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Das Paket von Sebastian Fitzek

Harte Fakten

Titel Das Paket 
Autor*in Sebastian Fitzek 
Erscheinungsjahr 2016 
Seitenzahl 7 Std. 29 
Länge Hörbuch 432 
Sprecher Simon Jäger 

Inhalt

Zack, an einem Wochenende durchgehört. Nach dem Strugatzki-Roman war ich auch froh, mich auf eine Geschichte einzulassen, die ich komplett und jederzeit verstanden habe.

 

Der Prolog beginnt mit der sechsjährigen Emma. Diese fürchtet sich vor dem Monster in ihrem Schrank, Arthur, und möchte zu ihren Eltern flüchten. Die Mutter möchte sich ihr zuwenden, aber der Vater ist cholerisch und dreht (mal wieder) völlig durch. Die Eltern beginnen zu streiten, Emma flüchtet sich zurück in ihr Zimmer und findet nun überraschend Trost bei Arthur, der sich ihr sogar zeigt und offenbar ein Mann mit Motoradhelm ist - oder bildet sie sich das nur ein? (Das mit dem Mann im Motoradhelm erinnerte mich sehr an den Thriller DNA.)

 

Weiter geht es mit der erwachsenen Emma, die inzwischen Psychologin ist und glücklich verheiratet mit einem Mann namens Philipp. Sie hält einen sehr umstrittenen Vortrag und checkt danach im Hotel ein. Eigentlich könnte sie auch nach Hause fahren, aber dort wird renoviert. Sie und Philipp erwarten ihr erstes Kind und bauen das Dachgeschoss für ein Kinderzimmer aus. 

 

Gruselig wird es, als sie eine Warnung für sich am Spiegel entdeckt. Und als der Portiert sie auf dem Handy anruft, um zu fragen, ob sie denn noch einchecken möchte. "Ich bin doch schon hier! In Zimmer 1904." Doch ein Zimmer 1904 gibt es in dem Hotel gar nicht. Daraufhin wird Emma von einem Mann mit einer Droge überwältigt, geschert und vergewaltigt. Sieht ganz nach der Handschrift des "Friseurs" aus. Doch während die anderen Opfer alle Escort-Damen waren, die zudem vom "Friseur" getötet wurden, bleibt Emma am Leben.

 

Danach lebt Emma in Angst, mehr noch, in Paranoia, verlässt ihr Haus nicht mehr. (Das erinnerte mich übrigens sehr an Sigourney Weavers Rolle in "Copykill"). Bis eines Tages der Postbote sie bittet, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen.

 

Ich muss Sebastian Fitzek einige Komplimente machen:

 

Erstens, er schafft es irre gut, aus der Sicht einer Frau zu schreiben. Keine Beanstandungen.

 

Zweitens, er stellt Emmas Paranoia absolut glaubwürdig und mittreißend dar. Ich gehe total mit. An einer Stelle ist mir aufgefallen, dass er nicht einmal mehr beschreiben muss, wie Emma sich fühlt, er beschreibt nur, was sie sieht und erlebt und daraufhin tut und ich fühle dennoch die Panik. Das ist wirklich die Großmeisterei des Show-don't-tell, vor der ich mich nur verneigen kann. 

 

Drittens, das heikle Thema Vergewaltigung und Veränderung der Lebenswirklichkeit nach einer Vergewaltigung ist absolut gelungen. Teilweise auch schwer zu ertragen, da sehr lange nur aus Emmas Sicht erzählt wird, aber eben das ist richtig so. In letzter Zeit wurde bei Twitter oft kritisiert, dass in Literatur und Fernsehen gern mal dargestellt wird, wie Frauen nach einer Vergewaltigung so richtig erstarken und über sich hinauswachsen, es der Welt so richtig zeigen. Das entspricht leider nicht der Realität. Emmas Reaktion entspricht viel mehr dem, womit viele Frauen danach umgehen lernen müssen. Diese Darstellung ist dem Autor mit Fingerspitzengefühl und irre viel Glaubwürdigkeit gelungen.

 

Viertens, es gibt einige sehr sehr gute Ideen in dem Roman. Ich persönlich finde die Wendungen in der Mitte des Romans am besten - besser als den Showdown. Auch wenn ich einige Wendungen eine Viertelstunde vor Emma schon sehen kann (vermutlich andere Vorerfahrungen) und schon ungeduldig mit den Füßen scharre. Die Wendungen sind extrem gut und alles passt gut zusammen.

 

Fünftens, es werden alle Fragen beantwortet. Absolut alle. Man kann sich das Buch getrost reinziehen und braucht sich nie zu fürchten, dass irgendetwas unklar bleibt.

 

An einigen Stellen waren mir die Szenen etwas zu lang. Ja, oft erzeugt das auch Spannung. Aber manchmal hatte ich das Gefühl, Emma kauert eine gefühlte halbe Stunde lang an einer Stelle, ohne dass allzu viel passiert. Da hätte ich mir etwas mehr Geschwindigkeit gewünscht. Hätte ich es gelesen und nicht gehört, ich hätte wohl einfach an diesen Stellen etwas "schneller" gelesen.

 

Der Showdown hat mir weniger gut gefallen als der Rest des Buchs. Ich vertraue den Recherche-Qualitäten dieses Autors und glaube, dass es absolut möglich ist, dass sich so etwas so zuträgt, habe da aber doch persönlich etwas Schwierigkeiten, das zu akzeptieren. (Die Ein-Sterne-Rezensionen bei amazon, die allerdings eindeutig nicht alle spoilerfrei sind, zeigen mir, dass ich nicht die einzige mit diesem Gefühl bin.)

Da haben mir die Ideen in der Mitte des Buchs besser gefallen. Dennoch kann ich die Auflösung akzeptieren und immerhin werden all meine Fragen beantwortet, so dass ich keineswegs unbefriedigt von diesem Buch wegtrete. 

 

Wenn ich nun nicht gleich den nächsten Fitzek-Thriller hinterherschiebe, liegt das lediglich an meinem Riesenberg an ungelesenen Büchern und den irre vielen Büchern auf meiner Wunschliste. Dieser Roman ist sehr kurzweilig, spannend und einige Nebenfiguren hatten tolle Details - wie zum Beispiel der Postbote. Und Emmas Hund mochte ich auch sehr. Die Figur des Nachbarn war auch extrem interessant.

 

Eine Bemerkung zum Schluss: Perfekt gelesen von Simon Jäger! Noch besser als seine Vorlese-Leistung bei "der Store".

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