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Autoren Sternzeit: Geschichten, die nie erzählt wurden

Harte Fakten

Titel Autoren Sternzeit: Geschichten, die nie erzählt wurden
Herausgeberin Olga Drocjuk
Erscheinungsjahr 2020
Seitenzahl 293
Anzahl Geschichten 28

Inhalt

Fazit für Eilige

Die Stories sind zum größten Teil weihnachtlich. Irgendwie. Ansonsten sind sie vom Genre und Stil her unterschiedlich - Science Fiction, Krimi, Phantastik oder auch ganz realistische Stories. Alle kurz und pointiert. Da sie sich sehr unterschieden, ist es natürlich klar, dass nicht alle bei mir total eingeschlagen haben, was aber an meinem persönlichen Lesegeschmack liegt. Jedenfalls ist für alle etwas dabei. Bei der Lyrik habe ich es bei der reinen Erwähnung belassen, da ich keine Spezialistin bin. 

Alle Einnahmen werden gespendet an vielfarbeimgrau.de. Eine andere Rezension findet ihr zum Beispiel bei einer der beteiligten Autorinnen. 

 

The New Beginning von Olga Drocjuk

Ein Raumschiff unterwegs zu einem anderen, hoffentlich bewohnbaren Planeten. Klar, das Thema ist nicht neu, frisch ist hier allerdings, dass nur noch Jugendliche übrig sind und diese alle die Erde nie gesehen haben. Die Story ist im Tagebuchstil geschrieben und die Protagonistin beschreibt, was auf dem Schiff geschieht und was sie über die Erde lernt. Ein bewohnenswerter Planet, bevor die Süßwasserkriege ausgebrochen sind. Aus ihrer Sicht klingt vieles, was auf der Erde heute selbstverständlich ist, wundersam und spannend: Die Beutel von Kängurus. Jahreszeiten. Sonnenuntergänge. Ich bin fast versucht, mir die Augen zu wischen, rauszugehen und die Welt zu genießen.

 

Sirona von Anne Polifka

Die Geschichte fängt eher alltäglich an - nun ja, nicht wirklich alltäglich, immerhin sitzt der Protagonist in der ISS und verpasst das Weihnachtsfest mit seiner Familie daheim in Europa. Bald schon aber erfährt er, welche Katastrophe sich der Erde nähert und in welcher Geschwindigkeit. Er nutzt die letzten Minuten für ein paar Telefonate. Schon sehr ergreifend und für hartgesottene, vor allem sehr gut erzählt und glaubwürdig.

 

Zitronenfalter auf dem Mars von Daniela Mertens

Da bin ich ganz froh, dass die nächste Geschichte etwas optimistischer ist. Die Ausgangslage ist zunächst ähnlich. Die Protagonistin sitzt auf dem Mars und ist ebenfalls Weihnachten nicht daheim bei ihrer Familie. Zudem streikt die Verbindung nach Zuhause. Dann aber geschieht etwas unerwartetes.

Passend dazu hat mich unsere fünfjährige Tochter kürzlich gefragt, ob es den Weihnachtsmann wirklich gäbe. Ich habe dazu Geschichten erzählt, dass er auch manchmal zu Erwachsenen kommt, wenn die ihn wirklich brauchen. Diese Geschichte wäre dafür ein schönes Beispiel gewesen. Genau richtig detailreich und für mich spannend und mit Lachgrübchen in den Wangen zu lesen. 

 

Der Mensch von Be Zoban

Wenn du deinem besten Freund nur das schlechteste wünschst - und dann in einer Notsituation doch ganz anders reagierst. Das ist herrlich menschlich! 

 

Der Grinch geht um von Roland Hebesberger

Diesen kleinen Krimi habe ich sehr genossen und halte ihn für eine der besten Stories in dieser Anthologie. Jedes Jahr zu Weihnachten tötet der "Grinch" drei Personen: an Heiligabend, am 1. und am 2. Weihnachtstag. Jedes Mal in einem anderen Dorf, erwischt wurde er bisher nie. Diesmal findet der Dorfpolizist Pepi die erste Leiche. Sehr gut werden hier die Fäden zusammengeführt, alle Nebenhandlungen ergeben am Ende Sinn. Sogar die Katze, die ihr Futter nicht anrührt. 

 

Marion macht Urlaub von Andrea Neven

In einer langen Ehe muss man schon mal seltsame Entwicklungen und neue Hobbies aushalten. Endlich Urlaub! Zwölf Tage weg über Weihnachten. Doch dann muss der Ich-Erzähler so einiges aushalten und hat plötzlich ein Verbrechen zu vertuschen. 

 

ICH KOOOMMME!! von Martin Schörle

Hier soll einem vergleichsweisen netten Stalker ein Verbrechen angehängt werden, und das auf recht originelle und einfallsreiche Weise. Die Schlusspointe sucht seinesgleichen.

 

Tiger zum Jahresende von Gerda Greschke-Begemann

Diese originelle Geschichte erklärt dann auch endlich das Titelbild.

 

Back to the Stars von Neal Delsy

Was für ein trauriges Thema. Man kann  nicht alles haben - klingt abgedroschen, wird hier aber eindrucksvoll dargestellt. Protagonist David ist weit weg von seiner Familie. Seine Sehnsucht wird so überzeugend dargestellt, dass ich ihm zurufen will: Vergiss dir Sterne! Such dir einen anderen Job und gehe zu deiner Familie!

Einige schöne Details, wie ein Moslem, der nie Bier trinkt und stattdessen Eiswürfel zerkaut. Außerdem hat diese Story die schönsten Metaphern. Kalbende Gletscher, you made my day!

 

Geschwisterliebe von Thussi Haugsberger

Das scheint eine autobiografische Geschichte zu sein, jedenfalls heißt die Ich-Erzählerin Thussi. Das kann natürlich auch andere Hintergründe habe, ich vermute es nur. Herzlichen Beileid für den Verlust deines lieben Bruders, Thussi, und ich hoffe, du konntest mit dem Schreiben dieser sehr traurigen Geschichte ein wenig Trauerarbeit bewältigen.

 

Hasengefasel von Zsóka Schwab

Der Autorin gelingt es sehr gut, die Frustration einzufangen, die es mit sich bringt, wenn man in einer Sprache sprechen muss, die man noch nicht beherrscht. Sehr befriedigend ist daher der Schluss dieser sehr kurzen Story.

 

Am Heiligabend schneit es immer von Sabine Walther

Wie ändert sich der Alltag, wenn die Mutter dement wird und die Tochter sich kümmern muss? Die Dynamik zwischen den Frauen wird hier sehr treffend eingefangen, und einige Erbstücke aus der Vergangenheit scheinen hier ebenfalls durch, positiv wie negativ.

 

Der verschwundene Tannenbaum von Vero KAa

Eine witzige Garagenverwechlungsgeschichte und außerdem eine gute Art, mit drei weiblichen Teenagern fertig zu werden. 

 

Menetharios von Nina Pfeffer Camara

Hier spielt mal etwas weder auf der Erdoberfläche, noch im Weltall, sondern in den Tiefen des Meeres!

 

Von Zeiten und Sinnen von Norbert Rahn

Lyrik. Es hat einen schönen Rhythmus.

 

Feuer von Milena Tebiri

Hier wird es dann auf angenehme Art phantastisch. Marianne hat Liebeskummer, schläft vor dem Kamin ein und macht eine Art Zeitreise fünfhundert Jahre in die Vergangenheit. Dort trifft sie ihren Bruder Daniel. Nach ein paar schönen Szenen mit ihrem Bruder schläft sie erneut ein und kehrt zurück in ihre Gegenwart, in der sie keinen Bruder hat und hatte. Oder doch?

 

Der Zug von Pofbanow

Auch diese Geschichte hat phantastische Züge. Die Protagonistin steigt in einen altmodischen Zug ein. Was hat es mit diesem auf sich? Wohin fährt er? Und wieso sterben die Mitfahrenden nach und nach?

Sehr gruseliges Ende.

 

Randgedanken von Michaela Göhr

Ein paar Momente vor Neujahrsmitternacht mit ihr selber - mit sich und der Vergangenheit, an der sie hängt, und der Zukunft, vor der sie sich fürchtet. Ein paar Gedanken darüber, wie schön es doch wäre, in der Gegenwart zu leben anstatt an altem zu hängen oder sich vor dem Morgen zu grämen.

 

Vom Glauben von Norbert Rahn

Das ist erneut Lyrik.

 

Das Schicksal würfelt nicht von Michael Barth

Auch hier ein Hauch Phantastik - so wird eine Unterhaltung mit einem mysteriösen Fremden an der Bushaltestelle für die Protagonistin lebensrettend.

 

Straße ohne Ziel und Wiederkehr von Bärbel Grizzly

Eine wirklich originelle Story um einen verletzten Weihnachtsmann. Da muss man doch den Rettungswagen rufen, oder?

 

Eine Frage des Glaubens von Ulrike Weihnhart

Nicht zu religiös, aber trotzdem eine Weihnachtsgeschichte. Zwei sehr sympathische Hauptfiguren, die ihre Prioritäten am rechten Fleck haben, erhalten besonderen Besuch. Der Ehemann bekommt sein Leben gerettet und zwar von einer extrem berühmten Person, die in der Weihnachtsgeschichte in der Regel die Hauptrolle spielt. 

 

Faith von Jennifer Schumann

Eine (anfänglich) sehr unsympathische Geschäftsfrau aus New York reist nach China, um eine Fabrik zu besichtigen. Etwa Unvorhergesehenes passiert, das eine Entwicklung für ihren Charakter bereithält. Die Idee ist zwar nicht neu, aber sehr gut umgesetzt. Der Schluss kam vielleicht etwas plötzlich.

 

Überstehen ist alles! von Hilde Willes

Eine Frau, ein Mann, Kinder, ein Weihnachtsbaum - es liegt in der Luft, dass es da ein Geheimnis gibt, etwas, das viel Geld kostet. Wohin ist der Mann verschwunden? Nach und nach entblättert sich die Lösung. Ein Thema, das ich recht selten lese. In der Frau reift ein Entschluss. 

 

Gesindes Scham von Lotte Weis

Eine sehr interessante Geschichte zum Thema Scham. Es bleibt auch nicht bei einem Aspekt, sondern geht bis zum überraschenden Schluss immer noch einen Schritt weiter. Die Story hätte auch genügend Inhalt für etwas längeres hergegeben.

 

Hexenaugen von Frank Kätow

Ein Junge, der einer gefangenen Hexe das Essen bringt. Eine Unterhaltung beginnt. Ist sie nun wirklich eine Hexe - oder wird sie zu Unrecht beschuldigt? Als sie ihm ein verführerisches Angebot macht, ist der Junge versucht.

 

Krieg der Fäuste von Felix Michael Hummel

Das schildert seinen sehr ungewöhnlichen Grabenkampf an der deutsch-französischen Front während des ersten Weltkriegs. Obwohl ganz anders, erinnert es ein wenig an den Weihnachtsfrieden von 1914, dieser wird auch erwähnt.

 

Wiedersehen Be Zoban - Episode von "HANNAH"

Hier kommt noch einmal etwas lyrisches zum Abschluss

 

 

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