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Exodus - Science Fiction Stories & phantastische Grafik

Die Stories

H. D. Klein: Das Haus

Super Einstand. Wenn die erste Geschichte in einer Literaturzeitschrift oder einer Anthologie gut ist, ist das viel wert. Ich habe durchaus schon mal eine Anthologie/Zeitschrift liegenlassen, weil die erste Story mir nicht gefiel.

 

Der Rohbau des Eigenheims steht. Nun möchte man sich ausprobieren: welches Dach, möchte man einen Wintergarten, was für eine Einbauküche soll es sein, welche Treppe?

Die ganzen Details, die man sonst eher zweidimensional oder bestenfalls in einem 3D-Programm auf einem Bildschirm plant, kann man bei "Houses and More" mittels Rechner gleich lebensecht am Rohbau anwenden. Schauen, wie es sich anfühlt, durchzugehen. Sieht täuschend echt aus, fühlt sich echt an, nur natürlich sind z. B. Küche und Geschirrspüler noch nicht funktionsfähig. Was gefällt, wird dann in echt und auf Dauer haltbar und funktionsfähig gebaut und die glücklichen Hausbesitzer*innen können einziehen.

Die Protagonisten sind erschlagen von den Möglichkeiten. Doch warum nur sind all die Häuser in der Nachbarschaft, ebenfalls von Houses and More erstellt, so einfallslos?

Gut geschrieben, macht Spaß, nachvollziehbare Konflikte, solide (allerdings leicht vorhersehbare) Pointe.

 

Herbert W. Franke: Warum sind Computer so weltfremd?

Ich muss jetzt nicht Franke rezensieren, oder? Der hat das ja nicht mehr nötig. Die Story ist von 1998, was man z. B. an den Disketten auch bemerkt, was der Story trotz des SF-Hintergrunds ein wenig nostalgisch macht. Der Umgang mit dem Rechner erinnert mich trotz allem ein wenig an Alexa. Aber nur ein wenig.

 

Thomas Arne Winter: Staatsbegräbnis

Eine wirklich gute Idee. Ich kann jetzt hier fast nichts schreiben, so verwickelt wie er das hier aufbaut, würde ich schon spoilern. Sagen wir mal so: Wenn in der Zukunft etwas ermöglicht wird, das womöglich Einfluss auf... Nein, auch das wäre gespoilert. Genießt selbst.

 

Jaqueline Montemurri: Koloss aus dem Orbit

Ich bin sehr froh, dass ich kürzlich endlich die Zeitmaschine gelesen habe. Man kann diese Kurzgeschichte auch verstehen, ohne vorher die Zeitmaschine gelesen zu haben, aber es macht doch wesentlich mehr Spaß, wenn man diesen Klassiker kennt. Ich dachte beim Lesen schon: Ah, das erinnert mich an die Eloi, dann gab es sogar eine direkte Referenz darauf.

Die Protagonistin Dysti (soviel zu sprechenden Namen :-) ) landet 250 Jahre in der Zukunft, genauso wie zwei ihrer Kollegen. Einer davon hat es sich schon in der zukünftigen Gemeinschaft der naturverbundenen Menschen bequem gemacht. Der andere, ein mit cyborg-verbesserten Körperteilen versehener Mensch, wurde als Maschine identifiziert und die sind in dieser Zukunft irgendwie out.

Transhumanismus ist ja zurzeit total im Trend und damit ist diese Story auch hochaktuell. Ein bisschen dick wird mir die Message dieser Geschichte hier schon ins Gehirn geschmiert, ich hätte es auch etwas subtiler verstanden. Dennoch: Sie hat alles. Ich mag die Referenz auf die Eloi. Das Licht und die Schatten der zukünftigen Gemeinschaft werden ganz gut beleuchtet, auch wenn die Schatten doch recht rasch überwiegen. Eine gelungene Zukunft-Story.

Die Autorin hat außerdem den Kurd-Laßwitz-Preis gewonnen.

 

Christopher Ecker: Vom Krug auf dem Hügel in Tennessee

Da steht zwar Science Fiction drauf, es liest sich aber fast wie Horror. Die Erde ist überfüllt - nicht so wie heute, sondern richtig. Niemand wohnt mehr in Häusern. Es gibt Schlafsäle. Keine Privatsphäre. Geht man auf die Straße, ist man schlimmer eingezwängt als bei einem Konzert ohne Abtrenner im Publikum. Es geht voran, oftmals, aber es ist gefährlich. Wird man nach unten gedrängt, kommt man nie wieder hoch. Man läuft auf den Leibern der nach unten Gedrängten.

Es gibt Erde 2. Die Familie des Protagonisten ist schon dort. Er müht sich, nachzukommen. Wir begleiten ihn auf diesem Stück Weg. Dystopie ist gar kein Ausdruck. Sehr gute Geschichte.

Mir fällt auf: Er hat Dialoge sehr gut drauf. Die Story ist vor allem anfangs recht dialoglastig und es klingt alles so schön echt, ich kann es fast hören beim Lesen.

Diese Geschichte ist für den deutschen Science Fiction Preis nominiert.

 

Victor Boden: Die zweite Generation

Hier schreibt jemand, der eher visuell ist. Sehen über Hören, so gefallen mir die Beschreibungen auch besser als die Dialoge. Mannomann, ist die Story seltsam! Natürlich kann es mal wieder an meiner fehlenden Vorbildung liegen, denn SF-Stories mit dem Inhalt "Leben auf fremden Planeten/Erforschen bisher unbekannten Planeten/Kontakt zu außerirdischem Leben" habe ich ja noch nicht sehr viele gelesen und auch was Filme betrifft, habe ich da noch nicht sehr viel hinter mir.

Die Sexualität kommt ein wenig schräg rüber, wobei ich schräg auch nicht negativ meine, aber auf jeden Fall bemerkenswert.

Es ist bei weitem die längste Story in dem Magazin. Netterweise muss ich mir nur vier Charaktere merken. Das ist auch gut so, denn ansonsten ist das ganze Setting mir fremd genug, dass frisst meine gesamte Konzentration.

Cool: Er hat seine eigene Story illustriert. Besonders die Zeichnung mit dem lächelnden Embryo ist spooky und nett gleichzeitig. Passt alles sehr gut zusammen.

Die Geschichte hat für mich vermutlich zu viele Leerstellen, ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich wirklich alles verstanden habe.

Die Story wurde für den Kurd-Laßwitz Preis nominiert.

 

C. Dyrnberg: Bären

Der Ich-Erzähler hängt zunächst mit seiner Familie wegen seines Jobs auf einem Planeten fest, auf dem nichts los ist. Er hat einen Job, den auch "ein Einzeller erledigen könnte".  Dann tauchen die Bären auf. Hüfthoch, sehen wie Teddybären aus, sprengen sich in kurzer Entfernung zu seiner Station in die Luft.

Seine Familie verlässt ihn bald. Was soll das alles?

Wieder eine Leerstelle zu viel?

Ich beschwere mich, wenn etwas zu sehr ausformuliert ist (siehe weiter oben, "Koloss aus dem Orbit"), und ich möchte mich mal nicht beschweren, wenn ich das Gefühl habe, die Message nicht ganz verstanden zu haben. Wahrscheinlich werde ich später zu dieser Story zurückkehren und sie erneut lesen.

 

Ulf Fildebrandt: Die Sphäre der Milliarden Wege

Ja. So gefällt mir das. Erstens ist die Welt zwar fremd und exotisch, aber die Figuren haben ganz klare Ziele und Konflikte. Ziele und Konflikte, wie sie auch auf der Erde zur Jetzt-Zeit möglich wären, aber es spielt eben komplett woanders. Dadurch, dass das Ziel des Protagonisten so klar ist, verliere ich den Überblick nicht, obwohl die Welt exotisch ist und das macht für mich den Reiz der Story aus. Bekanntes mit Unbekanntem vermischen. Außerdem mag ich den Schluss und die Welt ist sehr greifbar und visuell beschrieben.

Ich finde außerdem beim Googeln Hintergrundinformationen auf seinem Blog. Hier gibt es dann ein paar spoilerfreie Infos zum Hintergrund des Settings, Stichwort Dyson-Sphäre um einen weißen Zwerg.

 

Erik Simon: Dich rasier ich nicht

Die kürzeste Story im Heft (eine Seite). Sie durchbricht die vierte Wand (ich glaube jedenfalls, dass man das so nennt). Es ist quasi nur das kurze Aufblitzen einer Story, genauso unterhaltsam wie der Titel vermuten lässt.

 

Es gibt auch Lyrik, aber ich traue mir nicht zu, Lyrik zu rezensieren. Daher lasse ich hier mal bewusst eine Lücke, hatte ich beim Veilchen ja ähnlich gemacht und auch bei den Queer*Welten habe ich die Lyrik ausgelassen.

 

Ich habe geschaut, ob es schon Rezensionen zu Ausgabe 39 gibt, das wäre cool gewesen, aber ich fand nur welche bis Ausgabe 37. Nun, eine*r muss wohl den Anfang machen.

 

Nachdem ich die Stories gegoogelt habe, habe ich das Gefühl, dass es hier Preise und Nominierungen geradezu regnet. Ich ziehe mich dann man eine Weile zurück, hole ein paar SF-Klassiker nach und übe weiter schreiben. ;-)

Die Illustrationen

Für mich persönlich fast noch attraktiver als ggf. mit Franke in einem Magazin gedruckt zu werden ist die Tatsache, wie cool die Stories illustriert werden.

 

Es gibt ein Interview, ein dutzend Seiten seiner Illustrationen und einen unterhaltsamen Comic von Jan Hoffmann, der als Illustrator für die Exodus arbeitet und auch schon einige Titelbilder für die phantastisch! gemacht hat.

Einreichungsbedingungen

So, wie kommt es jetzt dazu, dass eine Kurzgeschichte im Exodus Magazin veröffentlicht wird? Da auf der Webseite keine Infos dazu zu finden sind, habe ich eine Email verschickt und nachgefragt.

Ich erhielt sehr schnell eine äußerst nette Antwort. Die Zusendung der Manuskripte sollte via Email erfolgen (stories@exodusmagazin.de), dort werden sie dann geprüft, ob sie für eine Veröffentlichung in dem Magazin geeignet sind.

 

Außerdem gibt es auch eine EXODUS-Buchreise (im Hirnkost Verlag).Wem der Verlag jetzt bekannt vorkommt: Ja, das ist jener Verlag, der kürzlich die Science Fiction 2019 ermöglicht hat.

 

Manchmal gibt es auch Themenausgaben, wie z. B. die beiden Ausgaben 40 und 41 zum Thema Mars. Ab und zu gibt es auch Ausschreibungen, so gab es eine zum Thema Pandemie, die Deadline liegt aber in der Vergangenheit. Darauf wird sicher eine coole Anthologie (hier erhältlich).

Sonstiges Wissenswertes

Schick für mich: Auf der Webseite werden die Rezensionen gesammelt. So kann ich auf eine nette Weise einen Backlink mehr für meine Webseite gewinnen und außerdem schauen, wie das Magazin sonst so ankommt.

 

Auch sonst ist es eine Webseite, die es sich zu besuchen lohnt. Termine, Buchtipps uvm. ich habe mich gleich mal für den Newsletter angemeldet. Bei den Buchtipps sind auch die !Time Machine und die phantastisch! dabei, da schließt sich der Kreis wieder, dann aus der phantastisch! habe ich ja überhaupt erst die Information über die Existenz des Exodus Magazins.

 

Außerdem gibt es im gedruckten Heft Werbung für die Nova - Science Fiction mit Stories, vermutlich ebenfalls ein Ort für Kurzgeschichten. Ich gebe aber zu, dass ich mittlerweile genügend Ausschreibungen und Hefte gefunden habe und erstmal Zeit zum Lesen und zum Schreiben brauche, daher wird die Recherche erstmal vertagt.

 

Außerdem fällt mir auf, wenn man erst einmal vier bis fünf unterschiedliche Magazine aus dem Bereich der Phantastik und SF gelesen hat, wiederholen sich Namen und Hefte. Allmählich fügt sich ein Gesamtbild zusammen und ich habe nicht mehr so sehr das Gefühl, im Dunkeln zu stochern. Ein schönes Gefühl.

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