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Badass Angels Gefiederte Kreaturen - Anthologie

Harte Fakten

Titel Badass Angels Gefiederte Kreaturen 
Autor*innen siehe unten 
Erscheinungsjahr 2020 
Seitenzahl 125 
Anzahl Geschichten 16 

Inhalt

Fazit für Eilige

Engel sind ja eher ein Pseudonym für gute Kreaturen. Diese Anthologie spielt damit, stellt das auf den Kopf - es geht um Engel, die eben nicht hundekuchengut sind, sondern richtige Badass-Kreaturen. Manchmal sind sie immerhin in guter Mission unterwegs - aber manchmal auch nicht.

Die meisten Protagonist:innen sind Schutzengel. Es gibt aber auch Todesengel und Erzengel, gefallene Engel, Hexer und durchaus auch mal den einen oder anderen Menschen.

 

Ein Wort über mich

Einige der Geschichten beinhalten viele Fantasy-Elemente, was Setting und Ausstattung, sowie magischer Fähigkeiten betrifft. Ich komme mit Fantasy nicht sehr gut klar. Als Vorbildung habe ich lediglich den Herrn der Ringe gelesen und den magischen Kompass - man kann also mit gutem Gewissen sagen, dass ich null Ahnung von Fantasy habe.

Daher fiel es mir manchmal schwer, mich in die fremden Settings hineinzudenken. Entschuldigung dafür. Ich muss aber auch sagen, dass ihr es mir meistens einfach gemacht habt, mir hineinzuleben, durch viel Action habt ihr auch das fremdeste Setting voller Magie und Unsterblichkeit für mich gut erlebbar gemacht. Danke dafür. Ihr habt zu meiner Fantasy-Ausbildung beigetragen.

 

 

Sterbenslangweilig von Kris Gosen

Der Ton des Ich-Erzählers ist extrem gut getroffen. Schön schnoddrig. Mac ist ein Schutzengel mit seinem ersten Vollzeitjob. Und der ist todlangweilig. Sein Schützling Mae riskiert nichts, sie fährt nicht einmal mit dem Rad durch die Stadt. Sie gerät nie in Gefahr. Er hat nie wirklich zu tun,

Daher beginnt er, ein wenig nachzuhelfen. Ein wenig zu viel, so dass er einiges aufs Spiel setzen muss, um Mae doch noch zu retten.

Cool war auch der beiläufige Hinweis, dass die jeweiligen "Chefs" es nicht so mögen, wenn man mit der anderen Seite zusammenarbeitet, ohne dass direkt gesagt wurde, wer die andere Seite ist und wer die Chefs. Das wissen wir schließlich auch so.

 

Die Autorin hat einen Dark-Fantasy-Steampunk-Roman herausgebracht. Bei Twitter ist sie auch, aber scheint nicht sehr aktiv zu sein.

 

Der Kriegsengel von Jule Reichert

Diese Geschichte hat so viele Fantasy-Elemente, dass es mir schwer fällt, mich hineinzulesen, obwohl sie sehr gut geschrieben ist und mit vielen tollen Details aufwartet, sowie sehr rasanter Action am Ende. Es gibt Magie und Artefakte. Es geht um Alpträume, Kriegsengel und die Liebe - sowie Verrat und Untreue. Da passiert auf wenigen Seiten so einiges.

 

Hier habe ich einen Insta-Account gefunden, der sicherlich zur Autorin gehört.

 

Retrokognition.exe von Tristan Lánstad

Mega Story. Erst einmal ist das Setting mir wieder vertraut: Eine Stadt, ein sehr heruntergekommenes Viertel. Die Wurzeln des Protagonisten Christopher. Damals, als er zwanzig und chronisch pleite war. Die eingestreuten Details tragen auf kürzester Distanz schon sehr zur Identifizierung bei. In einer Bar trifft er einen mittelalten Mann, der sich als seinen Schutzengel ausgibt und intime Dinge über ihn weiß, zum Beispiel über seine große Liebe Tobias, seinem wichtigsten Exfreund. Der weitere Verlauf der Story fesselt mich - bis hin zu einer wirklich coolen Pointe, die dem Thema der Anthologie sehr gerecht wird.

Das Thema ist mehr Science Fiction mit einem Hauch Fantasy, total mein Fall. 

 

Die Autorenhomepage habe ich mir ergoogelt. Der Autor schreibt auch queere Sachen - da muss ich ihn gleich auf Twitter folgen, das passt ja zu meiner Twitter-Blase.

 

Himmelgeboren von Rhiannon Eopia

Hier kam ich mit der Fantasy-Komponente bestens klar. Das Setting ist mir nicht allzu fremd, außerdem ist es in Action verpackt, so dass es für mich gut erlebbar ist. 

Aeria ist eine interessante Figur - und die Pointe ist eine wirklich schöne Idee (und außerdem perfekt entblättert). Ich frage mich, warum da nicht mehr drauf gekommen sind.

Allerdings hätte es spannender sein können. Jedenfalls für mich individuell: Aeria ist nie wirklich in Gefahr. Ob Monstermaulwurfmaschinen oder Drachen - sie ist einfach zu mächtig. Nichts bedroht sie oder ihr Reich wirklich. Sie scheint unverwundbar, ich muss also nicht mit ihr mitfiebern. Was ich wohl getan hätte, wäre sie in Gefahr gewesen, da sie, wie gesagt, eine coole Figur ist.

 

Die Autorin arbeitet zurzeit an einer High-Fantasy-Trilogie. "Himmelgeboren" ist ihre erste veröffentlichte Kurzgeschichte. Ich folge ihr bereits schon länger bei Twitter.

 

Beckstein No 3 von Catherine R. Striker

Ein wirklich gut gemachter Krimi mit einem Engel als Ermittler, der durch die Zeiten reisen kann - was natürlich praktisch bei der Aufklärung ist. Die Story ist sehr gut gemacht und hat eine schöne Botschaft und Pointe. Was ich etwas schade finde, ist, dass das Motiv des Mords so unklar geblieben ist. Zwar ist das für die Botschaft und Pointe nicht wichtig, aber als Detail hätte es mich trotzdem interessiert. 

 

Die Autorin hat gleich zwei Stories in dieser Antho. Gut so. Mir haben beide extrem gut gefallen. Sie hat einen Roman draußen: Die verlorene Erinnerung. Bei Twitter folge ich ihr schon eine Weile.

 

Zeit der Engel von Marcel Michaelsen 

Zunächst habe ich nicht verstanden, worum es geht. Erst ganz am Ende hat es einen sehr heftigen Aha-Effekt. Ach so, deswegen! Nun wird mir alles klar! Es ist eine jener Geschichte, die voller Andeutungen sind, die erst am Ende Sinn ergeben. Wenn ich jetzt mehr dazu schreibe, spoilere ich. Dass es um Menschen und Engel geht, ist beim Thema der Antho nicht weiter verwunderlich - und ebenfalls geht es um eine Hinrichtung - oder zwei - oder eben auch keine.  

 

Der Autor hat eine Homepage. Da gibt es Gratis-Leseproben.

 

Engel schießen nicht von Constanze Scheib

In einem (recht langen Wort) würde ich das so zusammenfassen: Zeitreisekrimi.

Der/die Ich-Erzähler*in ist nicht mehr wirklich ein Engel, denn ser (absichtlich benutzt, weil ich sowohl weibliche als auch männliche Züge herauslese), hat keine Lust mehr dazu, ein geschlechtsloses Wesen im Himmel zu sein und zieht um. Zur Erde. Ser hat die coole Fähigkeit, durch die Zeiten zu reisen und lässt sich schließlich im USA der Vierziger Jahre nieder. Als Privatdetektiv*in - eigentlich lässt ser auch die Finger von Mord. Aber irgendwie schlittert ser dann doch in eine Mordaufklärung.

Wenn ich das richtig verstanden habe, kann ser nun auch Sex haben. Ob als Mann, oder als Frau, oder beides, wird mir nicht klar, was ich ziemlich cool finde.

 

Die Autorin hat irre viel veröffentlicht, unter anderem Krimis und Thriller. Ich habe sie z. B. bei Facebook gefunden.

 

Feuer in Eden von Nele Mai

Wusstet ihr, dass Gott keineswegs männlich, sondern genderqueer ist und Metatron das versaut hat, in er als Stimme Gottes ihn einfach zum "Er" erklärt hat? Er hat außerdem noch ein paar andere Dinge falsch überliefert, die vor allem Eva in ein unnötig schlechtes Licht rücken. 

Diese Idee - und auch alle weiteren in dieser Story - haben mich sehr unterhalten. Die Geschichte ist außerdem intelligent gemacht (was bei Zeitreisegeschichten nicht ganz einfach ist) und hat ein schönes, rundes Ende. 

PS: Ich muss bei Metatron immer an Alan Rickman in "Dogma" denken.

 

Die Autorin schreibt nicht nur, sondern lektoriert auch und wird bald einen Verlag gründen. Ich hoffe, das hier ist ihr Twitter-Account, scheint jedenfalls zu passen.

 

Der Schmerz der Erkenntnis von June Is

Hier wird auf wenigen Seiten ganz schön Weltenbau betrieben. Da ist mir fast schwindelig geworden. Kalli, ein Schutzengel, gerät hier in Schwierigkeiten. Auch hier gibt es kriminalistische Elemente und recht viele phantastische, vor allem was den Werdegang eines Schutzengels betrifft. 

Am Ende klären sich Dinge, die anfangs womöglich noch etwas unklar gewesen sind. Die Story besticht durch Action und einen Hauch Charakterentwicklung.

 

June hat den Kontakt zu mir hergestellt - sie wurde wegen der letzten Rezi zur Textgemeinschaft-Anthologie auf mich aufmerksam und mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Auch sie hat schon so einige Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht. Ihr Debut kommt 2021 im OhneOhren-Verlag. Sie ist bei Twitter zu finden.

  

Der tägliche Engel von Emma N.

Analog zu "Interview mit einem Vampir" könnte das hier "Interview mit einem Engel" lauten, der Engel spricht uns nämlich direkt an - und siezt uns. Berichtet recht emotionslos von all dem, was ihm schon während der Ausübung seines Jobs passiert ist, mit Fokus auf dem, was geschah, als er den Auftrag hatte, auf eine ganz bestimmte Frau aufzupassen. 

Hier wird die aufmerksame Leserin belohnt - wenn man jeden Halbsatz aufmerksam beachtet, kann man die Pointe nämlich vorher erahnen. Ich hatte Glück und habe den entsprechenden Hinweis nicht verpasst und hatte daher viel Spaß.

 

Sie ist Herausgeberin dieser Antho. Bei Twitter ist sie auch. Ihre Homepage ist irre gut sortiert, da lacht mein Monk-Herz.

 

Pro Domo von Sile Marlin

Die Ich-Person hat als stummeliger Engel angefangen, wurde Schutzengel, dann endlich Racheengel. Passte besser zu seiner Persönlichkeit. Einige Sätze möchte man sich hier gern in die Tasche stecken, die sitzen so perfekt wie gut eingetragene Schuhe und liefern dennoch so frische Bilder, das kann nur selbstgebacken sein. Der Wahnsinn! Ich stehe auf die Szene, in der die Ich-Person wegen einer Erschöpfungsdepression beim Psychiater sitzt und der aber anderes diagnostiziert, weil schließlich "göttliche Stimmen" gehört werden. Die Pointe sucht ihresgleichen. 

 

Die Autorin muss ich im Auge behalten. Homepage. Twitter. Habe gleich mit dem Stalken begonnen.

 

Der Anwalt des Todesengels von Sophie Grossalber

Azrael ist ein weiblicher Engel mit bewegter Vergangenheit - unter anderem hat sie mal an Luzifers Seite gekämpft, als sie noch dachte, er würde für das richtige kämpfen - und leitet Krav-Maga-Kurse. Wenn jemand in ihrer Nähe stirbt, fühlt sie den Todeskampf mit, da sie ein Todesengel ist. Als eine ihrer Schülerin ermordet wird, bekommt sie das daher mit und versucht, ihr zur Hilfe zu kommen. Aber zu spät. Sie gerät selber in Verdacht und braucht einen Anwalt - na und, wer könnte das sein?

 

Die Autorin ist auf phantastische Geschichten spezialisiert. Bei Twitter folge ich ihr schon ein Weilchen.

 

Mit Engelszungen von Katrin Ils

Jack Mason, der Ich-Erzähler, ist kein Engel. Er ist ein Hexer. Und ein Detektiv, in argen Schwierigkeiten. Dass er kein Hexer ist, hat unter anderem den Charme, dass erotische Gedanken ihn gelegentlich ablenken und er bedauert, dass Engel eben diese Gedanken fremd sind - und mit einem (weiblichen) Engel bekommt er hier sehr viel zu tun.  

 

Eine der vielen Wienerinnen in dieser Antho - mit Homepage (wird aber gerade bearbeitet). Bei Twitter ist sie auch. Plus Patreon-Page. Dark Fantasy ist ihre Spezialität.

 

Der Junge von Catherine R. Striker

Sehr gelungen! Von Anfang an spannend. Die Protagonistin passt als Schutzengel auf einen dreijährigen Jungen namens Leon auf und hört dabei stets die Stimme des Erzengels Simon. Hierbei hat sie ähnliche Bedürfnisse wie ein Mensch, überspringt aber immer wieder mehrere Tage als Zeitreise, weshalb sie Leon nicht immer im Blick haben kann.

Ich errate die Pointe kurz vor dem Ende - allerdings längst nicht das gesamte Ausmaß dessen. Eine sehr gute Idee! Die hätte dieser Antho sonst sehr gefehlt.

 

Polly von Nele Mai

Kleiner Ausflug in das London vor circa hundert Jahren. Jack the Ripper hat vor etwa fünfundreißig Jahren mit dem Morden aufgehört - oder etwa nicht? Es gibt neue Opfer. 

Der Ich-Erzähler leidet noch immer darunter, dass er seinen Schützling Polly damals nicht hat retten können. Doch dann bekommt er viel dringlichere Probleme.

 

Der Diamant unter Sandkörnern von Frederik Elting

"Tokio, Mexico City, Nairobi. Wo Menschen sich sammelten, gab es Sünde." Aber Menschen habe die Wahl. Immer. Im Gegensatz zu Engeln. Erinnert mich ein wenig an den Text des wunderbaren Songs von Tool "Right in two".   

 

Diesen Autor habe ich immerhin bei Amazon gefunden.

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Kommentare: 2
  • #1

    Marcel Michaelsen (Freitag, 25 Dezember 2020 18:27)

    "Ach so, deswegen! Nun wird mir alles klar!"

    Das ist übrigens exakt der Gedanke, den ich beim Schreiben hatte, weil ich selbst nie weiß, wo mich das eigentlich hinführen wird. In diesem Fall scheinbar zu einem spannenden Ende.

  • #2

    Yvonne (Freitag, 25 Dezember 2020 18:29)

    Hi Marcel, ich weiß was du meinst, kenne ich, das Gefühl! Gut, dass die Story selber wusste, wohin sei wollte :-)