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Wuthering Heights (Sturmhöhe) von Emily Bronte

Harte Fakten

Titel Sturmhöhe (Original: Wuthering Heights)
Autor*in Emily Bronte
Erscheinungsjahr 1847
Seitenzahl 384

Inhalt

Wie erstaunlich lebhaft, dialoglastig und spannend das doch ist! Den Anstoß für die Geschichte gibt das  Findelkind Heathcliff aus Liverpool, das mit sechs Jahren von Mr. Earmshaw aufgenommen wird. Earnshaw nimmt den Jungen mit nach Wuthering Heights bei Yorkshire und zieht ihn gemeinsam mit den eigenen Kindern, Hindley und Catherine auf.

Mr. Earnshaw stirbt alsbald und nach dessen Tod wird Heatcliff von Hindley gequält - was dieser zum Anlass für eine lebenslange Rache nimmt. Zu Catherine hingegen verbinden ihn zärtliche Gefühle, die eigentlich von ihr auch erwidert werden. Aus sozialen und eher gierigen Gründen zieht diese aber letztendlich eine Ehe mit Edgar Linton vor, der im nicht weit entfernten Anwesen Thrushcross Grange lebt.

 

Der Aufbau des Romans ist interessant und vermutlich typisch für diese Zeit - jedenfalls sind einige Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe, ebenfalls mit mehreren Ich-Erzähler*innen ausgestattet. Der eigentliche Ich-Erzähler, der hier den Rahmen bietet, ist Mr. Lockwood, ein recht junger Mann, der zeitweise Thrushcross Grange von Heathcliff pachtet, dem inzwischen alles gehört.

Fasziniert von der seltsamen Atmosphäre in Wuthering Heights lässt er sich von der Haushälterin Ellen "Nelly" Dean erzählen, wie es zu dieser Atmosphäre gekommen ist. So ist Nelly auch die eigentliche Ich-Erzählerin des Buchs, und der Großteil der Handlung wird von ihr rückblickend erzählt. Ein sehr geschickt eingebauter Rückblick, der locker Mary Shelley das Wasser reichen kann.

 

Nelly kann gut erzählen - alles ist sehr szenisch und dialoglastig. Die Figuren sind plastisch und lebendig, alle haben ihre eigene Agenda, sagen nicht unbedingt die Wahrheit, sind rachsüchtig, gierig oder neugierig, ungehorsam, hassen und lieben - die ganze menschliche Bandbreite. Gerade das - und die verdammt gute Art zu erzählen - macht den Roman sehr spannend und lesenswert.

 

Ich fand es nicht immer ganz einfach zu folgen, konnte das definitiv nicht im Halbschlaf lesen und habe auch eher zwei als nur eine Woche gebraucht, auch wenn der Roman ja eigentlich nicht sehr dick ist. Die verschachtelte Struktur gab mir zeitweise Rätsel auf, die aber nach und nach gelöst wurden. Außerdem müsste man sich eigentlich ein wenig mit dem britischen Erbrecht jener Zeit auskennen, um zu verstehen, wie alles schließlich in Heathcliffs Besitz fallen konnte.

 

Ab der Mitte nimmt die Handlung noch einmal richtig Fahrt auf. Ein Klassiker, der sich ungemein lohnt und den ich absolut weiterempfehlen kann. Heathcliff ist zwar der Antagonist, stellenweise fühle ich als Leserin aber dennoch mit ihm mit. Ja, er tut böse Dinge, aber zeitweise verstehe ich eben auch, wieso.

 

Die inhaltliche Zusammenfassung in der deutschsprachigen wikipedia hilft, nach dem Lesen des Buchs noch einmal alles zu sortieren. Hilfreich auch die Abbildung mit Namen, Lebensdaten und Verwandtschafts-beziehungen, die bei wikipedia unter u. a. Link zu finden ist. Das vor oder während der Lektüre aufzurufen, spoilert natürlich, ich habe mir das nach Beendigung des Romans angeschaut. Wer nicht durchsteigt und dem es nichts ausmacht, anhand der Todesjahre gespoilert zu werden, schaue hier.

 

Es wird viel gestorben! Klar, die Lebenserwartung war bis ca. 1900 nicht sehr hoch und lag durchschnittlich bei circa 35 Jahren. Wer Glück hatte und von ernsthaften Krankheiten verschont wurde, konnte natürlich trotzdem achtzig oder älter werden. Viele starben aber auch weit früher. Emily Bronte ist selber nur dreißig geworden. In ihrem Buch sterben einige Figuren sogar, bevor sie die dreißig erreichen. Und stets so unklar - kurz nach oder während Geburten, an Fieber, Tuberkulose, Lungenentzündung. Es muss irre frustrierend gewesen sein, damals Arzt gewesen zu sein.

 

Interessante Links

Gordian und Jan von "Von Zeit zu Zeit" haben einen coolen Podcast zu dem Roman gemacht, den ich sehr weiterempfehlen möchte.

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Kommentare: 1
  • #1

    Nella Beinen (Freitag, 27 November 2020 11:42)

    Ich kann mich erinnern, dass ich für den Roman damals sogar 4 Wochen benötigte. Aber ich fand ihn auch sehr gut.