogen (wenn auch nicht sexuell).

Buchaussage

Für mich geht es in dem Roman um Familie und Heimat. Und zwar sowohl um das, was ich dabei erwarte, als auch das, was ich nicht unbedingt erwarten würde. Plus, es geht um Veränderung. Was verändert mich? Inwiefern? Hier nicht nur die klassische Figurenentwicklung, sondern auch körperliche Veränderung.

 

Das wären die vordergründigen Themen.

 

Was ist mit den hintergründigeren, eher versteckten Themen? Was macht mich als Mensch aus? Liebe? Sexualität, Nähebedürfnis? Beziehungen? 

Was ist Identität und wie sehe ich mich selbst, wie sehen mich andere, das wäre ein Nebenthema.

Wie sieht sich der Mörder selbst? Wie wird er von anderen gesehen und was macht es mit ihnen?

 

Das Thema Mitglieder einer Space-Symbiose als Familie ist zwar in der Space Opera alles andere als neu, aber hier auf eine für mich neue Art und Weise beleuchtet. Wenn es drei Personen gibt, die diese Symbiose bilden und zwei davon beginnen, sexuelle Kommunikation dazuzunehmen, die dritte Person ist aber asexuell und möchte dabei nicht mitmachen, was macht das dann mit dieser Symbiose?

 

Am Ende kommt noch mal einiges zum Thema Kommunikation und die angedeutete Lösung für ein bestimmtes Problem fand ich ausreichend interessant, um mir zu wünschen, dass die Autorx noch mal zu diesem Setting zurückkehrt und dieses Thema weiter aufbohrt. Da waren ein paar tolle Gedanken und Leerstellen für mich drin.

 

Ich denke, die Rezension sollte nicht länger werden als der Roman, daher belasse ich es mal dabei, auch wenn mir noch mehr Fragen und Themen einfallen würden.

Eine Sache noch zum Thema Familie, ich mochte diesen Satz hier:
"Ich glaube, wir drei können zusammen richtig gute Eltern sein."

Perspektive

Dieser Roman bietet mir zu jeder Figur zu einem Zeitpunkt die Perspektive, auch wenn Rain und Marlon hier klar am häufigsten zu Wort kommen. Rain ist auch die Figur, mit der ich mich am besten identifizieren kann und die, um die es aus meiner Sicht am meisten geht. Sie macht auch die beste Entwicklung durch, wenn auch sowohl Marlon als auch Verve sich im Laufe des Romans, der immerhin zehn Jahre umfasst, sehr verändern. 

 

An einigen Stellen wechselt die Perspektive recht unvermittelt, auch ohne dass es durch einen Zeilenumbruch angezeigt wird. Ich vermute, dass hier Headhopping betrieben wird. Ich als Leserin bevorzuge aber längere Passagen vom selben Blickpunkt und klare Grenzen zwischen den Perspektivwechseln. An einigen (wenigen) Stellen hatte ich daher Schwierigkeiten, umzuschalten. 

Sprache

Beim Lesen habe ich eine Menge markiert, aber längst nicht so viel, wie ich gern gewollt hätte, da das ja auch Zeit kostet. Was hier aber mit Sprache, Metaphern und Vergleichen gemacht wird, ist einfach toll!

 

Hier ein paar Stellen, die ich besonders genossen habe:

 

"Die Härchen auf seinen Armen und Beinen richteten sich auf, als wollten sie davonschwimmen. Das ist mein Erstkontakt! Euphorie und Staunen schwemmten seinen Körper."

 

"Als Marlon und Verve die Eiskammer betraten, hatte sich um Rains Kopf eine Lache gebildet. Aus echtem Blut, durchfuhr es Marlon. In einer Farbe, die aufschrie vom Boden."

(Warum sollte es auch nicht echtes Blut sein, Rain ist ein echter Mensch. Hier wird Marlons Unglaube geschickt gezeigt. Außerdem wird die Farbe personalisiert.)

 

"Dabei fielen ihr die feinen Pünktchen an seiner Schläfe auf. Leberflecken, die in ihrer Anordnung an eine Galaxie erinnerten."

 

Insgesamt fällt mir auf, dass die Autorx großartig über Gefühle schreiben kann. Nicht nur über Trauer, sondern auch über Angst, Liebe, Zugehörigkeitsgefühle (wie Familie/Wahlfamilie), Neid und sogar Mordlust. Egal wie komplex oder schwierig das Gefühl der Figur auch sein mag, die Autorx hält drauf und zeigt uns, was da im Innern passiert. 

Wann kommt der Anker?

Die Erwartungshaltung bei jemandem, der bei allen SF-Preisen für Kurzprosa in 2021 so abgeräumt hat, ist die Erwartung entsprechend hoch. Hält der Roman das?

Ich kannte die Novelle und wusste bereits, dass ich die Figur von Rain außerordentlich mag und schätze. Trotzdem habe ich rund dreißig, fünfunddreißig Seiten gebraucht, bis ich beim Lesen meinen Rhythmus gefunden habe. Woran genau das lag, konnte ich nicht festmachen. Auch erst nach dieser Anlaufphase habe ich die vielen sprachlichen Besonderheiten der Autorx gefunden, die ich schon in der Kurzprosa so schätze. Und das auch in einer Dichte, die den Roman zu einem Genuss machen. Dass Aiki Mira das nicht nur in Kurzprosa, sondern auch in der Langform so leisten kann, ist außergewöhnlich! 

 

Nach dem für mich etwas schwierigerem Beginn konnte ich den Roman nicht mehr weglegen und hatte ihn in zwei Tagen ausgelesen. Es passiert einfach zu viel, es gibt hohe Spannung, zwischendurch sogar "Whodunnit"-Momente, obwohl es sich keineswegs um einen Krimi handelt. 

Entdeckte Stilmittel

Hier gilt fast ausschließlich Show don't tell und man findet kaum labelnde Adverbien, was ich sehr begrüße.

Wenn aber etwas betont werden soll, kann es schon mal extrem deutlich werden, so eine Stelle, in der Sunita eine Lüge von Verve aufdeckt:

"Als sie behauptete, Luk und Eleni seien da draußen unterwegs, hat sie uns schamlos angelogen!", brüllte Sunita. Ihr Gesicht glühte vor Zorn.

Das ist sonst nicht der typische Stil und fällt daher sehr auf, Sunitas Wut wird etwas überbetont, ich vermute hier ein absichtliches Stilmittel.

Weltenbau

Alles spielt auf der Reise zwischen Mars und Titan (kurz) und auf dem Titan. Daher erfahren wir recht wenig über die Erde. Die Informationen stecken fast schon mehr unter als zwischen den Zeilen.

Selten gibt noch etwas Aufschluss.

"Auf der Erde war der Verzehr von Tieren in weiten Teilen verboten. Einzige Ausnahme bildeten Insekten."

Dementsprechend zögerlich beginnen die Figuren auf dem Titan, die dortigen Fische zu essen.

Auch wird im Hintergrund deutlich, dass das Thema Flucht und Auswanderung auf der Erde mehr und mehr an Bedeutung gewonnen haben (selbst im Vergleich zu unserer jetzigen Gegenwart).

Der Titan und sein Leben hingegen werden ausführlich beschrieben. 

Rezeption

Es ist noch recht früh, aber ich werde bald andere Rezensionen hier verlinken. Bei a. gibt es bereits welche.

 

Im SF-Forum wird der Roman recht kontrovers und ausführlich kritisiert (Vorsicht, dort gibt es Spoiler).

Trivia

  • In dem Roman kommt dreißigmal der Ausdruck "Fuck" vor, in der Regel natürlich in wörtlicher Rede oder auch gedachter Sprache.
  • Der Verlag hat die Veröffentlichung des Romans an dem Tag bekannt gegeben, als die Öffentlichkeit vom DSFP-Kurzprosa-Sieg erfahren hat
  • Der Roman ist eine Auskopplung aus der Novelle "Wir werden andere sein", die bereits 2021 in der Sammlung "Eden im All" vom Verlag für Moderne Phantastik erschien
  • Das Cover zeigt Regentropfen, was sich sowohl auf die Figur Rain bezogen sein könnte, als auch auf den See auf dem Titan und für den chemischen Glibber, der neues Leben auf den Planeten bringt
  • Die Autorx hat schon zu Gaming geforscht und Gaming spielt vor allem im letzten Viertel des Romans eine entscheidende Rolle. Man spürt beim Lesen, dass das jemand geschrieben hat, der weiß, worüber er spricht.

Über die Autorx

Ich kenne die gesamte Kurzprosa von Aiki Mira, es würde mich sehr wundern, wenn ich etwas übersehen habe. Sogar den Kurztext im Veilchen und den sehr witzigen SF-Text in der letzten Ausgabe von Haller zum Thema SPAM habe ich gelesen.

 

In meinem neuesten Podcast spreche ich mit Aiki Mira und Jol Rosenberg über das Thema Queer*SF, auch dieser Roman ist kurz Thema.

Diversität

Das ist eine ganz neue Dimension der Diversität für mich, die Krönung bildet die Polyperson am Ende, bei der Marlon sich nicht mal sicher ist, wie er sie ansprechen soll und welche Bedeutung das hat. Ungefähr so fühlen sich heutzutage vermutlich viele, wenn sie zum ersten Mal einer nonbinären Person begegnen.

Ich fühlte mich da beim Lesen angenehm verstanden, da vieles auch für mich noch neu ist und ich längst noch nicht alles begreife, genau wie die Figuren im Roman. Trotz aller Aufgeschlossenheit gibt es eben Unsicherheiten, wenn etwas neu ist und man das Selbstverständnis des oder der Gegenüber nicht kennt. Das war für mich fast ein Appell an beide Seiten: Seid offen für neues, fragt, aber erklärt auch, helft euch, euch gegenseitig so zu sehen wie ihr seid und gesehen werden wollt.

 

Die Menschen gehen unterschiedlich mit dem Charakter Rain als nonbinärem Charakter um. Verve lässt sich da ganz unkompliziert korrigieren:

"Was ist mit Rain? Er ist noch so jung ..."

"Sie - Rain ist nichtbinär und bevorzug das Pronomen sie."

"Ach so, ja, nun sie ist jung, wie gesagt, sie könnte zur Erde zurückkehren."

Im Gegensatz dazu bemerkt Krasnikov in der zweiten Hälfte des Buchs nicht, dass er Rain missgendert und da dies für die anderen nicht offenbar wird, kann er es auch nicht korrigieren.

Harte Fakten

Titel Titans Kinder
geschrieben von Aiki Mira 
Verlag p.machinery 
Rezensionsexemplar ja, danke dafür 
Erscheinungsjahr 2022 
Seitenzahl 200 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1543476593204633600
Insta https://www.instagram.com/p/Cff8G2ZoCgP/
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