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Die Insel der besonderen Kinder: Miss Peregrine 1 von Ransom Riggs

Inhalt des Romans

Unten gibt es nun ein paar Gedanken zum Film. Meiner persönlichen Meinung nach ist der Film extrem viel besser.

 

Es dauert zwei bis drei Stunden, bis es endlich losgeht, vorher ist der Protagonist Jacob nämlich nicht auf einer Insel und es gibt auch noch keine besonderen Kinder. Daher war es nicht so recht das, was ich erwartet hatte.

 

Es geht kurz gesagt um folgendes: Jacobs Grandpa Abe musste als Jude aus Deutschland fliehen und verbrachte in den vierziger Jahren offenbar eine Weile in einer Art Kinderheim auf einer britischen Insel. Dort wohnten "besondere" Kinder mit einzigartigen Fähigkeiten. Je älter Jacob wird, desto weniger glaubt er diese Geschichten, so dass Abe ihm irgendwann Fotos zeigt. Jacob hingegen hält diese Fotos für gefälscht. Als Jacob 16 ist, fühlt der Großvater sich verfolgt und bettelt seinen Sohn (der Jacobs Vater ist) an, ihm den Schlüssel für den Waffenschrank zu geben. Doch der Vater will dies nicht, da Abe allmählich etwas dement wird. Letztendlich wird Abe im Wald überfallen und getötet. Jacob meint, eine Art Monster mit Tentakeln zu sehen, sein Freund jedoch hat nichts gesehen und alle halten Jacobs Geschichte für verrückt. So muss er, zusätzlich zur Trauer um seinen geliebten Großvater, auch noch eine anstrengende Psychotherapie durchstehen, mit Medikamenten und allem drum und dran. Offiziell heißt es, sein Großvater sei von wilden Tieren getötet worden. Mit seinen letzten Worten hat Abe Jacob aufgefordert, die Insel zu besuchen und die besonderen Kinder zu finden. Anhand eines alten Briefs gelingt es Jacob auch, die Insel aufzuspüren und er fährt mit seinem Vater, der eine Art Vogelbeobachter ist, dorthin und macht sich auf die Suche. Doch offenbar ist seit 1940 dort kein Kinderheim mehr. Wie kann das sein, ist doch der Brief der Leiterin erst fünfzehn Jahre alt? 

 

Anfangs ist es nicht uninteressant: Das Verhältnis des Ich-Erzählers Jacob zu seinem sehr betagten "Grandpa Abe Portman" und dessen Geschichten über die vierziger Jahre und die besonderen Kinder haben mich ausreichend gefesselt, um mit dem Hörbuch warm zu werden.

 

Allerdings ist Der Großvater des Protagonisten Jacob Portman, Abe Portmann, auch schon der interessanteste Charakter des Romans und der stirbt ja doch recht früh zu Beginn der Geschichte. Zwar erfahre ich auch nach seinem Tod noch interessante Einzelheiten über sein Leben, aber ich hätte dann doch mehr gebraucht. Der Protagonist Jacob ist halbwegs sympathisch und seine Erlebnisse und Psychotherapie, bevor er dann endlich mit seinem Vater Franklin auf die Insel fährt, ziehen sich ein bisschen.

 

Auf der Insel erwarte ich dann mehr Handlung, aber es plätschert eher so vor sich hin, auch wenn natürlich irgendwann die besonderen Kinder auftauchen und es durchaus ein paar nette phantastische Ideen gibt. Trotzdem bleiben für mich - bis auf Emma - die besonderen Kinder ein wenig flach. Da hätte ich mir mehr Hintergrundgeschichte gewünscht, vielleicht hätte eine halbe Seite pro Kind auch gereicht. Wie lebt man denn als Unsichtbarer, wenn niemand einen jemals gesehen hat? Ist das denn keine spannende Frage? Das hat vor mehr als hundert Jahren H. G. Wells aber spannender geschildert.

 

Es gibt ca. zwei Stunden vor dem Ende eine unerwartete Wendung, die ich genossen habe. Womöglich hätte ich mit dreizehn den Roman auch irre gut gefunden. Aber heute: zu belesen, der Roman bietet mir nichts, was ich nicht woanders schon besser gelesen oder gesehen habe. Die X-Men-Schule ist weitaus interessanter, das Problem des Anders-Seins wird dort auch deutlich vielschichtiger beleuchtet als hier, sogar, wenn man nur die Filme und nicht auch die Comics kennt.

 

Generell sollte man hier vielleicht lieber das Buch lesen und nicht das Hörbuch hören, beim Hörbuch fehlen natürlich die Fotos der Kinder. Wenn ich das richtig verstanden haben, sind die Fotos Teil des Buchs, das könnte die Atmosphäre natürlich deutlich verbessern.

 

Aufgrund der Verfilmung im Jahr 2016 wurde das Buch in der Buchhaltung Otherland in Berlin häufig nachgefragt, das habe ich im Science Fiction Jahr gelesen, wurde neugierig und kaufte das Hörbuch. Der Film ist ja prominent besetzt, könnte ich mir mal anschauen.

 

Die (inzwischen vier!) Folgebände werde ich nicht lesen, zumal ich in Rezensionen gelesen habe, dass Band 2 keineswegs spannender ist als der erste Teil. Ehrlich gesagt ist es mir auch ein Rätsel, woher die Hype um diese Bücher kommt. Vermutlich einfach gutes Marketing.

 

Ach, und übrigens: Das Phrasenschwein ist auch irgendwann voll. Es gab Sätze, die mehr als ein Sprachklischee hatten. 

 

Sprecher

Simon Jäger ist ein sehr angenehmer Sprecher, ich habe ihm gern zugehört.

Feedback zum Film

Der Film von Tim Burton ist besser. Ich habe zuerst den Roman gelesen und danach den Film geschaut. Auch, weil der Roman so quasi im Nichts endet und ich die Folgeteile nicht lesen will, der Film von Burton hingegen ein rundes Ende hat. 

 

Burton hat sich viele Freiheiten genommen und das ist auch gut so. Die erste Hälfte hält sich noch weitgehend ans Buch - auch wenn die Psychologin hier eine Frau ist und natürlich weniger Szenen hat und Jakes einziger Freund herausgekürzt und durch eine ziemlich coole Kollegin vom Drug Store ersetzt worden ist. 

 

Auf der Insel angekommen, sind die besonderen Kinder besser für mich erfassbar, da Ransom Riggs es nicht wirklich geschafft hat, sie auf den Seiten alle ausreichend lebendig werden zu lassen. Die jungen Darstellenden hingegen schaffen es allesamt, auch jene, die nur wenige Szenen haben, ihren Figuren Farbe zu geben. Dazu kommt, dass noch ein Zwillingspaar dabei ist (habe ich die im Roman überhört?), bei denen wir uns lange, sehr lange fragten, warum sie eigentlich so vermummt herumlaufen. 

Die Fähigkeiten von Emma und Olivia wurden vertauscht. Nicht Emma kann Feuer entstehen lassen, sondern sie kontrolliert die Luft und schwebt davon, wenn sie nicht festgebunden ist oder in schweren Schuhen steckt. Passt viel viel besser und sorgt für einige beeindruckende Szenen unter Wasser.

 

Jakes eigene besondere Fähigkeit wird viel einleuchtender gezeigt. Enoch ist herrlich ambivalent und gruselig. Die Szenen mit dem unsichtbaren Jungen haben mehr Humor. Insgesamt sowieso: Mehr Humor, teilweise mit Burton-typischen Szenen, mit kämpfenden Skeletten oder unsichtbaren Wesen, die mit Schnee und Gummibären sichtbar gemacht werden. 

 

Die Geschichte hat einen gescheiten Showdown und einen sehr interessanten und befriedigenden Abschluss. Es gibt nur eine einzige Szene, die im Buch besser war (dafür müsste ich nun spoilern), die damit zusammenhängt, dass die Figur des Psychologen (im Film eine Psychologin) anfänglich deutlich weniger Raum einnimmt. Die Besetzung und die visuelle Umsetzung sind überzeugend und Burton wartet mit einigen richtig tollen Ideen, vor allem zum Showdown hin und währenddessen auf, die ich im Roman vermisst habe. 

Diversität

Der Protagonist ist übergewichtig, jedenfalls wird anfänglich gesagt, dass er Tabletten nehmen muss, die ihn dick machen. Danach wird aber sein Gewicht höchstens noch mal zwischen den Zeilen angedeutet, womöglich hat es sich auch verwachsen.

 

Das Jüdisch-Sein spielt eine (kleine) Rolle und generell das Anders-Sein, auch wenn ich das Thema jetzt nicht so gut umgesetzt sehe wie in anderen Geschichten und Romanen.

Harte Fakten

Titel Die Insel der besonderen Kinder: Miss Peregrine 1 
Autor*in Ransom Riggs 
übersetzt von Silvia Klinkel 
Erscheinungsjahr 2011 (Übersetzung in 2013)
Seitenzahl 432 
Länge Hörbuch 11 Std. 8 
Sprecher*in Simon Jäger 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1400367456112230400 

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