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Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster von John Scalzi

Danke, Cross-Kult-Verlag, ihr habt mein Lieblingsbuch von John Scalzi übersetzt!

 

 

Auf Englisch habe ich es bereits 2023 gelesen und mich schon darauf gefreut, es bald wieder lesen zu können, genauer gesagt habe ich es mir dann als Hörbuch gegönnt. Es ist auch super vorgelesen von Matthias Lühn, den ich bereits von den The Expanse-Hörbüchern noch gut im Ohr hatte. 

 

Sowohl die Übersetzung als auch die Umsetzung als Hörbuch sind wirklich klasse!

 

Das Buch macht viel Spaß, außerdem ist die Biologie der Kaijūs einfach klasse durchdacht und hört sich einleuchtend an, auch wenn sie so verboten groß sind, dass es sie eigentlich nicht geben dürfte (und doch wird gut erklärt, warum es sie eben doch geben könnte).

Inhalt und Meinung

Jamie Gray hat Pech. Gleich zu Beginn der Pandemie verliert er seinen Job und muss fortan als "Lieferator" arbeiten. Ja. Sic. Lieferator. Den Begriff hat sich der Antagonist ausgedacht, Rob, zu Beginn des Romans Jamies Boss (fast wie bei Dickens begegnet man sich hier aber immer zweimal. Oder auch dreimal).

Oder hatte sich das nicht eher Neil Stephenson in Snow Crash ausgedacht? Jamie ist in der SF-Literatur sehr bewandert und hätte fast dazu promoviert. Nun ... fast.

 

Nun liefert Jamie mitten in einer Pandemie Essen aus, da er der einzige in seiner WG ist, der einen Job hat und irgendjemand Miete und Futter ja bezahlen muss. 

Er wohnt mit dem Paar Brent und Laertes zusammen (und dass Laertes ein trans Mann ist, wird kongenial geschickt an mich vermittelt), die beide aber im Theater arbeiten und Theater sind gerade nicht geöffnet. 

 

Dann trifft Jamie zufällig beim Ausliefern vom Essen Tom wieder und dieser erinnert sich noch gut an ihn. Ein paar Auslieferungsrunden später bietet Tom Jamie einen Job an. Jemand aus seinem Team ist wegen COVID ausgefallen und nun braucht er dringend jemanden, der Sachen tragen kann. Die Bezahlung ist sehr gut, wenn auch ein großes Geheimnis darum gemacht wird, worum es geht. Große Tiere, hm hm, Einsatzort unbekannt. Viele Impfungen und Spritzen vor dem Projektstart notwendig.

 

Aber natürlich sagt Jamie Ja und dann öffnet sich für ihn und einige andere, die ebenfalls neu sind und keine Ahnung haben, worauf sie sich einlassen, ein Tor in eine unbekannte Welt - mit extrem großen Monster darin. 

 

Willkommen in der Welt der Kaijūs!

 

Der Anfang ist schon sehr Scalzi-typisch. Auch in Krieg der Klone treffen sich lauter sympathische Figuren, die nicht so recht wissen, was auf sie zukommt und dann gemeinsam Abenteuer erleben. 

Nur gefällt mir dieser Roman irgendwie besser und es ist fast schade, dass es offensichtlich keine Fortsetzung geben wird (oder?).  Mit Starter Villain, dem Buch, das er danach verfasst hat, hatte ich nach ca. einem Drittel deutlich weniger Spaß.

 

Der Kaijū-Roman hält seinen liebenswerten Spannungsbogen, zieht an und locht ein. Bis hin zum letzten Satz. Ich bin Fan. Das ist eines der SF-Highlights für mich in deutscher Übersetzung in diesem Jahr, jedenfalls bisher. 

Getoppt sicher von Luftschlösser, nur der Roman ist strukturell deutlich anspruchsvoller.

 

Jamie lernt rasch die anderen Neuen kennen, die Wissenschaftler:innen Aparna, Kahurangi und Niamh (Pronomen xier, Niamh hatte im Original das Pronomen they).

 

Obwohl es überall von dem typischen herrlichen Scalzi-Humor wimmelt und alles sehr turbulent und authentisch zugeht, vor allem in den Dialogen, hat der Roman eine gewisse Tiefe und Liebenswürdigkeit, die ihn für mich auf eine sehr hohe Stufe über "nur unterhaltsam" heben. 

 

Es wäre auch schon ein cooles Buch gewesen, wenn Jamie dort einfach nur seinen Job hätte machen müssen, aber natürlich geschehen während seiner Anwesenheit schwerwiegende Dinge, die durchaus auch an Kopf und Kragen einiger 

 

Der Antagonist mag sehr klare Motive zu haben, mit wenigen Graustufen, auch wenn er nicht in allen Szenen das Ober-Arschloch ist (oder warte ... doch, ist er, aber in verschiedenen Geschmacksrichtungen). Die anderen Figuren jedoch sind vielschichtiger, haben markante Macken, ihre eigene Tonalität bei den Dialogen, ihre klaren Werte. 

Es geht viel um Freundschaft, und ja, um Erhaltung, wie der Titel sagt, und die Erhaltung von Monstern hat einen gewissen Wert, den ich sehr interessant, richtig und schön finde. 

 

Der Zusammenhalt der Figuren vor allem in der zweiten Hälfte des Romans macht mir viel Freude, mein Highlight ist natürlich der Hubschrauber-Pilot Satie. Toll mit besonders tiefer, rotzigen Stimme gesprochen von Matthias Lühn. 

 

Bei Scalzi werden auch Kämpfe und Action nicht langweilig, weil er nicht vergisst, dass die Figuren noch denken, rätseln, Pläne schmieden (oder es vielleicht eigentlich sollten) und zwischendurch auch mal mit mit ihren Entscheidungen hadern.

 

Ich bin nicht sicher, ob ich den Job auch haben wollen würde, aber ich bin sicherlich neidisch auf die Wichtigkeit der Aufgabe, die Jamie und seine Kolleg:innen im Rahmen ihrer Arbeit erledigen.

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