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Der Metropolist von Seth Fried

Harte Fakten

Titel Der Metropolist
Autor*in Seth Fried
Erscheinungsjahr 2019
Seitenzahl 321

Inhalt

Henry ist Beamter beim BKI; dem Bundesamt für kommunale Infrastruktur in Suitsland/Maryland. Eigentlich würde er aber lieber in Metropolis arbeiten und hat auch schon mehrfach erfolglos um eine Versetzung gebeten. Als sein Vorgesetzter ihn dann nach Metropolis schickt, um dort die jüngsten Anschläge untersuchen zu lassen, ist Henry natürlich sofort dabei. Als Unterstützung erhält Henry OWEN, die KI, der als Projektion mittels einer Krawattennadel ganz schön was drauf hat.

 

Eigentlich hat der Roman alles, was man für eine spannende, kurzweilige Lektüre braucht: Zwei erinnerbare, spleenige Protagonisten mit Vergangenheit, die außerdem schön gegensätzlich sind. Einen Bösen mit einem klaren nachvollziehbaren Motiv. Eine vielversprechende Kulisse. Humorvolle Dialoge. Ein paar farbenfrohe Ideen.

 

Warum also ist der Roman trotzdem langweilig genug, dass es mir sogar auf den paar hundert Seiten zu lang wird?

 

Irgendwie liest sich der Metropolist wie ein mittelmäßiger Actionfilm mit Will Smith oder Arnold Schwarzenegger. Nicht wie einer von den guten wie Terminator 2. 120 Minuten, davon sind 113 Minuten Action und 7 Minuten Story. Zu wenig Story für dreihundert Seiten.

 

Ein Kapitel eher gegen Ende beginnt ungefähr so: "Ich bin mal wieder gefesselt und jemand sagt etwas auf Esperanto". Ja genau. So geht es ständig. In einem gefühlten Drittel des Romans wird der Ich-Erzähler Henry gefesselt, überwältigt, mit dem Tode bedroht (übrigens für mich fast nie nachvollziehbar, warum soll er eigentlich unbedingt sterben?) oder gefoltert. Sein Partner, die KI namens OWEN, boxt ihn jedes Mal in letzter Minute wieder heraus. Mal mit mehr, mal mit weniger originellen Ideen. Das ist, als würde in einem Film mehrmals fast eine Bome explodieren und Will Smith deaktiviert sie jedes Mal, wenn der Countown auf der Eins steht. Das wird ab dem dritten Mal langweilig.

 

Dabei hätte die Vergangenheit von Henry einiges hergegeben: Der Tod seiner Eltern. Die Kindheit im Heim. Siene Besessenheit von Eisenbahnen. Seine Gegenwart auch: Pedantisch bis zum get-no. Unbeliebt bei allen Kolleg*innen - außer vielleicht beim Boss. So wie er drauf ist, könnte eigentlich eher Henry die KI sein und OWEN mit seinem Hang zum Alkohol und Spaß-haben der Mensch.


OWEN hat auch einiges für sich, ein paar lustige Macken, ist aber insgesamt zu klamaukig, um eine ernstzunehmende KI zu sein, selbst dann, wenn man seinen Hintergrund bedenkt, den ich nicht offenlegen kann, weil ich sonst spoilern würde.

 

Die Kulisse Metropolis als Stadt ist ganz gut, es gibt aber einfach zu viel Action, um wirklich wertschätzen zu können, was an dieser Stadt so Besonderes, Gewaltiges ist. Sie verschwimmt im Hintergrund.

 

Der Anfang und das Ende des Romans sind ganz gut, nur mittendrin hängt es durch. In der Mitte musste ich sogar Pause machen und ein paar Kurzgeschichten dazwischen schieben.

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