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Der gestohlene Bazillus und andere wundersame Geschichten von H. G. Wells

Harte Fakten

Titel Der gestohlene Bazillus und andere wundersame Geschichten 
Autor*in Herbert G. Wells 
Erscheinungsjahr 1895 
Seitenzahl 207 
Anzahl Geschichten 15 

Inhalt

Fazit für Eilige

Ich habe bereits Die Zeitmaschine, Krieg der Welten und Der Unsichtbare von Wells gelesen und schätze seinen den Ideenreichtum. Daher dachte ich, seine Kurzgeschichten könnten unterhaltsam sein. Das sind sie, in der Tat, wenn sie auch teilweise deutlich zu kurz dafür sind, um viel mehr zu werden als das.

Einige wenige Geschichten haben mich nicht interessiert, die habe ich abgebrochen. Doch insgesamt ist das eine tolle Sammlung und die überwiegende Mehrheit der Stories ist sehr gut gealtert.

 

Der gestohlene Bazillus

Witzige Idee, die heutzutage nicht mehr funktionieren würde, weil man heute deutlich schwerer lebende Bakterien aus einem Labor stehlen könnte. Für die damalige Zeit aber sehr schön und mit herrlicher Pointe.

 

 

Die Triumphe eines Ausstopfers

Ein Gespräch mit einem Ausstopfer. Fast eher ein Monolog. Obwohl es einige interessante Details gibt, ein paar gute Gedanken und Beschreibungen, würde ich am Ende fast sagen: Das ist keine Geschichte. Keine mit Plot. Mit Anfang, Ende, oder gar mit Pointe. 

 

Die Geschichte des Mr. Elvesham  

 

Jau. In der Hoffnung auf genau diese Art von Geschichte hatte ich das Buch gekauft. Der junge Mann namens Eden wird von einem älteren Herrn, Mr. Elvesham, angesprochen. Dieser möchte sein Vermögen an ihn vererben. Allerdings nur, wenn er gesund ist - und lässt ihn sich einiger Untersuchungen unterziehen. Da könnte man ja schon misstrauisch werden. Als der Alte ihn dann aber fragt, ob er mit ihm tauschen würde, sein Alter und die Erfahrung gegen seine Jugend - und der Junge höflich bejaht - ist mir klar, worauf es hinausläuft.

Dennoch: Es ist sehr gut gemacht, überzeugend geschrieben, spannend und die Pointe setzt noch einmal einen obendrauf.

Ein wenig erinnert es an den Film "der verbotene Schlüssel", auch wenn es da natürlich ein wenig anders lief.

 

Der Zauberladen

Auch diese Geschichte ist recht gut - und wäre tatsächlich auch für unsere Tochter geeignet. Der Ich-Erzähler geht mit einem Sohn Gip in einen Zauberladen. Gip ist begeistert von dem, was es dort so zu kaufen gibt. Der Ladeninhaber - gekonnt charakterisiert durch zwei ungleich große Ohren - führt ihnen Tricks vor, die echter und echter werden. Echte Zauberei? Sehr phantasievoll und schön rund, ohne dickes Ende, so dass es durchaus kindgerecht ist.

 

Das Tal der Spinnen

Das hat mich von Anfang an nicht gefesselt und auch im Laufe der Story kam kein Interesse auf, also rezensiere ich diese Story mal nicht.

 

Peycrafts Kur

Diese Geschichte ist außerordentlich witzig, konsequent und überraschend - und bietet außerdem zwei wundervolle Protagonisten, den Ich-Erzähler und Mr. Peycraft, einen sehr korpulenten Mann. (Die Sichtweise des Protas auf den Dicken ist nicht politisch korrekt, aber zur Zeit der Geschichte gab es ja auch noch nicht so viele Dicke.) Peycraft weiß, dass der Prota Rezepte hat - gegen allerlei - von seiner Urgroßmutter. Schnell wird klar, welches Rezept er von ihm will. Mit äußerst unterhaltsamen Folgen. Erinnert mich an Kings Geschichte "Erhebung" - auch wenn ich damit etwas jene spoilere, die die Geschichte kennen. Kings Geschichte ist länger, dafür wird dort nicht erklärt, warum passiert, was passiert.

 

Tiefsee-Piraten

Die Geschichte über Meeresungeheuer, die "Haploteuthis", ein tintenfischartiges Ungetüm mit sieben Köpfen, liest sich doch recht altmodisch. Es geht nicht über ein paar wilde Verfolgungen und die Beschreibung des Ungeheuers hinaus. Das mag damals spannend gewesen sein - heute ist es das für mich nicht gerade.

 

Jimmy Googles, der Gott

Die Geschichte ist nicht ganz so gut gealtert, die habe ich abgebrochen.

 

Der Gasfang

Diese Geschichte gibt es übrigens auch bei YouTube, vorgelesen. Habe ich zufällig entdeckt, als ich googeln wollte, was genau ein "Gasfang" ist. Selbstverständlich gibt es auch haufenweise andere Kurzgeschichten von Wells und co. dort - eine gute Möglichkeit, mal unverbindlich hineinzuhören. Etwas überrascht bin ich aber davon, dass die Geschichte dort dreißig Minuten in Anspruch nimmt, obwohl sie ja nur elf Seiten hat. 

Die Geschichte ist - zumindest gegen Ende - eine gelungene Schauergeschichte, die das Grauen sehr heißer Temperaturen gekonnt schildert.

 

Ein Straußenhandel

Eine echt witzige kleine Geschichte, deren Pointe ich erst kurz vor Schluss erahne. Vier Strauße - und einer davon hat einen sehr wertvollen Diamanten verschluckt. Aber welcher der Tiere war es? Der Straußenbesitzer erhält Kaufangebote, die er zunächst ausschlägt, irgendwann aber versteigert er die Strauße, allerdings nur drei davon, einen behält er selber, um ebenfalls eine Chance auf den Diamanten zu haben. Gekonnt erzählt, intelligenter, sehr kurzer Plot. Gelungen.

 

Ein Nachtfalter (Genus novum)

Ein unterhaltsamer Streit zwischen Gelehrten, der von der Öffentlichkeit mit Interesse verfolgt wird. Der eine, Pawkins, stirbt an der Grippe und lässt den anderen alleine zurück, der ihn bald vermisst, so gewohnt war er es, sich in seiner Forschung an dem Gegner zu messen. Alsbald sieht er dann zum ersten Mal den Nachtfalter - den er, als Spezialist, noch nie gesehen hat. Was mag das für ein Exemplar sein? Und warum kann ihn außer ihm niemand sehen?

Die Verfolgungsjagd auf den Falter zieht sich etwas, auch wenn ich von dem Detailreichtum durchaus beeindruckt bin.

 

Mr. Ledbetters Urlaub

Witzige, und auch spannende Geschichte. Ein Dorfpfarrer, Mr. Ledbetter, trinkt mit einem Fremden und versteigt sich in die Idee, das Leben könne als Einbrecher spannender sein. Ledbetter, leicht angeduselt, bricht danach voller Elan tatsächlich in ein Haus ein, nur um sich selber zu zeigen, dass er sich traut. Das ist dermaßen überzeugend geschrieben, dass ich voll mitgehe. Schließlich landet er unter dem Bett des Hausbesitzers, da dieser in dem Moment nach Hause kommt, als Ledbetter im Obergeschoss weilt. Die überraschende Wendung ist, dass der Hausbesitzer der Verbrecher ist und Ledbetter durch seinen Einbruch Mitwisser wird. Eine herrliche Story und Ledbetter ist ein liebenswerter, etwas tollpatschiger Protagonist.

 

Der gestohlene Körper

Ein Herr übt, sich von seinem Körper zu trennen - und es gelingt. Doch nach einer Weile macht sich sein Körper selbstständig. Wie kommt er nun wieder hinein?

Ganz spannende Geschichte, interessant fand ich vor allem die zwei unterschiedlichen Perspektiven, einmal ein Kollege des Mannes, dem dies zugestoßen war und danach noch einmal aus Sicht des Betroffenen.

 

Die Äpyornis-Insel

Die Geschichte fesselt mich auf den ersten beiden Seiten nicht, daher abgebrochen.

 

Der Herr der Dynamos

Was Rassismus betrifft, ist die Geschichte nicht sehr gut gealtert, weshalb ich hier auf das Rezensieren verzichten möchte.

 

In der Tiefe

Spannend. Obwohl ja heute ganz andere Dinge möglich sind. Ein Wissenschaftler lässt sich in einer Kugel das Meer hinunter - und entdeckt eine ganz neue Welt. Ausreichend interessant wäre ja schon gewesen, was er tatsächlich da unten an Fauna beobachtet, aber es kommen noch phantastische Elemente hinzu. Die Pointe erinnert ein wenig an Wells' Zeitmaschine.  

 

Ein Traum von Armageddon

Der Ich-Erzähler liest ein Buch über Träume. Ihm gegenüber sitzt ein Herr, der dies bemerkt und den dies veranlasst, ihm von seinem wiederkehrenden Traum zu berichten. Einem äußerst beunruhigendem Traum über Krieg und Tod.  

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