The Cleaners von Ken Liu

Gui hat von seinen kürzlich verstorbenen Eltern eine Reinigungsfirma geerbt. Einige wenige Seiten verweile ich in dem Glauben, es ginge um normales Saubermachen. Aber wir sind hier bei Ken Liu, der in der Regel phantastische Geschichten schreibt.

Jedes Ding beinhaltet Erinnerungen. Wird jemand mit einer Haarbürste verhauen, speichert die Bürste den Schmerz. Das macht es schwierig, sie zu benutzen, weil bloßes Anfassen schon schmerzt. Mehr jene, die mit der Erschaffung der Erinnerung zu tun hatten, als andere. Außerdem sind einige sensibler als andere.

Gui hingegen ist speziell: Er fühlt gar nichts. Daher scheint es auch so zu sein, dass er perfekt für diesen Job ist: Dinge "säubern" von Erinnerungen für fremde Leute. Dann erhält er einen großen Auftrag.

Die Perspektiven wechseln ab. Wir haben nicht nur den "Cleaner" Gui, sondern auch seine Auftraggeberin und ihre Schwester und es wird abwechselnd erzählt. Dabei erfahren wir auch, dass die Menschen die anhaftenden Gefühle an den Gegenständen unterschiedlich stark wahrnehmen und welchen Einfluss das auf ihren Lebensweg und ihre Karrieren hat.

Die Assoziation zur Spiegelreisenden-Reihe liegt hier nahe. Zumal in dieser Geschichte die meisten Leute Handschuhe tragen, so wie die Hauptfigur Ophelia in den vier Romanen der Spiegelreisenden. Ophelia kann Gegenstände lesen, wobei sich das nicht auf Gefühle beschränkt, sie bekommt teilweise sehr konkret Auskunft über die Vergangenheit eines Gegenstands, nur beinhaltet das (leider) auch die Gefühle, die beim Berühren des Gegenstands im Spiel waren,

In Lius Geschichte ist das Empfinden auf Gefühle konzentriert - aber man kann eben auch private Dinge über Menschen herausfinden, ggf. sogar Verbrechen aufdecken. Was für Möglichkeiten! Eigentlich schade, dass die Geschichte so kurz ist. Da hätte er ruhig ein paar Meter weiter denken  und mehr daraus machen können.